Urteil gefallen
Weil er kritische Artikel geschrieben hatte: Ex-Beamter in Las Vegas tötete Reporter
- Veröffentlicht: 29.08.2024
- 15:55 Uhr
- Stefan Kendzia
Ein aufsehenerregender Mordfall in Las Vegas ist mit einem Schuldspruch zu Ende gegangen: Ein ehemaliger Bezirksbeamter soll einen Reporter ermordet haben, nachdem dieser kritische Artikel über ihn geschrieben hatte.
Muss man in den USA um sein Leben fürchten, wenn man als Journalist kritisch über bestimmte Vorgänge und Personen schreibt? Die Staatsanwaltschaft jedenfalls vermutet genau das als Tatmotiv, das den Ex-Beamten und jetzt verurteilten Mörder Robert Telles dazu angetrieben hat, einen Reporter zu erstechen.
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Mörder hatte eine besondere Beziehung zu seinem Opfer
Als Reporter Jeff German im September 2022 vor seinem Haus ermordet wurde, soll er nicht zufällig ausgewählt worden sein. Denn sein Mörder hatte eine ganz besondere Verbindung zu seinem Opfer. Der Täter, ehemaliger Bezirksamtsleiter in Las Vegas, hatte zu seiner aktiven Zeit Nachlässe von Menschen ohne jegliche Nachkommen verwaltet, wie "New York Times" berichtet.
Dabei soll Telles nicht gerade zimperlich mit seinen Mitarbeiter:innen umgegangen sein. Er soll Menschen in seinem Team bevorzugt haben und auch eine "unangemessene Beziehung" mit einem oder einer Mitarbeitenden geführt haben. Stoff, den Reporter German journalistisch verarbeitet und für dessen Veröffentlichung er gesorgt haben soll.
Tatmotiv: Investigative Arbeit und eine brisante Story
Telles selbst soll die Vorwürfe Germans bestritten haben - dennoch habe er einen Monat nach Erscheinen des Artikels seine Wiederwahl in sein Amt verloren. German soll dennoch weiter über Telles' Machenschaften berichtet haben. Und musste wohl aus diesem Grund sterben. Zumindest soll die Staatsanwaltschaft das als Tatmotiv identifiziert haben und will damit auch die Geschworenen überzeugt haben.
Zum angeblichen Tatmotiv konnte die Staatsanwaltschaft aber noch weitere Beweismittel vorlegen: An den Händen des Toten soll DNA von Telles gefunden worden sein. Videoaufzeichnungen zeigten auffällige Kleidungsstücke, die der Täter getragen haben soll. Es handele sich dabei unter anderem um einen Strohhut, Turnschuhe und eine graue Tasche. Gegenstände, die bei Telles gefunden worden sein sollen.
In den Aufzeichnungen ist zudem ein Auto zu sehen, das dem von Telles zum Verwechseln ähnlich sehen soll. Die Verteidigung kritisierte das alles dennoch als zu einseitig. Telles sei hinters Licht geführt worden, wie sein Verteidiger Robert Draskovich anprangerte. "Diese Artikel waren kein Motiv für einen Mord", sagte Draskovich. "Und wir alle wissen, dass die Ermordung eines Journalisten nicht das Ende einer solchen Geschichte ist."
Verurteilter sprach von einer Verschwörung gegen ihn
Telles selbst sprach vor Gericht drei Stunden lang über seine Unschuld und darüber, dass es sich bei dem Mord um einen professionellen Auftragsmord gehandelt haben müsse. Er vermutete eine Verschwörung gegen ihn, weil er versucht habe, Reformen in seinem Amt durchzusetzen.
Die "alte Garde" sei dadurch verärgert worden. Glenn Cook, Chefredakteur des "Las Vegas Review-Journal", soll das völlig anders gesehen haben und stellte in einer Erklärung klar, dass die Jury "ein Maß an Gerechtigkeit für Jeff German" geliefert habe. "Jeff wurde getötet, weil er die Art von Arbeit machte, auf die er sehr stolz war: Seine Berichterstattung zog einen gewählten Beamten für schlechtes Verhalten zur Rechenschaft und gab den Wählern die Möglichkeit, jemand anderen für den Job zu wählen", sagte Cook.
Anders als in den USA vermutet, erhielt Telles nicht die Todesstrafe, obwohl diese neben Nevada in 26 weiteren Bundesstaaten verhängt werden kann, wie "Tagesschau" berichtet. Das Urteil für Telles besteht aus einer lebenslangen Haft mit der Möglichkeit einer Bewährung nach 20 Jahren.
- Verwendete Quellen:
- Tagesschau: "Zu brutal - und zu teuer"
- New York Times: "Former Las Vegas Official Convicted in Journalist’s Murder"