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Maßnahmen gefordert

Leitungswasser-Test: Chemikalie TFA in vielen EU-Ländern nachgewiesen - auch in Deutschland

  • Veröffentlicht: 18.07.2024
  • 13:00 Uhr
  • Clarissa Yigit
Die Chemikalie TFA, die im Verdacht steht, hormonelle Veränderungen und ein erhöhtes Krebsrisiko zu verursachen, wurde in vielen Leitungswasserproben nachgewiesen. (Symbolbild)
Die Chemikalie TFA, die im Verdacht steht, hormonelle Veränderungen und ein erhöhtes Krebsrisiko zu verursachen, wurde in vielen Leitungswasserproben nachgewiesen. (Symbolbild)© Antonioguillem - stock.adobe.com

Elf Umweltorganisationen untersuchten das Leitungswasser in elf EU-Ländern auf Chemikalien. Das Ergebnis gibt zu denken.

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Inhalt

  • Maßnahmen gefordert
  • Das ist Trifluoracetat (TFA)
  • TFA-Kontamination in deutschem Trinkwasser

Leitungswasser sollte sauber und frei von Chemikalien sein, da es häufig auch als Trinkwasser genutzt wird.

Laut einer aktuellen Studie von elf Umweltorganisationen aus Europa sollte allerdings nicht immer gleich der Hahn aufgedreht werden, um den Durst zu stillen. Grund für diese Vorsichtsmaßnahme ist die festgestellte Chemikalie Trifluoracetat (TFA) in mehreren Regionen. So wurde TFA in 34 von 36 europäischen Leitungswasserproben (94 Prozent) aus elf EU-Ländern nachgewiesen. Stark belastet war dabei auch das Leitungswasser in zwei Bundesländern in Deutschland.

Zudem fanden die Forscher:innen in 12 von 19 abgefüllten Mineral- und Quellwässern (63 Prozent) die Chemikalie.

Im Video: Wasserknappheit auf Mallorca - Erste Gemeinde ergreift drastische Maßnahmen

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Maßnahmen gefordert

Dennoch gaben die Forscher:innen zunächst Entwarnung, da von den festgestellten TFA-Werten noch keine Gefahr ausgehe. Demnach könne das Leitungswasser noch in allen Bundesländern bedenkenlos getrunken werden, berichtet der "Focus".

"Nach dem derzeitigen wissenschaftlichen Kenntnisstand über die Toxizität der Chemikalie scheinen die von uns festgestellten TFA-Werte noch innerhalb der Sicherheitsgrenzen zu liegen. Allerdings sind die Toxizitätsdaten begrenzt und unvollständig, sodass eine Unterschätzung des Risikos nicht ausgeschlossen werden kann", schreiben die Studienverfasser:innen.

Um auch zukünftig sauberes Leitungswasser gewährleisten zu können, fordern die Expert:innen Maßnahmen zur Verhinderung einer weiteren TFA-Kontamination sowie einen gesetzlichen Grenzwert für die TFA-Belastung im europäischen Leitungswasser. Zudem halten die Umweltorganisationen hinter der Studie ein "sofortiges Verbot von polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS-Pestiziden)" für notwendig.

:newstime
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Das ist Trifluoracetat (TFA)

TFA ist eine wasserlösliche, beständige Carbonsäure. Sie ist in der Umwelt weit verbreitet. Die Chemikalie gelangt etwa durch industrielle Prozesse (beispielsweise Kühlwasser) oder durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft (zum Beispiel PFAS-Pestizide) in das Leitungswasser.

Trifluoracetat zählt zu den PFAS-Pestiziden, die als Hauptursache für die Wasserverschmutzung mit TFA gelten. PFAS kommen unter anderem in Pfannen mit Antihaftbeschichtung, Farben, Kosmetik oder Körperpflegeprodukten vor. TFA dient als Grundchemikalie für die Produktion fluorierter Stoffe, so das Versorgungs-Unternehmen Gelsenwasser. Es wird aus vielen Stoffen gebildet, kann aber selbst nicht abgebaut werden ("Ewigkeits-Chemikalie").

Aufgrund seiner physikalisch-chemischen Eigenschaften (ein sehr persistenter und sehr mobiler Stoff) gelangt dieser leicht in den Wasserkreislauf und reichert sich dort im Laufe der Zeit an.

Die Chemikalie steht im Verdacht, hormonelle Veränderungen und ein erhöhtes Krebsrisiko zu verursachen.

Im Video: Mineralwasser im Test - Pestizide und Schadstoffe nachgewiesen

TFA-Kontamination in deutschem Trinkwasser

  • Baden-Württemberg*: 1.100 Nanogramm/Liter
  • Nordrhein-Westfalen*: 1.000 Nanogramm/Liter
  • Niedersachsen*: 850 Nanogramm/Liter (Daten aus öffentlichen Quellen)
  • Niedersachsen*: 650 Nanogramm/Liter (Daten aus privaten Quellen)
  • Hessen*: 590 Nanogramm/Liter
  • Berlin*: 520 (500) Nanogramm/Liter
  • Brandenburg: 490 Nanogramm/Liter
  • Schleswig-Holstein: 52 Nanogramm/Liter
  • Rheinland-Pfalz: 38 Nanogramm/Liter

*Testbericht vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)

Hinzu kamen noch jeweils eine Probe aus Hamburg und Niedersachsen, die keine TFA-Kontamination aufwiesen. Zu den restlichen Bundesländern der Republik wurden keine Testberichte in der Studie veröffentlicht.

Außerhalb Deutschlands wurde die höchste Kontamination mit TFA in Oberösterreich festgestellt. Hier lag der Wert bei 4.100 Nanogramm/Liter.

Die Empfehlung des Umweltbundesamtes sieht vor, dass die TFA-Konzentration im Leitungswasser unter zehn Mikrogramm (10.000 Nanogramm) gehalten werde, schreibt der "Focus".

  • Verwendete Quellen:
  • Focus: "Bedenkliche Chemikalie im Leitungswasser - zwei Bundesländer müssen besonders aufpassen"
  • Gelsenwasser: "Trifluoracetat (TFA) gelangt leicht in den Wasserkreislauf"
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