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Zollstreit zwischen China und USA

Wegen Trumps Zoll-Rausch: Billigprodukte aus China könnten europäischen Markt fluten

  • Veröffentlicht: 10.04.2025
  • 16:46 Uhr
  • Claudia Scheele
Nächste Runde im Handelskonflikt zwischen den USA und China.
Nächste Runde im Handelskonflikt zwischen den USA und China.© REUTERS

Im Zollstreit zwischen den USA und China könnte der europäische Markt in Zukunft mit Billigwaren nur so geflutet werden. Expert:innen erklären, wie sich die EU schützen kann.

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Inhalt

US-Präsident Donald Trump hat im Zollstreit für einige Länder die Sonderzölle ausgesetzt. Währenddessen spitzt sich der Zollkonflikt zwischen den USA und China immer weiter zu. Trump erklärte auf seinem eigenen Netzwerk "Truth Social", dass er aufgrund des mangelnden Respekts, den China den Weltmärkten entgegenbringe, den Zollsatz auf Einfuhren aus China mit sofortiger Wirkung auf 125 Prozent erhöhe.

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Zuletzt hatte Peking als Antwort auf eine vorherige US-Zollerhöhung in Höhe von 50 Prozent Gegenzölle im gleichen Umfang verkündet - die Sonderzölle auf alle US-Einfuhren sollen nun 84 Prozent betragen und am Donnerstag (10. April) in Kraft treten, teilte die chinesische Führung mit. Die Volksrepublik hatte schon mehrfach gedroht, mit eigenen Maßnahmen auf US-Zölle zu reagieren.

China war einer der wichtigsten US-Handelspartner

Nach Mexiko und Kanada war China bislang der drittwichtigste Handelspartner der USA. Im vergangenen Jahr war China sogar der zweitgrößte Importeur in die USA. "Waren aus der Gruppe 'Elektromechanische und audiovisuelle Geräte sowie deren Teile und Zubehör' machten 2024 den größten Anteil der chinesischen Exporte in die USA aus", sagt Wan-Hsin Liu vom Kieler Institut für Weltwirtschaft. Ein Grund dafür dürften große Firmen wie Tesla und Apple sein, die in China produzieren oder montieren.

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Die meisten iPhones werden in China produziert. Zählt man alle Zollmaßnahmen der Trump-Regierung zusammen, werden auf Einfuhren aus der Volksrepublik in die USA mittlerweile Abgaben von 125 Prozent fällig. Apple wolle nun zunächst iPhones aus Indien in die USA liefern, während Konzernchef Tim Cook eine Ausnahme von den Zöllen zu erwirken versuche, schrieb das "Wall Street Journal". Um langfristige Investitionen in den Lieferketten umzukrempeln, sei die Lage noch zu unklar, hieß es unter Berufung auf informierte Personen. Für Waren aus Indien verhängte Trump einen Zoll von 27 Prozent, die zunächst jedoch für 90 Tage ausgesetzt werden.

Pharma bisher nicht betroffen - dafür Textilien

Neben der Technik hat China auf dem US-Markt auch einen festen Platz in Pharma und Bekleidung. Neben Antibiotika werden ein großer Teil von chemischen Vorprodukten für die Pharmaindustrie in China hergestellt. Obwohl diese Branche aktuell noch nicht von den Zöllen betroffen ist, hat Trump das für die Zukunft nicht explizit ausgeschlossen.

In den Branchen Möbel, Schuhe und Bekleidung ist China ebenfalls einer der wichtigsten Importeure in die USA: Neben China gehören laut Wan-Hsin auch Bangladesch und Vietnam zu den wichtigsten textilproduzierenden Ländern. Auch diese beiden Länder sind von den angekündigten Zöllen betroffen.

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Für die chinesischen Firmen macht es mit 125 Prozent Zoll nun wenig Sinn, weiter in die USA zu liefern. Daher warnt der deutsche Außenhandelsverband BGA davor, dass der europäische Markt nun mit einem Teil dieser Produkte rechnen muss. BGA-Präsident Dirk Jandura erklärte im Gespräch mit dem rbb: "China hat natürlich ein Vielfaches unseres Handelsvolumens mit den USA und das muss sich eben auch irgendwo bahnbrechen." Das könnte für den europäischen Markt bedeuten, dass er mit günstigen Produkten geflutet wird.

Konkurrenz auf europäischen Markt könnte steigen

Auch das IW Köln warnt vor diesen Konsequenzen. "Die Auswirkungen für Europa, die sich durch die Zollspirale der USA mit China ergeben, sind erheblich", erklärt der Experte Jürgen Matthes im Gespräch mit "tagesschau.de". "Europäische Firmen sehen sich schon bislang mit einer starken Konkurrenz aus China konfrontiert."

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Nicht nur China hat das Problem mit dem Überschuss an Waren. "Während des ersten USA-China-Handelskriegs haben viele chinesische Unternehmen ihre Produktion teilweise in ASEAN-Länder verlagert", erklärt Wan-Hsin Liu vom Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW). "Einige dieser Länder sind jetzt ebenfalls mit sehr hohen Zollsätzen seitens der US-Regierung konfrontiert, sodass auch für diese Waren sehr wahrscheinlich alternative Märkte gesucht werden", so Wan-Hsin Liu weiter.

Preise könnten sinken - mit Konsequenzen für europäische Firmen

Für Verbraucher:innen bedeutet das, dass die Preise auf bestimmte Produkte teils stark sinken könnten. Doch für europäische Hersteller und Händler könne das problematisch werden, warnt BGA-Präsident Jandura.

Die EU muss nun eine Lösung finden, damit der europäische Markt nicht darunter leidet. Eine Lösung könnte ein Importkontingent sein, bei dem ein Höchstmaß für den Warenimport festgelegt wird. "Beschränkt man nur die Importe aus China mit einem Kontingent oder werden die weltweiten Importe beschränkt? Das ist nicht so trivial", erklärt IW-Experte Matthes.

Die EU-Kommission möchte sich in der nächsten Woche damit beschäftigen und hatte angekündigt, Industriebetriebe vor "indirekten Auswirkungen der Handelsumlenkung" schützen zu wollen. Wie genau dies aussehen könnte, ist jedoch noch nicht klar.

Erhebt auch die EU höhere Zölle auf chinesische Importe?

Auch die EU könnte höhere Zölle auf chinesische Einfuhren nach Europa einführen, um eine Importschwemme abzuwenden. "Allerdings mildern sie den höheren Konkurrenzdruck möglicherweise nicht genug, da Importe weiter möglich sind und der Importanstieg zu wenig eingedämmt wird - außer man erhebt sehr hohe Zölle", betonte Matthes.

Die Folgen des Handelskrieges zwischen den USA und China könnten auch den Konkurrenzdruck in Schwellenländern für europäische Firmen erhöhen. "Ein relevanter Anteil der europäischen Exporte geht in Schwellenländer - und da nimmt China den europäischen Firmen schon jetzt Marktanteile weg. Werden die chinesischen Exporte, die eigentlich für die USA bestimmt waren, umgeleitet, dann könnte das gerade in Schwellenländern einen enormen Preiskampf auslösen", so Matthes. In einem Preiskampf würde Europa wohl verlieren, prognostiert auch Wan-Hsin vom IfW.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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