Biotechnologie
Milliardenverlust: Pharmakonzern Biontech schreibt miese Zahlen
- Aktualisiert: 06.08.2024
- 14:19 Uhr
- dpa
Die Jahre satter Einnahmen durch den Corona-Impfstoff sind längst vorbei. Biontech steckt alle Kraft in die Entwicklung neuer Produkte und schreibt im ersten Halbjahr unter dem Strich tiefrote Zahlen.
Das Wichtigste in Kürze
Biontech verzeichnet im zweiten Quartal einen hohen dreistelligen Millionenverlust aufgrund von Investitionen in die Entwicklung neuer Krebstherapien.
Das Unternehmen strebt die erste Zulassung eines Krebsmedikaments im Jahr 2026 an und plant jährliche Marktzulassungen in der Onkologie.
Trotz des Rückgangs der COVID-19-Impfstoffumsätze hält Biontech an seiner Umsatzaussicht für das Jahr fest und erwartet den Großteil des Umsatzes im vierten Quartal.
Auf dem Weg zur Zulassung neuer Produkte etwa zur Behandlung von Krebs muss Biontech im zweiten Quartal einen hohen dreistelligen Millionenverlust hinnehmen. Das Defizit war mit 807,8 Millionen Euro mehr als viermal so groß wie im Vorjahreszeitraum, als ein Verlust von 190,4 Millionen zu Buche stand. Im ersten Halbjahr 2024 summierte sich der Nettoverlust auf 1,12 Milliarden Euro, wie das Mainzer Unternehmen mitteilte. Im Vorjahreshalbjahr war noch ein Gewinn von 311,8 Millionen eingefahren worden.
Biontech will 2026 erste Krebs-Zulassung bekommen
"Wir machen Fortschritte hin zu unserem Ziel, ein Unternehmen mit zugelassenen Medikamenten gegen Krebs und Infektionskrankheiten zu werden", sagte Unternehmenschef und Mitbegründer Ugur Sahin. Allein im zweiten Quartal investierten die Mainzer nach eigenen Angaben 525,6 Millionen Euro in "nicht-Covid-19-bezogene Aktivitäten", also vor allem in die Onkologie und Präparate gegen Infektionskrankheiten - das waren den Angaben zufolge rund 90 Prozent aller Forschungs- und Entwicklungskosten.
Nach wie vor strebt Biontech eine erste Marktzulassung für ein Krebsmedikament im Jahr 2026 an, ab dann seien jährliche Marktzulassungen in der Onkologie geplant.
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Für das Gesamtjahr 2024 rechnet das Unternehmen nach Erlösen von 128,7 Millionen Euro im zweiten Quartal (167,7 Mio. im Vorjahreszeitraum) nach wie vor mit einem Gesamtumsatz von 2,5 bis 3,1 Milliarden Euro, wobei das Gros der Erlöse im vierten Quartal erwartet werde.
Covid-19-Impfstoff bringt immer weniger Geld
Den neuerlichen Umsatzrückgang im zweiten Quartal erklärte Biontech mit schrumpfenden Einnahmen mit Covid-19-Impfstoff, die Nachfrage werde immer saisonaler. Finanzvorstand Jens Holstein erwartet, dass in diesem Geschäft der Tiefpunkt für das laufende Geschäftsjahr erreicht ist.
Begonnen haben die Mainzer mit der Markteinführung eines angepassten Covid-19-Impfstoffs für die Impfsaison 2024/25, Zulassungen gibt es demnach bereits für die EU und Großbritannien, weltweit laufen nach Biontech-Angaben in mehr als 40 Ländern Zulassungsanträge. In den USA rechnet Biontech mit einer Zulassung bis Mitte September, wie Sahin erklärte.
Finanzvorstand Holstein sagte, Biontech fokussiere sich im weiteren Verlauf des Geschäftsjahres 2024 auf die langfristige Wachstumsstrategie, vor allem den Fortgang laufender klinischer Studien - diese laufen zu mehreren Krebsarten oder zu kombinierten Impfstoffen wie einem gegen Covid-19 und Influenza - sowie den Ausbau von Produktionskapazitäten etwa für mRNA am Stammsitz in Mainz sowie in Marburg.