Nach Gletscher-Abbruch in Grönland
Flutwelle bis zu 200 Meter hoch: Mega-Tsunami wütet neun Tage lang in der Arktis
- Aktualisiert: 16.09.2024
- 11:15 Uhr
- Daniela Z.
Das Abrutschen eines Gletschers in Grönland hat einen Mega-Tsunami ausgelöst. Er erreichte Wellenhöhen von bis zu 200 Metern und zerstörte unter anderem eine Forschungsstation auf Ella Island.
Das Wichtigste in Kürze
Ein Gletscherabbruch in Grönland verursachte einen Mega-Tsunami, der seismische Signale weltweit auslöste.
Der Tsunami erreichte Höhen von bis zu 200 Metern und verwüstete Teile von Ella Island, wo eine Forschungsstation zerstört wurde.
Die außergewöhnlichen Flutwellen hielten neun Tage an und verdeutlichen die Auswirkungen des Klimawandels auf die Arktis.
Im September des vergangenen Jahres erlebte Grönland ein Naturereignis von beispielloser Intensität: Eine gewaltige Gletscherspitze brach plötzlich ab und stürzte ins Meer. Diese plötzliche Erosion führte zu einem Mega-Tsunami, der die Welt mit mysteriösen seismischen Signalen in Aufregung versetzte.
200-Meter-Wellen zerstören Forschungsstation
Mehrere Wissenschaftler:innen, unter anderem vom University College London und vom Université de Strasbourg, untersuchten ein Jahr lang die Auswirkungen des Naturereignisses. Sie veröffentlichten ihre Ergebnisse im Wissenschaftsjournal "Science".
Bisher bereits klar: Der Hangrutsch ereignete sich im unbewohnten Dickson Fjord. An den steilen Felshängen des Fjords soll demnach Gestein auf einer Fläche von etwa 160.000 Quadratmeter geschätzt 300 bis 400 Meter in die Tiefe gestürzt sein. In der Fachzeitschrift "The Seismic Record" hatten die Wissenschaftler:innen eine Studie veröffentlicht, die den Vorfall detailliert beschrieb.
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Ihre neuen Erkenntnisse: Über neun Tage hinweg rollten die gewaltigen Wellen durch den Dickson Fjord und erzeugten eine Flutwelle, die in ihrer Spitze atemberaubende 200 Meter hoch war und bis zu zwei Kilometer breit wurde. Die enormen Wassermassen zerstörten unter anderem eine vom dänischen Militär genutzte Forschungsstation auf Ella Island im Nordwesten Grönlands.
Die Wissenschaftler:innen weisen nun auf den Klimawandel als Hauptursache hin, der die ungewöhnlich hohen Temperaturen und die Instabilität des Gletschers verursachte.
"Unsere Erkenntnisse verdeutlichen, wie der Klimawandel zunehmend Polarregionen für große Erdrutsche anfällig macht", heißt es in der Einleitung des wissenschaftlichen Artikels.
Die Beobachtungen belegen, wie empfindlich und dynamisch die Erde auf die durch den Klimawandel hervorgerufenen Veränderungen reagiert - und wie unverhofft sich solche Naturgewalten entfalten können.
Klimawandel: Zweitheißester Juli seit Beginn der Aufzeichnungen
Die globale Temperatur hat im abgelaufenen Juli den zweithöchsten jemals gemessenen Juli-Wert erreicht. Der Monat lag 1,48 Grad Celsius über dem geschätzten Juli-Durchschnitt für 1850 bis 1900, der vorindustriellen Referenzperiode, wie der Klimawandeldienst Copernicus der Europäischen Union mitteilte.
Einen Blick werfen die Klimawandel-Fachleute auch auf die Arktis. Dort verzeichneten sie im Juli sieben Prozent weniger Eis als im Durchschnitt. Auch in der Antarktis fanden sie anhand der Satellitendaten weniger Eis, sogar elf Prozent weniger als im Schnitt. Das sei das zweitwenigste Juli-Eis seit Beginn der Aufzeichnungen 1979.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa
- Studie Deutsches Geoforschungszentrum (GFZ): "The 16 September 2023 Greenland Megatsunami: Analysis and Modeling of the Source and a Week-Long, Monochromatic Seismic Signal"