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Monsterwelle

200-Meter-Welle in Grönland: Forscher rekonstruieren Tsunami

  • Aktualisiert: 26.08.2024
  • 09:38 Uhr
  • Stefan Kendzia
Grönland-Fjorde aus der Vogelperspektive. 2023 geschah im Dickson-Fjord ein Felssturz mit gewaltigen Folgen.
Grönland-Fjorde aus der Vogelperspektive. 2023 geschah im Dickson-Fjord ein Felssturz mit gewaltigen Folgen.© REUTERS

Im September 2023 wackelte die Erde. Grund war ein gewaltiger Felssturz in einem Fjord in Grönland. Dieser sorgte für eine Tsunami-Welle, die bis zu 200 Meter Höhe betragen haben soll. Ein Forschungsteam hat nun die Monsterwelle rekonstruiert.

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Beinahe hätte die Monsterwelle vom Dickson-Fjord in Grönland tödliche Folgen für das ganze Team einer Forschungs- und Militärstation gehabt. Als es zum Tsunami gekommen ist, waren die Soldaten und ihre Hunde gerade nicht vor Ort. Was genau nach dem Felssturz passierte, offenbart nun eine Studie.

Im Video: Diese Bedrohung schlummert im Boden von Grönland

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Hangrutsch mit ungeahnten Folgen

Ein Forschungsteam um Angela Carrillo Ponce vom Deutschen Geoforschungszentrum (GFZ) in Potsdam interessierte sich besonders für eine Naturkatastrophe, die sich im September 2023 in Grönland ereignet haben soll.

Demnach habe ein Hangrutsch für eine Tsunami-Welle gesorgt - selbst in tausenden Kilometern Entfernung soll dieses Ereignis als Signal registriert worden sein, wie "Geo" berichtet. In der Fachzeitschrift "The Seismic Record" haben die GFZ-Wissenschaftler:innen nun eine Studie veröffentlicht, die den Vorfall detailliert beschreibt.

Monsterwelle verwüstete Militärbasis in 60 Kilometern Entfernung

Der Hangrutsch ereignete sich im unbewohnten Dickson Fjord. An den steilen Felshängen des Fjords soll demnach Gestein auf einer Fläche von etwa 160.000 Quadratmeter geschätzt 300 bis 400 Meter in die Tiefe gestürzt sein.

Mehr als genug Material, um eine Monsterwelle auszulösen, die in rund 60 Kilometern Entfernung die vorgelagerte Insel Ella traf. Glück im Unglück: Die Welle verwüstete dort eine Militärbasis, die nicht besetzt war. 

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Eine Woche schwappte das Wasser hin und her

Das Interessante an diesem Ereignis soll weniger die Monsterwelle oder der Felssturz gewesen sein. Sondern seismische Signale, die noch eine Woche nach dem Hangrutsch aufgezeichnet worden sein sollen.

Die Forschenden haben nun in einer Studie das langsame Abklingen und die dominante Schwingungs­dauer der lang­anhaltenden Resonanzsignale modellieren können. Der Grund für die ungewöhnlichen "Nach-Schwingungen" war eine "stehende Welle", die infolge des Felssturzes und dem Tsunami in der engen Bucht entstanden ist.

Acht Tage lang soll diese zwischen den steilen Felswänden hin- und hergeschwappt sein. Sie soll das Wasser eine Woche lang aufgewühlt haben, bevor sie verschwand. Die Schwingungen konnten unter anderem auch in verschiedenen Teilen Deutschlands aufgezeichnet werden.

"Allein schon die Tatsache, dass das Signal einer durch einen Bergsturz ausgelösten hin- und herschwappenden Welle in einem abgelegenen Gebiet Grönlands weltweit und über eine Woche lang beobachtet werden kann, ist aufregend", so Angela Carrillo Ponce, die an der Studie beteiligt war. "Deshalb hat uns in der Seismologie dieses Signal am meisten beschäftigt."

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Globale Erwärmung könnte Häufigkeit von Erdrutschen und Tsunamis erhöhen

Wie "Der Spiegel" berichtet, soll der dieser Tsunami das erste bekannte Extremereignis für Ostgrönland gewesen sein. Aufgrund der Arktis-Erwärmung, die schneller und stärker voranschreitet als alle anderen Erdteile, könnte der Vorfall kein Einzelfall bleiben.

"Die Auswirkungen der globalen Erwärmung und die Veränderungen des Permafrosts werden wahrscheinlich die Hangstabilität weiter verringern und die Häufigkeit von Erdrutschen und Tsunamis erhöhen", warnen die Forschenden in ihrer aktuellen Studie.

  • Verwendete Quellen:
  • Spiegel: "Die Monsterwelle im Dickson-Fjord"
  • Geo: "200 Meter hohe Welle: Forschende rekonstruieren Monster-Tsunami an Grönlands Ostküste"
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