Nach Attentat auf den Ex-US-Präsidenten
"Für Trumps Ohr": Putins Militär mit zynischen Botschaften auf Granaten an Ukraine-Front
- Veröffentlicht: 16.07.2024
- 13:53 Uhr
- Joachim Vonderthann
Sarkastische Sprüche auf Geschossen für den Feind haben in Kriegen Tradition. Jetzt sind Bilder von russischer Munition aufgetaucht, die auf das Attentat auf den Ex-US-Präsidenten Bezug nehmen.
Das Wichtigste in Kürze
Das Attentat auf den Ex-US-Präsidenten Donald Trump hat auch die Ukraine-Front erreicht.
Auf russischen Granaten ist die Aufschrift "Für Trumps Ohr" zu lesen.
Warum die zynische Botschaft zur Kreml-Propaganda nach dem Anschlag auf den republikanischen Präsidentschaftsbewerber passt.
Zynische Sprüche auf Raketen oder Granaten richten sich in Kriegen zumeist gegen den Feind, bei dem diese Geschosse landen sollen. Auf russischen Telegram-Kanälen sind nun allerdings Bilder aufgetaucht, die das gescheiterte Attentat auf Ex-US-Präsident Donald Trump thematisieren. Auf der Munition ist laut einem "Merkur"-Bericht vom Dienstag (16. Juli) zu lesen: "Für Trumps Ohr". Ganz offensichtlich eine Anspielung auf den Anschlag auf Trump, der von einem 20-jährigen Schützen am rechten Ohr getroffen wurde. Die Kugel hatte den Kopf des republikanischen Präsidentschaftskandidaten dabei nur ganz knapp verfehlt.
Russen-Geschosse thematisieren Attentat
Der Kreml unter Russlands Machthaber Wladimir Putin hatte das Attentat auf Trump, bei dem ein Zuschauer ums Leben kam, für eine Abrechnung mit der US-Politik genutzt - schließlich ist Washington der wichtigste Unterstützer der Ukraine in deren Abwehrkampf gegen Moskaus Invasoren. Eine Sprecherin des russischen Außenministeriums sagte, der Anschlag sei Folge einer "Politik des Schürens von Hass". Die USA sollten eine Bestandsaufnahme ihrer Politik gegen politische Gegner, Länder und Völker machen, forderte sie.
Die Sprecherin stellte in diesem Zusammenhang die Behauptung auf, dass mit US-Finanzierung von der Ukraine auch Attentate auf Kremlchef Putin vorbereitet würden. Auch Kremlsprecher Dmitri Peskow nutzte die Schüsse auf Trump, um gegen die USA zu hetzen. Die Regierung unter Joe Biden habe ein Umfeld geschaffen, in dem das möglich geworden sei, kritisierte er. Das politische System in den USA sei so, dass es in der Geschichte schon mehrfach zur Gewalt im politischen Kampf kam. Die zahlreichen Morde an politischen Gegnern in und außerhalb Russlands, das Wegsperren und Mundtot-Machen von Kreml-Kritikern verschwieg Peskow hingegen - natürlich.
Im Video: Biden nach Trump-Attentat - Diese Aussage war ein Fehler
Kreml macht US-Politik für Anschlag verantwortlich
In die vom Kreml vorgegebene Propaganda-Richtung dürften auch die Aufschriften der russischen Soldaten auf den für die Ukraine bestimmten Geschossen gehen. Während Bidens Politik gerade wegen deren Kiew-Unterstützung mit Waffen und Geld verteufelt wird, könnte Russland mit einem US-Präsidenten Donald Trump womöglich besser leben. Es waren Trumps Republikaner, die im Senat monatelang ein wichtiges Milliarden-Hilfspaket für die Ukraine verzögerten. Auch Trumps bisherige Äußerungen zum Ukraine-Krieg dürften Putin und seine Kreml-Vasallen hoffen lassen, dass die Unterstützung der Ukraine unter seiner Präsidentschaft zumindest sehr viel kleiner ausfallen könnte.
Botschaften an den Feind auf Raketen schicken - das kann allerdings auch die angegriffene Ukraine. Auf der Internet-Seite "revengefor.com" kann man gegen eine Spende von 500 Euro einen Spruch gegen die russischen Angreifer hinterlassen, der dann von ukrainischen Soldat:innen auf die Granaten geschrieben wird, wie "T-Online" vor einiger Zeit berichtete.
Das geschmacklose Spiel mit Aufschriften beherrscht aber niemand zynischer und menschenverachtender als das russische Militär. Wenige Wochen nach dem Überfall auf die Ukraine wurde im April 2022 der Bahnhofsvorplatz in der Stadt Kramatorsk von einer russischen Rakete getroffen. Ein Massaker, bei dem mehr als 50 Menschen starben, darunter mutmaßlich auch mehrere Minderjährige. Auf einem nach dem Luftschlag gefundenen Raketenteil fand sich die Aufschrift: "Für die Kinder".
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa
- "T-Online": "Ein explosiver Gruß an die russische Armee kostet 500 Euro"