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Russlands Präsident

Aufstieg und Machtspiele: Der kompromisslose Wladimir Putin

  • Aktualisiert: 14.03.2023
  • 11:16 Uhr
  • Michael Reimers
Wladimir Putin ist der amtierende Präsident der Russischen Föderation.
Wladimir Putin ist der amtierende Präsident der Russischen Föderation. © via REUTERS

Keine Schwäche zeigen und niemals nachgeben. Immer Stärke demonstrieren. Wladimir Putin scheint nach klaren Prinzipien zu leben und zu regieren – seit über zwei Jahrzehnten. Er gehört zu den mächtigsten Menschen der Welt und ist eine polarisierende Persönlichkeit. Wie wurde Putin zu dem Mann, der er heute ist?

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Steckbrief

  • Name: Wladimir Wladimirowitsch Putin
  • Beruf: Präsident der Russischen Föderation
  • Geburtsdatum: 7. Oktober 1952
  • Geburtsort: Leningrad (UdSSR), heute St. Petersburg (Russland)
  • Wohnort: Nowo-Ogarjowo, Moskauer Region (mutmaßlich)
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Kindheit, Studium und Geheimdienst

Wladimir Putin stammt aus ärmlichen Arbeiterverhältnissen: Beide Eltern waren Fabrikarbeiter in der zweitgrößten Stadt der Sowjetunion. Leningrad, das heutige Sankt Petersburg, war nach dem Zweiten Weltkrieg ein Zentrum der Industrie. Sein Vater kämpfte im Deutsch-Sowjetischen Krieg und war Kriegsverwundeter, seine Mutter überlebte die deutsche Belagerung Leningrads. Diese Darstellung verbreitet Putin selbst. Wladimir war demnach der jüngste von drei Söhnen, seine beiden älteren Brüder starben im Kindesalter – er wuchs als Einzelkind auf. Überlieferungen zufolge lernte er früh, sich durchzusetzen. Er betrieb demzufolge Kampfsport und ging keinem Konflikt aus dem Weg.

Nach der Schule blieb er in Leningrad und studierte Jura. Nach dem abgeschlossenen Studium machte er beim KGB (Komitee für Staatssicherheit) Karriere, beim Geheimdienst der Sowjetunion. 1975 startete er beim KGB, 1985 war er in der damaligen DDR (Deutsche Demokratische Republik) tätig. In Dresden sollte er Leute anwerben, die mit dem russischen Geheimdienst zusammenarbeiten wollten. Ebenso spionierte er in Zeiten des Kalten Krieges gegen die NATO. Er lernte die deutsche Sprache, die er bis heute beherrscht und entwickelte sich zu einem russischen Wirtschaftsspion.

Putins Start im Moskauer Kreml

Putins Vorgesetzter Sobtschak scheiterte bei den Wahlen 1996, woraufhin Putin seine Stellung verlor. Durch einflussreiche Freunde bekam er nach kurzer Zeit einen Posten im Moskauer Kreml, kam dadurch in die Nähe des russischen Präsidenten Boris Jelzin. 1998 machte dieser Putin zum Leiter des Inlandsgeheimdienstes FSB und Vorsitzenden im nationalen Sicherheitsrat. Ein Jahr später stieg Putin zum Ministerpräsidenten auf und wurde zum zweiten Mann in Russland hinter Jelzin.

In der Nacht der Jahrtausendwende trat Boris Jelzin als erstes demokratisch gewähltes Staatsoberhaupt Russlands überraschend zurück. Gemäß der Verfassung wurde Putin zum Nachfolger ernannt. Innenpolitisch trat er als Hardliner auf, bekämpfe die Korruption im Land und versprach die Wiederherstellung der Ehre und Würde Russlands. Den Untergang der Sowjetunion bezeichnete er später als "größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts".

Im Tschetschenien-Konflikt präsentierte sich Putin als starker Mann Russlands, der keine Kompromisse duldet. Im Jahr 2000 gab es mehrere Bombenanschläge in großen russischen Städten. Putin machte tschetschenische Separatisten dafür verantwortlich, erklärte ihnen den Krieg und ging militärisch gegen den Nordkaukasus vor. Dies kam bei seinen Landsleuten offenbar gut an: Nachdem er ohne Wahl an das Präsidentenamt gelangt war, wurde er bei der folgenden Präsidentschaftswahl 2000 mit 53 Prozent in seinem Amt bestätigt. Laut "Statista" liegen die Zustimmungswerte in Russland für Putin seit seiner Machtübernahme 2000 stetig um die 75 Prozent – im Jahr 2022 bewegten sich die Zustimmungswerte oberhalb der 80-Prozent-Marke. Auch im Januar 2023 sprachen sich trotz des Angriffskriegs auf die Ukraine noch immer rund 82 Prozent der Befragten für das Handeln Wladimir Putins aus.

Wladimir Putin: Sein Amtszeit in Bildern

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Russlands Präsident Putins Amtszeit - skurril, historisch und ereignisreich
© REUTERS

Russlands Präsident Putins Amtszeit - skurril, historisch und ereignisreich

31. Dezember 1999: Nach achtjähriger Führung übergibt Boris Jelzin (rechts) sein Amt an Ministerpräsident Wladimir Putin.
© REUTERS

31. Dezember 1999: Nach achtjähriger Führung übergibt Boris Jelzin (rechts) sein Amt an Ministerpräsident Wladimir Putin.

21. Januar 2007: Angela Merkel und Wladimir Putin werfen einen Blick auf den Hund des russischen Präsidenten - neben dem sich die Bundeskanzlerin sichtlich unwohl fühlt.
© REUTERS

21. Januar 2007: Angela Merkel und Wladimir Putin werfen einen Blick auf den Hund des russischen Präsidenten - neben dem sich die Bundeskanzlerin sichtlich unwohl fühlt.

15. August 2007: Putin reitet während seines Urlaubes in der Nähe des westlichen Sajan-Gebirges auf einem Pferd.
© REUTERS

15. August 2007: Putin reitet während seines Urlaubes in der Nähe des westlichen Sajan-Gebirges auf einem Pferd.

7. Mai 2008: Zweieinhalb Stunden nach der Ernennung des russischen Präsidenten Dmitri Medwedew wurde Putin zum Premierminister ernannt.
© REUTERS

7. Mai 2008: Zweieinhalb Stunden nach der Ernennung des russischen Präsidenten Dmitri Medwedew wurde Putin zum Premierminister ernannt.

7. Juni 2013: Nach 30-jähriger Ehe trennen sich Wladimir und seine Frau Ljudmila Putin.
© REUTERS

7. Juni 2013: Nach 30-jähriger Ehe trennen sich Wladimir und seine Frau Ljudmila Putin.

3. Oktober 2016: In Vorbereitung auf die Freilassung aus einem Eingewöhnungsgehege für Wildpferde füttert Putin die Tiere.
© REUTERS

3. Oktober 2016: In Vorbereitung auf die Freilassung aus einem Eingewöhnungsgehege für Wildpferde füttert Putin die Tiere.

18. Januar 2018: Während der Feierlichkeiten zum Dreikönigsfest steigt der russische Präsident in das eisige Wasser des Seligersees.
© REUTERS

18. Januar 2018: Während der Feierlichkeiten zum Dreikönigsfest steigt der russische Präsident in das eisige Wasser des Seligersees.

15. Juli 2018: Skurriles WM-Finale - Nur Putin (Mitte) bekam bei der regenreichen Siegerehrung einen Regenschirm.
© REUTERS

15. Juli 2018: Skurriles WM-Finale - Nur Putin (Mitte) bekam bei der regenreichen Siegerehrung einen Regenschirm.

28. Juni 2019: US-Präsident Donald Trump und Wladimir Putin erfreuten sich an ihrer ersten Begegnung während des G20-Gipfels in Japan.
© REUTERS

28. Juni 2019: US-Präsident Donald Trump und Wladimir Putin erfreuten sich an ihrer ersten Begegnung während des G20-Gipfels in Japan.

7. Oktober 2019: Putin wird während seines Urlaubs in der sibirischen Taiga fotografiert.
© REUTERS

7. Oktober 2019: Putin wird während seines Urlaubs in der sibirischen Taiga fotografiert.

21. März 2021: Während Putins Urlaub in der sibirischen Taiga posiert er auch mit seinem Fahrzeug.
© via REUTERS

21. März 2021: Während Putins Urlaub in der sibirischen Taiga posiert er auch mit seinem Fahrzeug.

15. Februar 2022: Olaf Scholz und Russlands Präsident sitzen sich - getrennt von einem sechs Meter Tisch - gegenüber.
© via REUTERS

15. Februar 2022: Olaf Scholz und Russlands Präsident sitzen sich - getrennt von einem sechs Meter Tisch - gegenüber.

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Erfolge in der Außenpolitik: Putin als starker Mann

Ziel Putins war es immer, den Macht- und Einflussbereich Russlands auszudehnen – und zwar weltweit. In der westlichen Welt war Putin zu dieser Zeit hoch angesehen und galt als pro westlich. Er hielt daher im September 2001 eine Rede im Deutschen Bundestag – zu großen Teilen auf Deutsch. Von einer guten Zusammenarbeit zwischen Russland und Europa sprach der damals 48-Jährige im Wortlaut: "Ich bin überzeugt: Wir schlagen heute eine neue Seite in der Geschichte unserer bilateralen Beziehungen auf und wir leisten damit unseren gemeinsamen Beitrag zum Aufbau des europäischen Hauses."

Einer der größten außenpolitischen Erfolge Putins: Die Aufnahme in die G7-Staaten, die durch die Aufnahme Russlands zu G8 erweitert wurden. Im Sommer 2000 nahm Putin erstmals an der Seite von Gerhard Schröder, Bill Clinton und Co. am Treffen der wichtigsten Industrieländer teil. 2002 empfing Putin den damaligen US-Präsidenten George W. Bush in Moskau – es wurde der größte Abrüstungsvertrag der Geschichte unterzeichnet. Die Bundesregierung in Deutschland sah den Vertrag als wichtigen Schritt der atomaren Abrüstung, wie der "Spiegel" berichtete. In seiner zweiten Amtszeit als Präsident von 2004 bis 2008 baute Putin seine Macht aus, insbesondere im eigenen Land. Vom ehemaligen deutschen Kanzler Gerhard Schröder wurde er hoch angesehen und bei "Beckmann" in der ARD als "lupenreiner Demokrat" bezeichnet.

Erneute offizielle Machtübernahme ab 2012

Von 2008 bis 2012 stellte Putin den Ministerpräsidenten, ehe er im Anschluss daran zu einer erneuten Amtszeit als Staatspräsident der Russischen Föderation gewählt wurde. Präsident war in diesen vier Jahren Putin-Anhänger Dimitri Medwedew – der amtierende Ministerpräsident, also Putin, war allerdings derjenige, der die Entscheidungen traf und de facto die Macht im Staat hatte. Das politische System in Russland bekam mehr und mehr autoritäre Züge. Jens Siegert, der damalige Leiter des Länderbüros Russland der Heinrich Böll Stiftung in Moskau, analysierte die Situation in Russland im Herbst 2012 als "grundlegenden Strategiewechsel Putins". Siegert weiter: "Putin wandelt sich zum Präsidenten einer konservativen, antiwestlichen, in großen Teilen vor- oder antimodernen Mehrheit. Der Minderheit drohen politische Repressionen."

Seit der erneuten offiziellen Machtübernahme 2012 wurde Putins politische Karriere von vielen oppositionellen Protesten begleitet, die er mit heftigen Mitteln zu unterbinden versuchte. Sehr prominent ist der Fall Alexej Nawalny: Der Kreml-Gegner wurde 2020 vergiftet, mutmaßlich vom russischen Geheimdienst. Zu diesem Zeitpunkt war der russische Oppositionspolitiker der gefährlichste Gegenspieler von Putin. Später wurde er in Russland verhaftet – Stichwort politische Repressionen.

Auch die außenpolitische Verschlechterung der Beziehungen zum amerikanisch geführten Westen war zu beobachten. 2014 drang Russland militärisch auf die ukrainische Halbinsel Krim und besetzte sie. Der damalige US-Präsident Barack Obama nahm diesen Angriff Russlands auf die Ukraine zum Anlass, Russland als "Regionalmacht, die einige ihrer Nachbarn bedroht" zu bezeichnen. Eine herbe Aussage gegenüber Putin, der sich zur Hauptaufgabe gemacht hatte, Russland wieder als Weltmacht zu etablieren.

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Ein weiterer Überfall auf die Ukraine

Auf die erzwungene Eingliederung der Schwarzmeerhalbinsel Krim folgte am 24. Februar 2022 der russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Diese Invasion wurde, wie auch schon die Annexion der Krim, von vielen westlichen Ländern als völkerrechtswidriges Verbrechen verurteilt. Die NATO und die EU beschlossen daraufhin umfangreiche Sanktionen gegen Russland und lieferten zudem Waffen an die Ukraine zur Verteidigung.

Gut möglich, dass das Tischtuch zwischen Putin und den westlichen Mächten dadurch endgültig zerschnitten wurde. Politikwissenschaftler:innen beschrieben Russland unter Putin als eine Demokratie, die gelenkt wird und ein politisches System, das mehr und mehr entdemokratisiert wurde. Diese Transformation ging stark mit der Kontrolle und Übernahme der russischen Medien einher. Diese Apparate werden von Putins Regierung nach wie vor genutzt, um die Rufe seiner Gegner schnell wieder verstummen – oder gar nicht erst aufkommen zu lassen.

Putin wurde sukzessive zu einer der mächtigsten und prominentesten Personen auf dem Globus. Er hat sich der westlichen Welt zugewandt, er kehrte sich von der westlichen Welt wieder ab. Dem öffentlichen Bild nach lässt er keine anderen Stimmen zu. Personen, Parteien und Gruppen, die nicht seiner Meinung sind, werden im eigenen Land offenbar klein gehalten. Über die Motivation Putins lässt sich mutmaßen. Was sicher ist: Er ist ein Mann, der öffentlich wohl keine Schwäche zulässt. Als starker Mann und Anführer aufzutreten, scheint ihm das Wichtigste zu sein.

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