Fahnder ziehen Bilanz
Weitere Details zu "Reichsbürgern" aufgetaucht: Millionenvermögen, Schießtraining und Politiker-Liste
- Veröffentlicht: 13.12.2022
- 10:25 Uhr
- Simon Traub
Durch die Ermittlungen gegen die mutmaßliche Terrorgruppe aus dem "Reichsbürger"-Umfeld sind weitere Informationen aufgetaucht. Sie sollen weitere "Feindeslisten" geführt haben und Vermögenswerte in der Schweiz haben.
Das Wichtigste in Kürze
Eine weitere "Feindesliste" mit Politiker-Namen wurde bei einem der Verhafteten gefunden.
Zudem übten mindestens vier weitere Terrorverdächtige das Schießen auf einer Anlage.
Es soll ein Hinweis auf ein Schließfach in der Schweiz aufgetaucht sein: In diesem Schließfach sollen wohl 120 Goldbarren lagern – im Wert von rund sechs Millionen Euro.
Fahnder haben im Zuge der Razzien gegen die sogenannten "Reichsbürger" weitere Details aufgedeckt: Unter anderen wurde bei einem der Verhafteten eine Liste mit zehn Politiker-Namen – inklusive der Adressen ihrer Wahlkreisbüros – aus Baden-Württemberg sichergestellt, wie der "Spiegel" berichtet. Ebenso wurden auf dieser Liste auch die Namen mehrerer Ärzte und eines Gerichtsvollziehers gefunden.
Sie wollten das Reichstagsgebäude stürmen
Viele der Festgenommenen sind mutmaßliche Mitglieder der "Reichsbürger"-Terrorgruppe und gelten als "besonders radikal und gewaltbereit", so die Ermittler. Die Gruppe soll einen Sturz der Regierung geplant haben. Sie wollten wohl am "Tag X" das Reichstagsgebäude stürmen und Abgeordnete in Handfesseln abführen. Als Rädelsführer der Gruppe gelten Heinrich XIII. Prinz Reuß und der ehemalige Kommandeur eines Fallschirmjägerbataillons, Rüdiger von Pescatore.
Wie der "Spiegel" berichtet, soll zuvor eine "Feindesliste" mit den Namen von sieben Kabinettsmitgliedern und Bundestagsabgeordneten sichergestellt worden sein: Neben Bundeskanzler Olaf Scholz sind darauf auch die Namen von Annalena Baerbock (Grüne), Kevin Kühnert und Saskia Esken (beide SPD), Friedrich Merz, Armin Laschet und Norbert Röttgen (alle CDU) festgehalten. Laut der Berliner Tageszeitung "taz" waren auch die Namen von mehreren Moderator:innen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks auf einer Liste festgehalten. Das Bundeskriminalamt hatte die betroffenen Politiker:innen informiert.
"Reichsbürger" übten das Schießen
Aufgefunden worden war sie bei Peter W., einem weiteren mutmaßlichen Mitglied der nun ausgehobenen "Reichsbürger"-Gruppe. Er soll an den Plänen der Gruppe um Prinz Reuß und Pescatore beteiligt gewesen sein, das Reichstagsgebäude zu stürmen und Abgeordnete und Regierungsmitglieder festzunehmen.
Peter W. übte weiterhin mit mindestens vier weiteren Terrorverdächtigen das Schießen. Laut den Ermittlungen trainierten die Männer im April dieses Jahres auf einer ehemaligen Bundeswehrschießanlage bei Bayreuth, die heute von einem privaten Betreiber geführt wird. Zur Tarnung haben sich die Männer offenbar unter falschen Namen eingetragen.
120 Goldbarren und Hunderte Formulare
Die Fahnder zogen eine Zwischenbilanz und präsentierten, was bei der Großrazzia gefunden wurde. Sie konnten demnach rund 90 Waffen sicherstellen, darunter Pistolen und Gewehre, Armbrüste, Messer und Macheten. Entdeckt wurde auch massig Bargeld – eine sechsstellige Summe. Zudem soll ein Hinweis auf ein Schließfach in der Schweiz aufgetaucht sein: In diesem Schließfach sollen wohl 120 Goldbarren lagern – im Wert von rund sechs Millionen Euro.
Die Gruppe könnte nach aktuellem Ermittlungsstad noch wesentlich größer gewesen sein, als bislang bekannt. Das machte ein weiterer Fund deutlich: Bei der Razzia wurde eine dreistellige Zahl von "Verschwiegenheitserklärungen", die die Personen, die sich den "Reichsbürgern" anschließen wollten, offenbar unterschrieben hatten.
Verwendete Quellen: