Nächster Warnstreik frühestens 2026
Tarifverhandlungen zwischen Deutsche Bahn und EVG: Einigung erzielt
- Aktualisiert: 17.02.2025
- 09:42 Uhr
- dpa
Reisende können sich darauf einstellen: Bei der Deutschen Bahn wird es in diesem Jahr keine Warnstreiks geben. Nach Marathonverhandlungen in Berlin steht eine Tarifeinigung mit der Gewerkschaft EVG.
Rund 192.000 Beschäftigte der Deutschen Bahn können sich demnächst über mehr Geld freuen. Nur drei Wochen nach Beginn der Tarifrunde mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) haben sich beide Seiten auf eine Erhöhung der Gehälter in mehreren Stufen bis Ende 2027 um gut 6,5 Prozent geeinigt. Der nächste Warnstreik im Konzern kommt damit frühestens im März 2026 auf die Fahrgäste zu.
"Unterm Strich haben wir hart verhandelt, haben für die Kolleginnen und Kollegen mehr Wertschätzung rausgeholt, in den schwierigen Zeiten auf jeden Fall für Sicherheit gesorgt", sagte EVG-Verhandlungsführerin Cosima Ingenschay.
DB-Personalvorstand Martin Seiler betonte: "Wir haben ein ausgewogenes Tarifergebnis erzielt mit einer sehr langen Laufzeit. Das ist eine gute Nachricht fürs Unternehmen, weil wir hier Planungssicherheit haben für einen langen Zeitraum." Die Spielräume seien eng bemessen gewesen, weil der Konzern in einer Sanierung sei.
Der neue Tarifvertrag gilt bis Ende 2027
Die erste Erhöhung von 2 Prozent erfolgt nach Angaben beider Seiten zum Juli dieses Jahres. Weitere 2,5 Prozent gibt es ein Jahr später. Zudem vereinbarten beide Seiten ein Zusatzgeld von 2 Prozent ab Dezember 2027. Neben Einmalzahlungen und speziellen Leistungen für Schichtarbeiter und Gewerkschaftsmitglieder hat die EVG außerdem eine Beschäftigungsgarantie bis Ende 2027 sowie strukturelle Tarifanpassungen zwischen einzelnen Berufsgruppen erreicht. Die Laufzeit beträgt 33 Monate, von April 2025 bis Ende 2027.
"Ja, wir haben eine lange Laufzeit akzeptiert", sagte Ingenschay. "Aber durch diese lange Laufzeit haben wir außerdem Verbesserungen in der Gehaltsstruktur erreicht." Davon profitierten Lokführer, Rangierpersonal und Verwaltungsangestellte. Auch die Beschäftigungssicherung hänge damit zusammen. Seiler sagte, die lange Laufzeit sei "ein Schlüssel" dafür gewesen, dass man zueinander gekommen sei.
Die Einigung kam in der dritten Verhandlungsrunde in der Nacht zum Sonntag zustande - ganz ohne Warnstreiks. Mit dem Tarifabschluss haben beide Seiten das Ziel erreicht, noch vor der Bundestagswahl zu einer Einigung zu kommen.
Die EVG hatte unter anderem 7,6 Prozent mehr Einkommen sowie zusätzlich 2,6 Prozent für Schichtarbeiter gefordert. Ein Teil dieses Zusatzgeldes sollte in freie Tage umgewandelt werden können. Außerdem wollte die Gewerkschaft eine Beschäftigungsgarantie bis Ende 2027. Mit einer konkreten Laufzeit war die Gewerkschaft nicht in die Verhandlungen gegangen.
Der aktuelle Tarifvertrag zwischen Bahn und EVG gilt noch bis Ende März, deshalb wären Warnstreiks bei einem Scheitern der Verhandlungen frühestens im April möglich gewesen. Dass der neue Vertrag zwischen Bahn und EVG nun ohne einen einzigen Warnstreik steht, ist ungewöhnlich. Zuletzt hat es das nach Gewerkschaftsangaben 2016 gegeben.
Nächster Warnstreik nicht vor März 2026
Nun ist der nächste Ausstand bei der Deutschen Bahn erst in gut einem Jahr möglich. Ende Februar 2026 läuft der Tarifvertrag zwischen der Bahn und der deutlich kleineren, aber streikerprobten Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) aus.
Die Einigung wurde in der dritten Verhandlungsrunde erzielt. Beide Seiten hatten von Beginn an auf einen raschen Abschluss gedrungen. Auf Wunsch der EVG war der Verhandlungsbeginn sogar auf Ende Januar vorgezogen worden. Die Gewerkschaft befürchtet unter einer unionsgeführten Bundesregierung wirtschaftliche und strukturelle Unsicherheiten für den Konzern.
Die Bahn wiederum hat mit sich selbst genug zu tun und wollte deshalb ebenfalls möglichst schnell einen Tarifabschluss erzielen. Zugleich strebte sie eine lange Laufzeit an - im ersten Angebot waren es 37 Monate. Dadurch versprach sich der Konzern sich Planungssicherheit für die laufende Sanierung des Unternehmens. Mit dem Programm "S3" will die Bahn, die sowohl wirtschaftlich als auch betrieblich in der Krise steckt, bis 2027 die Trendwende schaffen.
Die im Tarifvertrag ausgehandelte Beschäftigungsgarantie gilt auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der wirtschaftlich ebenso angeschlagenen Güterverkehrstochter DB Cargo. Allerdings gibt es hier eine Öffnungsklausel: Sollte drohen, dass das Unternehmen das von der EU auferlegte Ziel verfehlen, bis 2026 wieder schwarze Zahlen zu schreiben, kann die Bahn aus der Garantie aussteigen. Dafür wären aber erneut Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern notwendig.