Nordatlantik-Population
Mysteriöse Erscheinung: Experten rätseln über Hirnschwellungen bei Weißen Haien
- Veröffentlicht: 12.02.2025
- 13:32 Uhr
- Babette Büchner
Vor der Atlantikküste der USA und Kanada wurden bei toten Haien Hirnschwellungen entdeckt. Wissenschaftler:innen stehen vor einem Rätsel.
Das Wichtigste in Kürze
Schwellungen am Hirngewebe von toten Haien stellen Wissenschaftler:innen vor ein Rätsel.
Es ist unklar, was die Meningoenzephalitis verursacht und ob sie wirklich die Ursache für den Tod der Tiere ist.
Eine genetische Sequenzierung des Hirngewebes soll nun Klarheit schaffen.
Dr. Alisa Newton, Cheftierärztin von OCEARCH, einer in Florida ansässigen Haiforschungsorganisation, war 2022 die erste Wissenschaftlerin, die Meningoenzephalitis bei Weißen Haien an der Atlantikküste beobachtete, schreibt die "New York Times". Dabei handelt es sich um eine Entzündung des Gehirns und des umliegenden Gewebes. Sie entdeckte die Krankheit im Gehirngewebe eines Hais, der auf Long Island, New York, gefunden wurde. Bei zwei weiteren gestrandeten Tieren 2022 und 2023 stellte sie ebenfalls eine Schwellung im Gehirn fest.
Auch die Canadian Wildlife Health Cooperative (C.W.H.C.), ein Netzwerk kanadischer Veterinärschulen, dass Gesundheitsproben von Wildtieren untersucht, führte im August 2023 eine Autopsie an einem Weißen Hai durch, berichtet die "New York Times" weiter. Das 2,65 Meter lange Männchen hatte, abgesehen von einigen Kratzern durch den Transport, keine Verletzungen. Nach mikroskopischen Untersuchungen stellte sich jedoch heraus, dass auch bei ihm das Gehirngewebe entzündet war. Die Diagnose lautete erneut Meningoenzephalitis.
Die Ursache ist unbekannt
C.W.H.C.-Regionaldirektorin Dr. Megan Jones fand das zunächst eher interessant als alarmierend, schreibt die Zeitung. Doch im Laufe der nächsten Monate erhielt das Netzwerk entweder ganze Tiere oder Gewebeproben von vier weiteren Weißen Haien, die an der Küste Ostkanadas gefunden wurden. "Drei dieser fünf scheinen an derselben potenziell ansteckenden Krankheit zu leiden, die ihr Gehirn befällt", sagte Dr. Jones. Die Expertin ist jetzt Teil einer kleinen Gruppe von Wissenschaftler:innen in den Vereinigten Staaten und Kanada, die versuchen, das Rätsel zu lösen und herauszufinden, ob Weiße Haie einer größeren Bedrohung ausgesetzt sind. Denn es ist unklar, was die Schwellungen verursacht hat.
"Ich habe das starke Gefühl, dass hier etwas Bedeutsames vor sich geht", sagte Dr. Newton der "New York Times". Allerdings ist bisher wenig über die häufigsten Todesursachen bei Haien an der Atlantikküste zwischen Südflorida und Neufundland bekannt, so die Zeitung. Als Forschungsobjekte sind die Haie der westlichen Nordatlantikpopulation weniger erforscht als Weiße Haie in anderen Gebieten. Es könnte daher für Weiße Haie normal sein, mit einer gewissen Hirnschwellung zu leben.
Könnte es ein positives Zeichen sein?
"Wir kennen viele Tiere, die mit Parasiten oder Bakterien leben, und es geht ihnen gut, ihnen geht es gut, sie haben immer eine Art natürliche Belastung", sagte Tonya Wimmer, Geschäftsführerin der Marine Animal Response Society (MARS), der "New York Times". "Sie sollten die Lungen der Schweinswale sehen: Sie sind vollgestopft mit wirklich ekligen Würmern, aber das ist natürlich für sie." Die "rätselhafte" Todeswelle könnte ihrer Meinung nach auch ein positives Zeichen dafür sein sein, dass die Population des gefährdeten Tieres gestiegen ist: Es könnten mehr Weiße Haie an Stränden auftauchen, einfach weil es mehr Weiße Haie im Wasser gibt.
Um die Untersuchung voranzutreiben, hat Dr. Newton Hirngewebe von einem der Haie zur genetischen Sequenzierung an das Washington Animal Disease Diagnostic Laboratory geschickt. Das Verfahren katalogisiert die gesamte DNA im Gewebe, um festzustellen, ob es Hinweise auf einen anderen Organismus wie ein Virus oder Bakterien im Inneren des Hais gibt, der die Meningoenzephalitis verursachen könnte. Noch ist diese Sequenzierung nicht abgeschlossen und das Rätsel besteht weiterhin.
- Verwendete Quellen:
- "nytimes.com": Something Small Is Killing Great White Sharks