Gerechtigkeit
"Equal Pay Day": Mehr Lohn für Frauen - Arbeitsminister Heil verspricht zu handeln
- Aktualisiert: 08.03.2023
- 14:29 Uhr
- Stefan Kendzia
Auch im Jahr 2023 werden Frauen in Deutschland im Durchschnitt schlechter bezahlt als Männer. Und das gilt selbst für die gleiche Arbeit. Am "Equal Pay Day" soll einmal mehr auf diese Ungerechtigkeit hingewiesen werden. Gewerkschaften fordern die Kluft bei der Bezahlung endlich zu schließen.
Das Wichtigste in Kürze
Frauen verdienen im Durchschnitt etwa 18 Prozent weniger als Männer.
Frauen sind im Rentenalter generell armutsgefährdeter als Männer.
Der Arbeitsminister verspricht nun entschlossenes Handeln.
Beschämend, dass es in einem Land wie Deutschland im Jahr 2023 noch immer eine Diskussion gibt über gleiche Bezahlung zwischen Mann und Frau. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 2022 verdienen Frauen im Durchschnitt etwa 18 Prozent weniger als Männer - pro Stunde. Bei vergleichbarer Tätigkeit, Qualifikation und Erwerbsbiografie bekommen Arbeitnehmerinnen im Schnitt pro Stunde 7 Prozent weniger als Männer. "Wir brauchen jetzt Entscheidungen der Politik", so DGB-Chefin Yasmin Fahimi während einer Kundgebung am Brandenburger Tor.
Im Video: Equal Pay Day - so viel weniger verdienen Frauen in Deutschland
Equal Pay Day: So viel weniger verdienen Frauen in Deutschland
Beschämend
Neben Yasmin Fahimi und anderen Redner:innen meldete sich laut Deutsche Presse-Agentur (dpa) auch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) zu Wort: "Es ist beschämend, dass wir immer noch hier stehen müssen."
Fahimi machte auf das extrem langsame Schließen der Entgeltlücke zwischen Männern und Frauen aufmerksam. Seit Beginn der Aufzeichnung 2006 wurde diese laut Statistischem Bundesamt nur um fünf Prozentpunkte kleiner. "Wenn das so weiter geht, dann brauchen wir noch 61 Jahre, bis wir endlich zur Entgeltgleichheit gefunden haben", sagte die DGB-Chefin. Und das sei auf keinen Fall akzeptabel.
Noch eklatanter sieht es im Rentenalter aus: Da verschärfen sich die Einkommensunterschiede zwischen Mann und Frau noch. Das Einkommensgefälle betrug 29,9 Prozent bei mittleren Jahreseinkünften für Frauen im Alter ab 65 Jahren von 17.814 Euro brutto im Gegensatz zu den Männern, die auf 25.407 Euro kamen (Statistisches Bundesamt, 2021). So sind Frauen generell armutsgefährdeter als Männer.
Ausgerechnet in Berufen, die sowieso schon unter Fachkräftemangel leiden wie in der Alten- und Krankenpflege, in Kitas und in der Sozialarbeit gibt es die größten Fachkräftelücken, wie es das arbeitgebernahe Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) erhoben hat. Es handelt sich insgesamt um Berufe, in denen vor allem Frauen arbeiten. Zusätzlich sorgten schlechte Arbeitsbedingungen dafür, dass Frauen ihre Arbeitszeit oft noch reduzieren, so Fahimi.
Zwei Gesetze müssen her
Fahimi forderte nun die Verbesserung des Entgeldtransparenzgesetzes, durch das Beschäftigte Auskunft über den Verdienst von Kolleg:innen mit vergleichbaren Aufgaben fordern können. Dies ist Beschäftigten vorbehalten, die in Betrieben über 200 Mitarbeiter:innen arbeiten. Ferner soll ein Verbandsklagerecht für mehr Gerechtigkeit sorgen: Gewerkschaften sollen Arbeitnehmerinnen endlich unterstützen können, ihre Rechte aus dem Gesetz einklagen zu können. Zwei Gesetze also, die helfen sollen.
Heil bekräftigte, seine Regierung werde das Entgelttransparenzgesetz unter Federführung von Familienministerin Lisa Paus (Grüne) verbessern. Betroffene sollten sich dann vor Gericht von Dritten vertreten lassen können. Und: "Es sind vor allem die Branchen, in denen Frauen arbeiten, in denen die Tarifbindung zu dünn ist", so Heil. "Deshalb werde ich noch in diesem Jahr ein Gesetz zur Stärkung der Tarifbindung vorlegen".
In Deutschland gibt es zum Thema Benachteiligung von Frauen unterschiedliche Meinungen. Während die Hälfte der Deutschen darin ein großes Problem sehen, sehen das fast genauso viele nicht so. Die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung zeigte in einer repräsentativen Befragung auf, dass sich je nach Alter der Teilnehmer:innen deutliche Unterschiede zeigten.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa