Ursachen und Therapie
Thalassophobie: Warum manche Menschen Angst vor tiefem Wasser haben
- Aktualisiert: 22.12.2023
- 14:12 Uhr
- Nicole Lemberg
Ein Sprung ins dunkle Meer, unzählige Meeres-Bewohner unter dir - lösen diese Gedanken Gänsehaut bei dir aus? Dann leidest du möglicherweise an Thalassophobie. Woher die Angst vor tiefem Wasser kommt und was du dagegen tun kannst. Im Clip: Therapie bei Angst-Störungen.
Thalassophobie: Das Wichtigste zum Thema Angst vor tiefem Wasser
Die Thalassophobie gehört zu den spezifischen Phobien und stellt - wie zum Beispiel die Angst vor der Dunkelheit - eine Ur-Angst der Menschen dar. Denn tiefe und dunkle Gewässer sind potenziell gefährlich.
Das Unbehagen vor tiefem Wasser ist je nach Person unterschiedlich stark ausgeprägt und kann beispielsweise durch ein Trauma in der frühen Kindheit verfestigt worden sein.
Der Name stammt vom griechischen Wort "Thalassa" ( = Meer). Die Angst muss sich nicht nur auf das offene Meer beschränken, sondern kann auch andere tiefe Gewässer wie Seen mit einbeziehen.
Dementsprechend unterscheiden sich auch die Symptome von Betroffenen stark voneinander. Sie reichen von leichtem Unwohlsein und Gänsehaut bis zu Herz-Rasen, Atem-Problemen und Panik-Attacken. Auslöser können teilweise schon Gedanken und Bilder von entsprechenden Szenarien sein.
Im Video: So können Phobien therapiert werden
Angst therapieren: Ist das möglich?
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Thalassophobie: Was steckt hinter der Angst vor tiefem Wasser?
Was haben die Bilder in dir ausgelöst?
Was ist Thalassophobie?
Thalassophobie wird auch gerne als Aquaphobie bezeichnet. Dabei bezieht sich die Angst nicht generell auf Wasser oder der Furcht vor dem Schwimmen - wie dieser Begriff fälschlicherweise suggerieren könnte. Vielmehr steckt dahinter die Angst vor den unbekannten Tiefen der Meere - und allem, was darin schwimmt.
Offiziell zählt die Thalassophobie zu den spezifischen Phobien - und gehört neben der Furcht vor Spinnen, Spritzen oder der Platz-Angst zu den Top Ten der meist verbreiteten spezifischen Ängste. Von einer Phobie spricht die WHO laut Klassifikation psychischer Erkrankungen (ICD-10) aber erst, wenn aus der Angst starke Beeinträchtigungen für das eigene Leben resultieren. Beispielsweise, wenn man wichtige Situationen meidet, Verpflichtungen nicht nachgehen kann oder unter einem großen Leidensdruck steht.
Hast du also beim Tauchen in tiefen Gewässern ein mulmiges Gefühl oder ein leichtes Kribbeln im Bauch, sind das noch völlig normale Symptome, die noch nicht direkt auf eine Angst-Störung schließen.
Ursachen: Woher kommt die Angst vor tiefem Wasser?
🌊 Der Respekt vor dem unbändigen Meer ist uns evolutionär in gewissem Maße "in die Wiege gelegt". Denn die Furcht vor Natur-Gewalten zählt zu den Ur-Ängsten des Menschen.
📖 Gleichzeitig bieten die dunklen Tiefen genug Spielraum für gruselige Fantasie-Vorstellungen. Durch kulturelle und soziale Einflüsse, die das Meer mystifizieren, wird das bedrohliche Bild noch verstärkt. Bereits in der Bibel nimmt das gewaltsame Meer beispielsweise eine zentrale Rolle ein.
😧 Einen möglichen Auslöser sehen Expert:innen auch in individuellen, negativen Erfahrungen. Wer in der Kindheit beispielsweise eine besonders stürmische Bootsfahrt oder eine unschöne Begegnung mit Meeres-Tieren erlebt hat, ist für die Entwicklung einer entsprechenden Angst-Störung anfälliger.
Im Clip: So tief sind unsere Meere
Wie tief sind unsere Meere?
Therapie und Behandlung: Wie werde ich meine Angst vor tiefem Wasser los?
❓ Die Angst verstehen
Ein möglicher Ansatz zur Bewältigung kann sein, die eigene Angst besser zu verstehen. Denn wer genau weiß, wovor man sich fürchtet, kann damit häufig besser umgehen. Überlege dir, welche Situationen oder Orte dir besonders zusetzen. Fürchtest du dich nur, wenn du nichts mehr unter dir erkennen kannst oder hast du auch bei klarer Sicht zum Meeresgrund ein ungutes Gefühl? Könntest du in einem See schwimmen oder ist die Angst nicht nur auf das offene Meer beschränkt?
😴 Entspannungs-Techniken erlernen
Vor allem die Atmung hat einen großen Einfluss darauf, wie ruhig und entspannt du bist. Verschiedene Atem-Übungen können deshalb in stressigen Situationen helfen. Auch die progressive Muskel-Entspannung kann gezielt Verspannungen in Kopf und Körper lösen. Nacheinander werden dabei verschiedene Muskelgruppen im Wechsel angespannt und gelockert.
👁️🗨️ Katastrophen-Filme - und Literatur meiden
Expert:innen gehen davon aus, dass die Popkultur einen erheblichen Einfluss auf Ängste haben kann. Katastrophen-Filme oder Serien, die auf dramatische Weise Gefahren im Meer darstellen, können Phobien nicht nur verstärken, sondern sogar auslösen. Ein gutes Beispiel dafür war Mitte der 70er-Jahre die Hysterie an Bade-Stränden, nachdem der Blockbuster "Der weiße Hai" in die Kinos kam.
👩⚕️ Professionelle Hilfe
Angst-Störungen können deine psychische Gesundheit stark beeinflussen. Familie und Freunde können in Stress-Situationen Unterstützung bieten. Beeinträchtigt die Angst aber massiv dein Leben und deinen Alltag, solltest du dich nicht scheuen, professionelle Hilfe anzunehmen. Psychologische Betreuung kann beispielsweise in Form einer Verhaltens-Therapie hilfreich sein.
Häufige Fragen zum Thema Thalassophobie
Thalassophobie bezeichnet die Angst vor den unbekannten Tiefen der Meere. Hierbei auch besonders die Angst vor Meerestieren. Thalassophobie zählt zu den zehn meist verbreiteten Ängsten und gehört den spezifischen Phobien an.
Schwimme anfangs in Bereichen, in denen du sehen kannst. Dadurch kannst du Vertrauen aufbauen und positive Erfahrungen sammeln. Eine getönte Schwimmbrille kann dir helfen, auch bei sehr sonnigem Wetter gut sehen zu können.
Nach Schätzungen leidet etwa jede zehnte Person unter einer spezifischen Phobie, zu der auch Thalassophobie gehört. Da von einer größeren Dunkelziffer ausgegangen werden muss, ist die genaue Anzahl schwer zu beziffern. Besonders weil Betroffene sich oft nicht behandeln lassen.
Dunkle, tiefe Gewässer können potenziell gefährlich sein und stellt eine Urangst des Menschen dar. Oft steckt hinter Thalassophobie allerdings ein frühkindliches Trauma, wie zum Beispiel das Gefühl des Ertrinkens oder negative Erfahrungen mit Meerestieren.