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Psychologie

Achluophobie: Warum haben wir Angst im Dunkeln?

  • Veröffentlicht: 27.08.2024
  • 05:00 Uhr
  • Julia Wolfer
Angst vor Dunkelheit ist ein natürlicher Reflex. Daraus kann sich allerdings eine Störung entwickeln.
Angst vor Dunkelheit ist ein natürlicher Reflex. Daraus kann sich allerdings eine Störung entwickeln.© Imago Images / Trigger Image

Manche Menschen fürchten Dunkelheit so sehr, dass sie nicht ohne Licht einschlafen können. Ist das schon eine psychische Störung? Alles über die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten.

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Angst im Dunkeln: Das Wichtigste zum Thema

  • Die Angst im Dunkeln kennen nicht nur Kinder, sondern auch viele Erwachsene.

  • Dass wir uns in Dunkelheit weniger wohlfühlen, ist ein normaler Schutzmechanismus, denn wir können potenzielle Gefahren schlechter erkennen.

  • Daraus kann sich jedoch eine psychische Störung entwickeln, die auch als Achluophobie oder Nyktophobie bezeichnet wird.

  • Mit einer kognitiven Verhaltenstherapie lässt sich Achluophobie jedoch gut behandeln.

Wann ist die Angst im Dunkeln krankhaft und was sind die Symptome?

Wenn abends im Kinderzimmer das Licht ausgeht, fürchten sich viele Kinder. Doch auch manche Erwachsene haben Angst im Dunkeln. Dass uns die Dunkelheit Unbehagen bereitet, ist zunächst einmal völlig normal. Wir Menschen orientieren uns stark über unseren Sehsinn – sehen wir Dinge nur noch undeutlich oder gar nicht mehr, verunsichert uns das. Dieser evolutionär bedingte Schutzreflex kann sich allerdings zu einer Störung entwickeln.

Die übersteigerte Angst vor Dunkelheit nennt man auch:

  • Achluophobie (altgriechisch "achlyo" für Nebel oder Dämmerung) oder
  • Nyktophobie (altgriechisch "nyktós" für Nacht).

Dabei handelt es sich um eine spezifische Phobie, also um die Angst vor einer bestimmten Sache, die zum Beispiel mit einer Spinnenphobie vergleichbar ist.

Spätestens, wenn die Angst das Denken und die täglichen Handlungen bestimmt und die Lebensqualität leidet, wird sie zum Problem. Manche Betroffene von Achluophobie gehen zum Beispiel bei Dunkelheit nicht mehr nach draußen oder meiden dunkle Orte wie Keller. Andere schaffen es nicht, in den dunklen Flur ihrer eigenen Wohnung zu treten oder leiden unter Schlafstörungen und können nicht allein in einem dunklen Raum einschlafen.

Schon der Gedanke an Dunkelheit kann eine starke, körperliche Angstreaktion bis hin zu Panikattacken auslösen. Die Symptome reichen von mild bis schwer und ähneln denen anderer Phobien. Dazu zählen unter anderem:

  • Mundtrockenheit,
  • Anspannung,
  • Atemnot,
  • Hyperventilation,
  • Zittern,
  • Herzklopfen,
  • Übelkeit und
  • Schwitzen.

Während es sich bei der Angst vor Dunkelheit bei Kindern meist um ein normales Phänomen im Laufe der Entwicklung handelt, das nicht behandelt werden muss, entwickelt sich die krankhafte Angst meist im Jugend- oder jungen Erwachsenen-Alter.

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Was sind die Ursachen der Angst vor der Dunkelheit?

Achluophobie kann durch eine eindeutige Ursache oder durch mehrere Faktoren ausgelöst werden. Manchmal ist die Ursache nicht genau zu benennen, vor allem dann, wenn die Angst vor Dunkelheit vor langer Zeit entstanden ist oder sich die Symptome allmählich entwickelt haben.

  • Traumatische Erfahrungen im Zusammenhang mit Dunkelheit gelten als die häufigste Ursache für Achluophobie, zum Beispiel erlebte oder beobachtete Gewalt- oder Missbrauchs-Erfahrungen.
  • Nicht immer muss eine Person Gewalt oder einer tatsächlichen Gefahr ausgesetzt gewesen sein – es reicht schon aus, in einer Situation große Angst oder Stress zu empfinden. Beispiele dafür sind das Eingesperrtsein in einem dunklen Raum oder das Erschrecken durch jemand anderen in Dunkelheit.
  • Die Auslöser der Angst vor Dunkelheit können aber noch viel harmloser sein. Die Angst kann zum Beispiel durch schaurige Erzählungen oder einen Horrorfilm getriggert werden, in denen sich schlimme Szenen in Dunkelheit abspielen.
  • Phobien können auch erlernt werden. Kinder, die mit einem nahen Familienmitglied aufwachsen, das an Achluophobie leidet, haben ein höheres Risiko, selbst daran zu leiden. Indem zum Beispiel Eltern die Furcht vor der Dunkelheit vorleben, kann sich die Angst auf die Kinder übertragen.
  • Eine andere Erklärung ist die Angst vor einem Kontrollverlust. Muss das Licht die ganze Nacht brennen, kann sich dahinter die Angst vor dem Schlaf stecken, in dem man naturgemäß die Kontrolle über das Geschehen um sich herum verliert.

Im Video: So soll man die Angst vor Spinnen besiegen

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Behandlung von Achluophobie: So bekommen Betroffene Hilfe

Viele Betroffene sprechen aus Scham nicht über ihre Not – schließlich wird die Angst vor der Dunkelheit meist Kindern zugeschrieben. Doch Betroffene müssen sich mit ihrer Angst nicht abfinden.

Ist die Achluophobie nur leicht ausgeprägt, können autogenes Training oder andere Entspannungsübungen helfen, mit der Angst umzugehen. Eine andere Möglichkeit ist, sich langsam an die angstauslösende Situation heranzutasten:

➡️ Stelle dich zum Beispiel vor die offene Tür zum dunklen Flur und versuche, das auszuhalten. Später kannst du nach und nach versuchen, dich immer weiter in den dunklen Flur hinaus zutrauen. Wenn du das gut aushältst, kannst du die Tür zum beleuchteten Nachbarzimmer immer weiter schließen, bis das Licht nur noch durch den Türspalt am Boden sichtbar ist. Wichtig ist, dass du dabei ganz langsam vorgehst.

Ist die Angst sehr groß und der Leidensdruck hoch, führt oftmals kein Weg an einer Therapie vorbei. Achluophobie ist sehr gut mit kognitiver Verhaltenstherapie behandelbar. Dabei werden Betroffene langsam und schrittweise mit den angstauslösenden Situationen konfrontiert. So wird nach und nach erlernt, dass die Dunkelheit keine reale Bedrohung darstellt. Durch diese Desensibilisierung nimmt die Angst mit der Zeit ab.

In sehr schweren Fällen kann die Psychotherapie zeitweise durch Medikamente wie selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer oder Benzodiazepine ergänzt werden. Sie wirken angstlösend, beruhigend und schlaffördernd und werden bei Depressionen und anderen Angststörungen verschrieben.

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