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Universum

Rätsel im Sonnensystem: Gibt es Planet 9 wirklich?

  • Aktualisiert: 27.06.2024
  • 04:24 Uhr
  • Peter Michael Schneider
Mehrere Forscherteams meinen Hinweise auf einen 9. Planeten weit draußen im All gefunden zu haben. Die Umlaufbahn des bisher äußersten Planeten Neptun wird hier als heller Ring um die Sonne gezeigt.
Mehrere Forscherteams meinen Hinweise auf einen 9. Planeten weit draußen im All gefunden zu haben. Die Umlaufbahn des bisher äußersten Planeten Neptun wird hier als heller Ring um die Sonne gezeigt.© ESO/Tom Ruen/nagualdesign

Irgendwas stimmt nicht im äußeren Sonnensystem: Manche Himmelskörper laufen auf seltsamen Bahnen um die Sonne. Ist daran ein neunter Planet schuld, wie manche Wissenschaftler:innen vermuten? Neue Studien wollen weitere Belege gefunden haben. Welche das sind und was das für Folgen hätte. 

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Das Wichtigste zum Thema Planet 9

  • Astrophysiker:innen und Astrophysiker:innen sind sich nicht einig, ob sie bereits alle Planeten  gefunden haben.

  • Einige Wissenschaftler:innen behaupten: Nur ein riesiger Planet noch hinter Neptun erklärt, warum sich viele Eisbrocken am Rand des Sonnensystems so seltsam verhalten.

  • Allerdings: Gesehen hat ihn noch keiner: Alle Aussagen basieren auf Computer-Simulationen. Viele ihrer Kollegen bezweifeln, dass es einen neunten Planeten gibt.

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Planeten-Entdeckung: Gibt es Planet 9?

Das Team um Mike Brown hat mehrere Himmelskörper im Kuipergürtel gefunden, die auf ihrer Bahn um die Sonne weit ins All kurven - alle in die selbe Richtung. Ein Hinweis auf einen 9. Planeten?
Das Team um Mike Brown hat mehrere Himmelskörper im Kuipergürtel gefunden, die auf ihrer Bahn um die Sonne weit ins All kurven - alle in die selbe Richtung. Ein Hinweis auf einen 9. Planeten?© Caltech/R. Hurt (IPAC)

🔭 Anfang der 2000er-Jahre entdeckten die Astro-Physiker Mike Brown und Konstantin Batygin sechs seltsame Objekte im Kuiper-Gürtel, einem riesigen Bereich im äußeren Sonnensystem. Sie flogen auf ihrem Weg um die Sonne in riesigen Bögen in den Weltraum hinaus - alle mehr oder weniger in dieselbe Richtung.

🪐 2012 schrieb der Astronom Rodney Gomes vom brasilianischen National Observatory: Ursache sei ein unbekannter, neunter Planet ("P9"). Nur ein großer Himmelskörper habe die Brocken mit seiner Schwerkraft auf die seltsamen Bahnen ziehen können.

 2016 gaben Brown und Batygin in einer mittlerweile berühmten Studie an, P9 müsse ein Eisriese sein, zehnmal schwerer als die Erde, und nur ein bisschen kleiner als Neptun. Seitherhaben die beiden weitere Studien dazu veröffentlicht - zuletzt im Apri 2024.

🌠 Mike Brown ist ein Promi in der Astro-Szene. Der Professor der US-Elite-Uni California Institute of Technology ("CalTech") nennt sich selbst den Pluto-Killer. Mehr dazu erfährst du im Steckbrief Pluto.

🌍🌍🌍 Doch auch die P9-Befürworter sind sich noch nicht einig, wie groß der Planet sein könnte. In einer Studie von 2023 gaben die Wissenschaftler Patryk Lykawka und Takashi Ito an, ihre Computersimulation habe ergeben, er müsse etwa ein bis dreimal so groß wie die Erde, aber 200-mal so weit von der Sonne entfernt sein.

✋ Doch andere US-Forscherteams finden Browns Argumente für einen 9. Planeten zu einseitig. Er schaue nur auf die von ihm entdeckten Objekte. In Wirklichkeit würden da draußen aber Himmelskörper in allen Richtungen um die Sonne kreisen.

Objekt Sedna: In 10.500 Jahren einmal um die Sonne

Die Bilder, auf denen Sedna entdeckt wurde. Der Himmelsköper wandert so langsam über den Himmel, dass seine Bewegung in menschlichen Zeiträumen kaum zu bemerken ist.
Die Bilder, auf denen Sedna entdeckt wurde. Der Himmelsköper wandert so langsam über den Himmel, dass seine Bewegung in menschlichen Zeiträumen kaum zu bemerken ist.© NASA/Caltech

Sedna, eines der größten entdeckten Objekte im Kuiper-Gürtel misst etwa 1.000 Kilometer im Durchmesser und braucht über 10.500 Jahre für eine Sonnen-Umrundung. Dabei entfernt sie sich über 130 Milliarden Kilometer von ihr. Daher auch ihr Name: Sedna ist die eiskalte Meeres-Göttin der Inuit.

Findet ein neues Riesenteleskop P9?

Das Vera-Rubin-Observatorium wird gerade in Chile gebaut.
Das Vera-Rubin-Observatorium wird gerade in Chile gebaut.© Rubin Observatory/NSF/AURA/A. Pizarro D.

Astronomen hoffen für die Zukunft auf die Hilfe eines neuen Riesenteleskops. Das im Bau befindliche Vera-Rubin-Observatorium in Chile wird mit seinem 8,4-Meter großen Spiegel so leistungsstark, dass die Chancen steigen, P9 zu finden - oder auch, seine Existenz auszuschließen.

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Exoplaneten als Vorbild für große Sonnenbahnen

So könnte ein Exoplanet mit einem weit entfernten Stern im Hintergrund aussehen.
So könnte ein Exoplanet mit einem weit entfernten Stern im Hintergrund aussehen.© NASA

Astronomen und Astronominnen haben anhand eines Beispiels außerhalb des Sonnensystems gelernt, dass Planeten auch viel weiter von ihren Sternen existieren können, als das bisher im Sonnensystem zu beobachten ist. So berichteten Forschende im Jahr 2000 in einer Studie von einem Exoplaneten, der seinen Stern in einem Abstand von 50 Milliarden Kilometern umkreist – dem Zehnfachen der Distanz Sonne-Neptun.

Neptun: Die vorerst letzte Paneten-Entdeckung

Irgendwas stimmte nicht mit der Umlaufbahn von Uranus (hier in Hubble-Bild mit seinen Ringen). Daher vermuteten die Astronom:innen einen weiteren Planeten - Neptun.
Irgendwas stimmte nicht mit der Umlaufbahn von Uranus (hier in Hubble-Bild mit seinen Ringen). Daher vermuteten die Astronom:innen einen weiteren Planeten - Neptun.© E. Karkoschka et al. (University of Arizona), NICMOS, HST, NASA

James Challis bekam 1846 die Höchststrafe in der Astronomie. Weil er nicht gründlich gesucht hatte, verpasste er die Gelegenheit, zum Planeten-Entdecker zu werden. Damals wunderten sich Astronom:innen, warum der zuletzt entdeckte Planet Uranus sich auf einer anderen Bahn bewegte, als es die Gesetze der Schwerkraft vorgaben.

Der französische Mathematiker Urbain Le Verrier vermutete, dass es einen noch weiteren Planeten geben müsse und bat Challis, mit seinem Fernrohr zu suchen. Challis sah zwar einen Lichtpunkt, verglich aber nicht seine Beobachtungen.

So erkannte er nicht, dass sich der Punkt bewegte und folglich ein Planet sein musste. Sein Kollege Johann Gottfried Galle von der Berliner Sternwarte war eifriger: Gleich in der ersten Nacht seiner Suche fand und erkannte er den nach Neptun benannten Gasriesen. Er wurde genau an dem zuvor errechneten Ort gefunden.

Bildergalerie: Neptun und der Kuiper-Gürtel am Rande des Sonnensystems

Noch ein blauer Planet: Der Eisriese Neptun ist der 8. und - bislang - äußerste Planet des Sonnensystems.
Noch ein blauer Planet: Der Eisriese Neptun ist der 8. und - bislang - äußerste Planet des Sonnensystems.© NASA, ESA and J. Olmsted (STScI)
Dahinter kommt der Kuiper-Gürtel. Der Donut-förmige Ring aus Eis und Geröllbrocken ist etwa zwischen fünf und acht Milliarden Kilometer entfernt. Gelb eingezeichnet: die ungewöhnliche Umlaufbahn von Pluto.
Dahinter kommt der Kuiper-Gürtel. Der Donut-förmige Ring aus Eis und Geröllbrocken ist etwa zwischen fünf und acht Milliarden Kilometer entfernt. Gelb eingezeichnet: die ungewöhnliche Umlaufbahn von Pluto.© NASA
Forscher:innen vermuten, das es dort Hunderttausende Brocken gibt, die mehr als 100 Kilometer Durchmesser haben.
Forscher:innen vermuten, das es dort Hunderttausende Brocken gibt, die mehr als 100 Kilometer Durchmesser haben.© NASA/Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory/Southwest Research Institute/Steve Gribben
Von dort stammen auch viele Kometen, die regelmäßig durchs Zentrum des Sonnensystems kreuzen und einen Schweif aus verdampfenden Wasser hinter sich herziehen. Hier Tschurjumow-Gerassimenko („Tschuri“), 2015 aufgenommen von der Raumsonde Rosetta.
Von dort stammen auch viele Kometen, die regelmäßig durchs Zentrum des Sonnensystems kreuzen und einen Schweif aus verdampfenden Wasser hinter sich herziehen. Hier Tschurjumow-Gerassimenko („Tschuri“), 2015 aufgenommen von der Raumsonde Rosetta.© ESA/Rosetta/NAVCAM
Teil vom Kuiper-Gürtel ist Pluto. Er ist bis zu 7,5 Milliarden Kilometer von der Sonne entfernt und lässt sich am Nachthimmel daher mit bloßem Auge nicht erkennen.
Teil vom Kuiper-Gürtel ist Pluto. Er ist bis zu 7,5 Milliarden Kilometer von der Sonne entfernt und lässt sich am Nachthimmel daher mit bloßem Auge nicht erkennen. © NASA
Was bis 1978 keiner ahnte: Pluto ist in Wirklichkeit Teil eines Doppelsystems. Sein Mond Charon ist nicht viel kleiner als Pluto. Daher kreisen sie um sich selbst und zeigen sich wie zwei Kampfhunde immer dieselbe Seite.
Was bis 1978 keiner ahnte: Pluto ist in Wirklichkeit Teil eines Doppelsystems. Sein Mond Charon ist nicht viel kleiner als Pluto. Daher kreisen sie um sich selbst und zeigen sich wie zwei Kampfhunde immer dieselbe Seite.© NASA
Noch ein blauer Planet: Der Eisriese Neptun ist der 8. und - bislang - äußerste Planet des Sonnensystems.
Dahinter kommt der Kuiper-Gürtel. Der Donut-förmige Ring aus Eis und Geröllbrocken ist etwa zwischen fünf und acht Milliarden Kilometer entfernt. Gelb eingezeichnet: die ungewöhnliche Umlaufbahn von Pluto.
Forscher:innen vermuten, das es dort Hunderttausende Brocken gibt, die mehr als 100 Kilometer Durchmesser haben.
Von dort stammen auch viele Kometen, die regelmäßig durchs Zentrum des Sonnensystems kreuzen und einen Schweif aus verdampfenden Wasser hinter sich herziehen. Hier Tschurjumow-Gerassimenko („Tschuri“), 2015 aufgenommen von der Raumsonde Rosetta.
Teil vom Kuiper-Gürtel ist Pluto. Er ist bis zu 7,5 Milliarden Kilometer von der Sonne entfernt und lässt sich am Nachthimmel daher mit bloßem Auge nicht erkennen.
Was bis 1978 keiner ahnte: Pluto ist in Wirklichkeit Teil eines Doppelsystems. Sein Mond Charon ist nicht viel kleiner als Pluto. Daher kreisen sie um sich selbst und zeigen sich wie zwei Kampfhunde immer dieselbe Seite.
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