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Gesundheit

Kaufsucht: So erkennst du, wenn Shopping zur Krankheit wird

  • Veröffentlicht: 11.01.2024
  • 17:00 Uhr
  • Sven Hasselberg
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© Getty Images / filadendron

Unkontrolliert shoppen und Dinge kaufen, die man nicht braucht: Dahinter könnte Kaufsucht stecken. Aber was ist das eigentlich und wie erkennst du es?

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Kaufsucht: Das Wichtigste in Kürze

  • Die Kaufsucht, auch Kaufzwang genannt, ist noch nicht als eigene Krankheit anerkannt, besitzt keine eigene Diagnose. Sie zählt jedoch als Verhaltenssucht. Betroffene legen also ein unkontrollierbares Verhalten an den Tag.

  • Menschen, die unter Kaufsucht leiden, kaufen über längere Zeit Dinge, die sie nicht benötigen. Meist können sie sich diese Dinge gar nicht leisten und landen in der Schuldenfalle.

  • Die Kaufsucht ist eine psychische Störung und Forschende gehen davon aus, dass etwa fünf Prozent der Erwachsenen in Deutschland gefährdet sein könnten.

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Kaufzwang: Wie äußert sich die Störung?

Der Kaufzwang wird auch Oniomanie genannt. Das stammt aus dem Griechischen. "Onio" bedeutet so viel wie käuflich, "manie" steht für den Wahn.

Betroffene kaufen über einen längeren Zeitraum Dinge, die sie gar nicht benötigen. Dabei übersteigt das Kaufen ihre finanziellen Mittel bei weitem. Sie haben die Kontrolle über das Kaufen verloren und gehen zu vielen Kaufimpulsen unreflektiert nach. Dabei muss es sich nicht allein um Produkte handeln. Auch das übertriebene Buchen von Dienstleistungen wie Friseurtermine kann zur Kaufsucht zählen. Deshalb wird die Kaufsucht als Störung der Impulskontrolle eingeordnet.

Eine eigene Diagnose für Kaufsucht gibt es derzeit nicht. Sie zählt also noch nicht als eigenständige Krankheit. Forschende versuchen jedoch, diese Anerkennung zu erreichen. Allerdings zählt die Kaufsucht zu den Verhaltenssüchten. Eine Verhaltenssucht ist eine Sucht, die Betroffene nicht von einer Substanz wie Alkohol oder Heroin abhängig macht. Hier wird ein Verhalten zur Sucht wie bei der Spielsucht oder Sexsucht.

Es gibt also durchaus Therapien und Beratungsstellen, die im Kampf gegen diese psychische Störung helfen können. Mehr dazu erfährst du weiter unten.

Was unterscheidet Kaufsucht von normalem Einkaufen?

Gerade zu Beginn einer Kaufsucht, ist es schwierig, diese von einem normalen oder zeitweise gesteigerten Kaufverhalten zu unterscheiden. Wichtige Erkennungsmerkmale eines möglichen Kaufzwanges sind ein übermäßiges Kaufverhalten über längere Zeit, das außer Kontrolle geraten ist. Betroffene kaufen überflüssige Dinge und bescheren sich so ein kurzes Stimmungshoch. Danach bereuen sie den Kauf aber oft schnell wieder. Dennoch können sie dem Teufelskreis nicht entkommen. Der Verzicht auf das Kaufen löst bei Betroffenen oft eine innere Unruhe aus oder sie reagieren extrem gereizt in andere Alltagssituationen. Dies ähnelt dem "Entzugsverhalten" anderer Süchte.

Die Folgen von Kaufzwang sind oft hohe Schulden und Konflikte mit den Partner:innen oder innerhalb der Familie und im Freundeskreis. Oft leidet das Sozial- wie Berufsleben darunter. Die Süchtigen wenden unglaublich viel Zeit für das Kaufen oder die Auswahl der Dinge auf. Diese fehlt ihnen dann an anderer Stelle.

Auch die Ansammlung in der Wohnung von allzu viel Produkten, die einen gehörigen Raum einnehmen, ist ein Zeichen für ein krankhaftes Kaufverhalten. Oft sind die Pakete nicht einmal ausgepackt. Denn es geht den Betroffenen gar nicht mal um das Produkt, sondern um den Kaufvorgang an sich.

Online Shopping senkt bei Kaufsüchtigen die Hemmschwelle, unkontrolliert weiter zu shoppen.
Online Shopping senkt bei Kaufsüchtigen die Hemmschwelle, unkontrolliert weiter zu shoppen.© Song_about_summer - stock.adobe.com
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Wer ist besonders von Kaufsucht betroffen?

5️⃣ Fünf Prozent der erwachsenen Deutschen sollen laut Forschenden gefährdet sein, einer Kaufsucht zu erliegen. Da die Diagnose aber nicht wirklich gestellt wird, die Übergänge zwischen einem zeitweisen erhöhten Konsum und der Kaufsucht fließend sind und es außerdem eine hohe Dunkelziffer gibt, ist es schwierig, die Anzahl der Betroffenen genau zu benennen. 

😔 Menschen mit geringem Selbstwertgefühl sind eher gefährdet. Sie hoffen, ihr Ansehen oder ihren Status durch das Kaufen und Präsentieren der Produkte zu erhöhen.

🛹 Trigger aus der Kindheit soll es ebenfalls geben. Hatten zum Beispiel in der Erziehung Gegenständen eine große Bedeutung. Es gibt die Theorie, dass Bestrafung oder Belohnung mit materiellen Dingen während der Kindheit eine große Rolle spielen könnte. Die könnte zu einer verschobenen Wahrnehmung der Wichtigkeit von Produkten geführt haben.

👨 Jüngere sind meist eher betroffen als ältere Menschen. Das könnte daran liegen, dass diese noch nicht so reflektiert im Umgang mit Geld sein könnten. Auch gibt es Erhebungen, die Menschen mit geringerer Bildung eher zu den Betroffenen zählen.

🤷‍♀️ Frauen scheinen öfter betroffen zu sein als Männer. Woran das liegt, ist nicht gesichert. Es gibt jedoch Theorien, die besagen, dass Frauen, die von der Werbung oder der Gesellschaft das Rollenklischee eingeimpft bekommen, ihr Stellenwert sei extrem von ihrer Kleidung, ihrem Aussehen abhängig, diesem Druck entgegensteuern. 

Welche Ursachen gibt es für das zwanghafte Kaufen?

Die Ursachen für Kaufsucht können vielfältig sein und decken sich in einigen Fällen übrigens auch mit den Folgen. Es ist also manchmal im Nachhinein schwer, festzustellen, was zuerst da war. Dazu zählen Depressionen, andere Süchte, Angststörungen, Zwangsstörungen wie zum Beispiel Waschzwang oder Ordnungszwang.

Als Impulse für den Kauf können Streit oder Konflikte in der Familie dienen, Enttäuschungen

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Wie kann Kaufzwang therapiert werden?

Wer sich gefährdet sieht, sollte unbedingt ärztliche Hilfe und die Hilfe von Psychotherapeut:innen oder Psycholog:innen in Anspruch nehmen. Es gibt verschiedene Ambulanzen für Verhaltenssucht, die auch als Anlaufstelle für die Kaufsucht offenstehen.

Meist wird eine Verhaltenstherapie angewendet. Da alle in ihrem täglichen Leben immer wieder notwendige Käufe tätigen müssen, ist es unrealistisch, das Kaufen einfach einzustellen. Es geht also darum, das Kaufen wieder zu kontrollieren und zu lernen, reflektiert einzukaufen. Wie bei jeder Sucht ist die Entwöhnung ein harter Weg.

Auch geht es in der Therapie darum zu sehen, was genau hinter der Sucht steckt. Welche Bedürfnisse und Gefühle führen zum Kaufzwang? Wie können diese Ursachen bekämpft, ein anderes Selbstbild geschaffen, ein anderes Werteverständnis etabliert werden? Wie kann die "seelische Verletzung" hinter der Sucht geheilt werden, damit die Sucht nicht mehr als Kompensation benötigt wird?

Es gibt auch Selbsthilfegruppen, die Betroffene unterstützen, auf längere Dauer "trocken zu bleiben". Auch eine Schuldnerberatung sollte aufgesucht werden, um die eigenen Schulden abzubauen, und den Umgang mit Geld neu zu lernen.

So beugst du einer Kaufsucht vor

💶 Bargeld: Einkaufen mit Karte oder gar das elektronische Bezahlen im Netz senken offenbar die Hemmschwelle. Die Kontrolle über das Geld ist nicht so sehr gegeben wie beim Umgang mit Münzen und Scheinen. Deshalb hilft es, bar zu bezahlen. Sind die Scheine weg, sind sie weg. Ein Klick im Netz oder das Zücken der Karte scheint aber unbegrenzt möglich.

🔖 Einkaufsliste: Es hilft Menschen, die gefährdet sind, eine Liste zu schreiben. Nur Dinge, die sie wirklich benötigen, findenn den Weg darauf. Von dieser Liste darf nicht abgewichen werden. So besteht eine bessere Kontrolle über die Produkte, die in die Einkaufstasche wandern.

📙 Haushaltsbuch: Der Überblick über die eigenen Finanzen gelingt mit einem Haushaltsbuch. Das genaue Auflisten aller Einnahmen und vor allem auch Ausgaben, kann helfen, die eigenen finanziellen Mittel besser einzuschätzen. So können Gefährdete frühzeitig erkennen, ob sie sich der roten Linie nähern und in die Schulden abdriften.

📱 Shopping-Apps:  Leicht zugänglich und leicht zu handhaben, sind Shopping-Apps für Kaufsüchtige kein guter Begleiter. Sie animieren zum schnellen und unüberlegten Kauf und sollten daher von Betroffenen gemieden werden.

🛍   Angebote meiden: Zu verlockend sind Ausverkäufe, der Sale oder der Black-Friday für Kaufsüchtige. Menschen, die gefährdet sind, sollten daher solche Aktionstage meiden.

🛡 Personalisierte Werbung:  Betroffene sollten die personalisierte Werbung in Apps oder dem Internetbrowser deaktivieren. Denn diese weiß genau um die Wünsche und Vorlieben und könnte die Verlockung sozusagen täglich ins Haus schicken.

🏃‍♀️ Ventile: Da es sich um eine psychische Störung handelt, gilt es natürlich die Gründe zu erforschen. Unter anderem können alternative Ventile zum Kauf gefunden werden, um Langeweile oder Enttäuschung als Trigger anders zu kompensieren. Das kann Sport sein oder das Ausüben von Kunst. Auch stressabbauende Übungen und Meditation können helfen, zur Ruhe zu kommen.

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Häufige Fragen zur Kaufsucht

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