Armutsgrenze
Was bedeutet "arm sein" in Deutschland?
- Aktualisiert: 08.02.2023
- 20:10 Uhr
- Clarissa Yigit
Arm ist nicht gleich arm – jedenfalls auf dem Papier. In Deutschland wird unterschieden, ob man "relativ arm", "absolut arm" oder "extrem arm" ist. Allerdings macht das keinen großen Unterschied, denn allen fehlt letztendlich das nötige Kleingeld zum überleben.
Das Wichtigste in Kürze
"Relativ arm", "absolut arm" oder "extrem arm" – diese drei Armutsstufen gibt es in Deutschland.
Alleinerziehende sind dabei sehr häufig von Armut betroffen.
Single-Haushalte gelten mit einem monatlichen Einkommen von 1.148 Euro als arm; Familien mit zwei Kindern unter 14 Jahren mit 2.410 Euro.
Steigende Preise und damit steigende Kosten. Viele Menschen in Deutschland drehen den Euro mittlerweile zweimal um, bevor dieser ausgegeben wird. Finanzielle Schwierigkeiten können also jeden treffen.
Armut in Deutschland: drei Unterscheidungen
Menschen, die weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung haben, gelten in Deutschland laut der Bundeszentrale für Politische Bildung (bpb) als "relativ arm". Und darunter fallen laut einer Studie von "Statistika" mehr als 16 Prozent der Bevölkerung in Deutschland – also jeder Sechste.
"Absolut arm" hingegen sind die Menschen in Deutschland, die über so wenig Geld verfügen, dass das Überleben unmittelbar bedroht ist.
Und als "extrem arm" gilt – laut Definition der Weltbank –, wer weniger als 1,90 US-Dollar pro Tag zur Verfügung hat, schreibt "WMN".
Ab wann ist man "arm"?
Ob man nun als arm gilt, richtet sich laut Statistischem Bundesamt nach dem Haushaltstyp. So wird zwischen Single- und Paarhaushalten mit und ohne Kinder unterschieden.
Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) hat hierzu eine Übersicht erstellt (Stand 2021), ab wann man (zumindest auf dem Papier) als arm gilt:
- Einpersonenhaushalte: 1.148 Euro
- Alleinerziehende, ein Kind unter 14 Jahren: 1.492 Euro
- Paar ohne Kinder: 1.721 Euro
- Alleinerziehend, zwei Kinder unter 14 Jahren: 1.836 Euro
- Paar, zwei Kinder unter 14 Jahren: 2.410 Euro
- Paar, zwei Kinder ab 14 Jahre: 2.869 Euro
- Paar, zwei Kinder unter 14 Jahr und 1 Kind ab 14 Jahre: 3.213 Euro
Welche Menschen sind von Armut betroffen?
In finanzieller Notlage sind überdurchschnittlich oft Alleinerziehende. Im Jahr 2021 waren laut Statistischem Bundesamt 26,6 Prozent Personen aus Alleinerziehendenhaushalten von Armut bedroht.
Bei Erwerbslosen liegen die Zahlen mit 47 Prozent sogar noch höher.
Aber auch immer mehr Studierende sind von Armut betroffen. Rund 37,9 Prozent waren im Jahr 2021 von Armut betroffen.
- Verwendete Quellen:
- Statistisches Bundesamt: "Relatives Armutsrisiko in Deutschland 2021 bei 15,8 %"
- Statistisches Bundesamt: "37,9 % der Studierenden in Deutschland waren 2021 armutsgefährdet"
- statista.com: "Armutsgefährdungsquote in Deutschland von 2005 bis 2021"
- Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut: "Armutsgrenzen nach Haushaltstypen"
- Bundeszentrale für politisch Bildung: "Armut in Deutschland wächst"