Bis nach Moskau
Warum ukrainische Drohnen immer weiter in Putins Russland vordringen
- Veröffentlicht: 13.09.2024
- 15:27 Uhr
- Joachim Vonderthann
Im Abwehrkampf gegen Moskaus Invasion setzt die Ukraine immer weitreichendere Drohnen gegen Russland ein. Wieso sich Putins Militär mit diesen Waffen so schwertut, erklärt ein Experte.
Das Wichtigste in Kürze
Ukrainische Drohnen erreichen inzwischen sogar Moskau.
Das von Putins Truppen angegriffene Land verlagert den Krieg so in die Heimatregionen der russischen Aggressoren.
Militärfachmann Nico Lange erklärt im "Spiegel", dass die Drohnen-Erfolge Kiews nicht überraschend kommen.
Ihren Abwehrkampf gegen Russland kann die Ukraine zunehmend auch in die Heimat des Angreifers verlagern. Neben der Bodenoffensive im westrussischen Kursk gelingt es Kiew inzwischen immer öfter, Drohnen tief in das von Kremlmachthaber Wladimir Putin regierte Staatsgebiet zu schicken. Auch Moskau wurde bereits erreicht. Erst vor wenigen Tagen erreichten mehrere Drohnen Russlands Hauptstadt, wie örtliche Behörden bestätigten
Ukrainische Drohnen erreichen Moskau
Die ukrainischen Erfolge mit Flugdrohnen überraschen Militärexperten jedoch nicht. "Die Ukraine hat ein systematisches Drohnenprogramm, das sie immer weiter ausbaut", betont Nico Lange im "Spiegel". Der Senior Fellow bei der Münchner Sicherheitskonferenz und bei dem US-Thinktank Cepa in Washington fügt hinzu: "Dazu gehören auch weitreichende Schläge mit Drohnen auf russisches Gebiet."
Die Ukraine entwickelt Lange zufolge schon seit einiger Zeit eigene Drohnen weiter, um deren Reichweite und Tragfähigkeit zu erhöhen. "Mittlerweile verfügt die Ukraine über selbst hergestellte Drohnen in größeren Mengen, von denen einige 1.500 Kilometer weit fliegen können", sagt Lange. Die Ukraine habe bereits im April und Mai dieses Jahres teils massive Drohnenangriffe gegen die russische Teilrepublik Tatarstan geflogen.
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Russen nicht auf langsame Drohnen eingestellt
Warum die ukrainischen Drohnen teilweise unbehelligt mitten durch Russland fliegen können? Auch das erklärt Lange: "Diese Drohnen fliegen langsam und niedrig - die russische Luftverteidigung ist aber auf Objekte ausgerichtet, die hoch und schnell fliegen." Die Drohnen ließen sich zwar teils mit bloßem Auge am Himmel erkennen und seien womöglich auch zu hören, aber von Radaren oft nicht oder kaum zu erkennen. "Nur im letzten Moment, etwa in Moskau, kann das russische Militär versuchen, diese Drohnen vom Himmel zu schießen", erläutert der Militärexperte.
Das ukrainische Militär setzt laut Lange bei seinen Angriffen auf verschiedene Drohnen. So könnten manche sehr weit fliegen, aber nur wenig Sprengstoff tragen. Die würden vor allem gegen "weiche" Ziele in Russland eingesetzt wie Raffinerien. Solche Einrichtungen seien kaum gegen Angriffe aus der Luft geschützt. Kiew entwickle aber inzwischen zunehmend auch Drohnen, die schwerer bestückt werden können. Dazu habe die Ukraine neue Produktionsstätten für die Fluggeräte gebaut, so Lange.
Auch Kiew nimmt Energiesektor ins Visier
Ein besonders perfides Angriffsziel der russischen Truppen in der Ukraine ist die Energieinfrastruktur. Moskau will den ukrainischen Bewohner:innen den Zugang zu Strom, Heizung und Wasser nehmen. Doch die Ukraine kann auch hier den Spieß zumindest teilweise umdrehen. Wie Lange erläutert, greifen die ukrainischen Drohnen zunehmend auch systematisch die russischen Energienetzwerke. "Im Hinblick auf den Winter kann das ein Problem werden für Russland." Zudem griffen ukrainische Drohnen Einrichtungen in Russland an, die für die Versorgung der russischen Streitkräfte wichtig seien, etwa Rüstungs- und Drohnenfabriken. Lange betont: "Die Ukraine hat offensichtlich sehr gute Daten über solche Einrichtungen."
- Verwendete Quellen:
- "Spiegel": "Ukraine schlägt mit Drohnen in Russland zu. Tief in Russland"
- Nachrichtenagentur dpa