Krieg in der Ukraine
"Wer blinzelt zuerst? Patt-Situation zwischen Russland und der Ukraine in Kursk
- Aktualisiert: 03.09.2024
- 09:03 Uhr
- Benedikt Rammer
Seit drei Wochen kämpft die Ukraine auf russischem Boden, ohne Anzeichen eines baldigen Rückzugs. Trotz drohender Verluste eigener Territorien scheut Präsident Putin bislang davor zurück, bedeutende Truppen von der Ostfront abzuziehen. Ein strategisches Abwarten, das die Frage aufwirft: Wer blinzelt zuerst?
Das Wichtigste in Kürze
Ukrainische Truppen halten bedeutsame Gebiete in Russland und planen, diese vorerst zu verteidigen.
Trotz des Drucks setzt Putin keine großen Truppenbewegungen von der Ostfront ab.
Die internationale Gemeinschaft zeigt gemischte Reaktionen auf die ukrainische Offensive.
Seit der ersten Augustwoche halten sich ukrainische Streitkräfte auf russischem Territorium in Kursk – eine Entwicklung, die seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr vorgekommen ist. Trotz der Versprechen des russischen Präsidenten Wladimir Putin, die ukrainischen Kräfte "auszuquetschen", zeigen sich kaum Anzeichen für einen baldigen Rückzug der Ukraine aus Russland.
Im Video: Nach Kursk-Offensive: Erbitterte Gefechte an beiden Fronten im Ukraine-Krieg
Unerwartete Wende im Ukraine-Krieg
Die ukrainische Offensive, die am 6. August begann, hat seitdem fast 500 Quadratmeilen russisches Territorium erobert und hunderte Kriegsgefangene gemacht. Diese Aktion scheint darauf abzuzielen, den Druck auf das industrielle Herzland der Ukraine zu mindern, wo russische Truppen gegen unterlegene und zahlenmäßig geringere Verteidiger vorrücken. Trotz des Risikos, eigenes Territorium zu verlieren, hat Putin es bislang vermieden, bedeutende Truppenbewegungen von der Ostfront abzuziehen. "Es scheint ein Spiel zu sein, bei dem darauf gewartet wird, wer zuerst blinzelt", so ein westlicher Geheimdienstbeamter gegenüber NBC News.
Ist Putin die Situation in Kursk egal?
Während die russischen Truppen im Osten weiter verstärkt wurden, behauptet die Ukraine ihre Position in Russland. In einem NATO-Ukraine-Rat am Mittwoch (28. August) wurde über die Ziele der ukrainischen Offensive informiert, wobei mehrere Verbündete forderten, dass alle Beschränkungen für die Verwendung westlicher Waffen in Russland aufgehoben werden sollten. Diese Forderungen stehen im Gegensatz zur Haltung Washingtons, das die Handlungsfähigkeit der Ukraine gegenüber dem Kreml einschränken möchte. David Cohen, stellvertretender Direktor der CIA, betonte, dass die Ukrainer "beabsichtigen, einige dieser Gebiete für eine gewisse Zeit zu halten".
Mykhailo Samus, ein ukrainischer Militäranalyst und Direktor des New Geopolitics Research Network, schätzte gegenüber "NBC News", dass Moskau zwei oder drei Divisionen, etwa 50.000 Mann, benötigen würde, um die von der Ukraine kontrollierten Gebiete in Kursk vollständig zurückzuerobern. Und das ist eine Truppe, die Moskau offenbar nicht bereit ist, einzusetzen, sagte er. "Es sieht so aus, als ob es Putin egal wäre", so Samus.
Russische Staatsmedien: Situation unter Kontrolle
Die russische öffentliche Meinung und die Medien scheinen dennoch gelassen zu reagieren. Russische Militärblogger haben zwar Kritik an der militärischen Führung geübt, doch gibt es keinen großen öffentlichen Aufschrei darüber, wie Putin oder seine Generäle die Krise handhaben. Stattdessen wird in den Staatsmedien die Botschaft verbreitet, dass alles unter Kontrolle sei.
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