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Lage im Überblick

Auf dem Weg nach Moskau: Russland schießt ukrainische Drohnen ab

  • Aktualisiert: 21.08.2024
  • 16:45 Uhr
  • dpa
Ein ukrainischer Soldat geht an einem Verwaltungsgebäude einer russischen Ortschaft im Gebiet Kursk vorbei.
Ein ukrainischer Soldat geht an einem Verwaltungsgebäude einer russischen Ortschaft im Gebiet Kursk vorbei.© Uncredited/AP/dpa

Russland berichtet von einer Welle ukrainischer Drohnen in Richtung Moskau. Einige der Fluggeräte sollen in der Nähe der Hauptstadt niedergegangen sein.

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Im Gebiet Moskau wurden nach Behördenangaben in der Nacht zum Mittwoch (21. August) elf ukrainische Drohnen abgeschossen, die in Richtung der russischen Hauptstadt unterwegs gewesen seien. Insgesamt habe die Luftabwehr 45 unbemannte ukrainische Fluggeräte gestoppt, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit.

Unabhängige Informationen oder Angaben der ukrainischen Streitkräfte dazu gab es zunächst nicht. Auch blieb unklar, um welche Art Drohnen es sich dabei gehandelt haben soll.

Im Video: Russland-Offensive - Ukraine zerstört weitere wichtige Brücke in Kursk

Weitere Drohnen wurden der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass zufolge in den Gebieten Tula und Brjansk abgeschossen. Nähere Angaben zum Typ der abgeschossenen Flugapparate gab es nicht. Im südrussischen Gebiet Rostow sei unterdessen eine Rakete abgeschossen worden.

Der ukrainische Generalstab teilte mit, bei Nowoschachtinsk im Gebiet Rostow sei ein russisches Flugabwehrsystem S-300 angegriffen worden. Am vorgegebenen Ort seien Explosionen beobachtet worden, die Genauigkeit des Treffers werde noch analysiert.

Russland setze das eigentlich zur Bekämpfung von Zielen in der Luft konstruierte System immer wieder auch zum Beschuss von Bodenzielen in der Ukraine ein. Gebäude würden zerstört, die Zivilbevölkerung terrorisiert, hieß es in der Mitteilung. Für die Angaben zu dem Angriff gab es keine unabhängige Bestätigung.

Die Ukraine ist seit dem russischen Überfall im Februar 2022 jede Nacht Luftangriffen ausgesetzt, die unter anderem wichtige Energie-Infrastruktur ins Visier nehmen. Auch in der Nacht zum Mittwoch wurden unter anderem Explosionen aus dem westukrainischen Gebiet Chmelnyzkyj gemeldet. Am Morgen gab es Alarm in mehreren Landesteilen der Ukraine, weil russische Drohnen in der Luft waren.

Ukrainischer Vorstoß geht weiter

In der westrussischen Region Kursk rückten unterdessen ukrainische Truppen nach eigenen Angaben weiter vor. Ihrem Oberbefehlshaber Olexander Syrskyj zufolge kontrollieren sie inzwischen 1.263 Quadratkilometer und 93 Ortschaften in der Region. Am Vortag hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj von 1.250 Quadratkilometern und 92 Orten gesprochen.

Im Video: Selenskyj will "Pufferzone" in Russland schaffen

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Selenskyjs Lob für das Militär

Selenskyj lobte das Militär in seiner täglichen Videoansprache, die er diesmal in der zentralukrainischen Industriestadt Kropywnytzkyj hielt. Die Lage im Osten der Ukraine, speziell im Raum um die Städte Pokrowsk und Torezk, sei schwierig, bekannte der Präsident. Aber: "Die Verteidiger tun alles, um die Okkupanten zu vernichten", sagte er, ohne näher auf Details einzugehen.

Stattdessen hob er die Fortschritte im Gebiet Kursk hervor, wo die ukrainische Armee weiter Geländegewinne erziele. Die Ukraine erreiche ihre Ziele, Priorität habe die Gefangennahme russischer Soldaten, um sie später gegen ukrainische Gefangene auszutauschen, betonte der ukrainische Staatschef.

In dem seit über zwei Jahren währenden russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ist es Kiew mit seiner vor zwei Wochen begonnenen Offensive erstmals gelungen, den Krieg in das Land des Aggressors zurückzutragen.

Die Lage in der Region Kursk ist nach Ansicht von Militärexperten schwierig für die dort stationierten russischen Truppen. Speziell Einheiten südlich des Flusses Sejm droht nach der Sprengung mehrerer Brücken die Einschließung. Im Netz kursierten im Tagesverlauf mehrere Videos, in denen zu sehen war, wie ukrainische Drohnen Militärfahrzeuge zerstörten, die versuchten, Behelfsbrücken über den Fluss zu verlegen. 

Pentagon: Russland tut sich mit Kursk-Gegenoffensive schwer

Auch nach Einschätzung des US-Verteidigungsministeriums hat Russland Schwierigkeiten, auf die ukrainische Gegenoffensive in Kursk zu reagieren. Es gebe Anzeichen dafür, dass Moskau eine kleine Zahl an Einheiten in das Gebiet verlege, sagte Pentagon-Sprecher Pat Ryder in Washington. "Generell würde ich aber sagen, dass Russland sich wirklich schwer damit tut, zu reagieren." Die Ukraine habe ihren Gegner "eindeutig in Bedrängnis gebracht", betonte Ryder. Ukrainische Streitkräfte rückten demnach weiterhin in das Gebiet vor.

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Auf die Frage, ob Washington den Vorstoß der Ukrainer öffentlich befürworte, antwortete Ryder nicht direkt, sondern verwies auf Präsident Selenskyj. Dieser habe gesagt, dass es darum gehe, eine Pufferzone zu schaffen, erläuterte der US-Sprecher. Man setze die Gespräche mit Kiew fort, um mehr über die genauen Ziele zu erfahren. Ryder betonte jedoch wie bereits eine Pentagon-Sprecherin am Tag zuvor, dass die ukrainische Gegenoffensive in Kursk nichts an der Unterstützung der USA für Kiew ändere.

Kremlchef Putin zieht Parallelen zu Terrorismus

Russlands Präsident Wladimir Putin hat sich bislang ebenfalls schwergetan, eine passende Antwort auf den ukrainischen Vormarsch zu geben. Bei einer Reise in den Kaukasus versuchte er nun die Offensive in eine Reihe mit einer Massengeiselnahme vor 20 Jahren zu stellen. "Wir wissen sehr gut, dass aus dem Ausland nicht nur versucht wurde, das ungeheure Verbrechen zu rechtfertigen, sondern dass von dort den Terroristen auch jegliche Hilfe geleistet wurde: moralische, politische, informative und finanzielle", sagte Putin bei einer Gedenkveranstaltung in der Kleinstadt Beslan.

In Beslan hatten im September 2004 über 30 Terroristen mehr als 1.100 Menschen - Kinder, Eltern und Lehrer - in einer Schule als Geiseln genommen. Beim Sturm der Schule kamen 334 Menschen ums Leben, mehr als die Hälfte davon Kinder.

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Gegen diese "Feinde Russlands", müsse Russland auch heute noch kämpfen. Nun würden sie Verbrechen im Gebiet Kursk und im Donbass verüben. Doch genauso wie damals gegen die Terroristen werde Russland heute auch gegen die "Neonazis" siegen, versicherte der 71-Jährige. Beweise für eine Verbindung zwischen den tschetschenischen Terroristen damals und der sich gegen Moskaus Invasion verteidigenden Ukraine brachte er nicht.

Bei einer anschließenden Reise nach Tschetschenien besuchte Putin mit dem dortigen regionalen Machthaber Ramsan Kadyrow unter anderem ein Zentrum für die Ausbildung von Spezialkräften, wo nun russische Soldaten für den Krieg trainiert werden.

Das wird am Mittwoch wichtig

Am Mittwoch werden sowohl Putin als auch Regierungschef Michail Mischustin den chinesischen Ministerpräsidenten Li Qiang empfangen. Li Qiang ist vom 20. bis 22. August auf Einladung Mischustins in Moskau. China gilt als wichtigster Partner Russlands. Moskau ist nach Beginn seines Angriffskriegs in Abhängigkeit von Peking geraten. China hat im Gegensatz zu Europa und den USA Russlands Krieg nicht verurteilt und ungeachtet der westlichen Sanktionen den Handel mit seinem Nachbarn ausgebaut. 

 

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