Anzeige
Aufbau einer neuen Linken

Wagenknecht: Entscheidung über eigene Partei fällt bis Jahresende

  • Veröffentlicht: 10.09.2023
  • 09:45 Uhr
  • Michael Reimers

Der erste Versuch von Sahra Wagenknecht, einen Gegenentwurf zur Linken aufzubauen, scheiterte. Bis Ende des Jahres will sie über einen zweiten Anlauf entscheiden.

Anzeige

Das Wichtigste in Kürze

  • Die frühere Chefin der Linken-Bundestagsfraktion will eine eigene Partei aufbauen.

  • "Wir werden über die Parteigründung bis spätestens Ende des Jahres entscheiden", so Wagenknecht.

  • Sie dementierte die Meldung der "Bild"-Zeitung, dass es definitiv eine neue Partei geben werde.

Die Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht hat bekräftigt, dass sie mit Mitstreiter:innen in den nächsten Monaten über die Gründung einer eigenen Partei entscheiden will. "Bis Ende des Jahres fällt die Entscheidung", sagte sie der "Bild"-Zeitung (online). Das Blatt berichtete unter Berufung auf anonyme Vertraute der Bundestagsabgeordneten, es werde eine neue Partei geben – nach dem 8. Oktober, dem Wahltag in Bayern und Hessen.

Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur sagte Wagenknecht: "Das ist die Meinung der ‘Bild‘-Zeitung. Es bleibt dabei: Wir werden über die Parteigründung bis spätestens Ende des Jahres entscheiden." Auch sechs Vertraute aus ihrem Umfeld sagten, es gebe keinen neuen Stand. Sobald die Entscheidung gefallen sei, werde sie öffentlich gemacht.

Anzeige
:newstime

Die frühere Chefin der Bundestagsfraktion der Linken hatte sich in einem Richtungsstreit mit ihrer Partei und insbesondere der Führung entzweit. Der wirft sie vor, sich von den Interessen ihrer Kernklientel der Geringverdiener und einfachen Menschen entfernt zu haben. Mit der Gründung einer eigenen Partei liebäugelt Wagenknecht bereits seit Längerem. Sie hatte bereits einmal versucht, eine Parallelstruktur unter dem Namen "Aufstehen" aufzubauen, war bei der Etablierung aber gescheitert.

Anzeige

Wagenknecht: Nicht alles auf den Kopf stellen

Die Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht hatte am Samstag (9. September) die Bedeutung traditioneller Werte hervorgehoben. "Viele Menschen wünschen sich notwendige Veränderungen, wollen aber nicht, dass alles auf den Kopf gestellt wird. Sie wollen an ihren Werten und ihrer Kultur festhalten. Werte halten eine Gesellschaft zusammen", sagte Wagenknecht dem Berliner "Tagesspiegel". "Anstand, Ehrlichkeit, Mitmenschlichkeit. Wertschätzung von Fleiß, kein Ausnutzen staatlicher Leistungen. Das gilt alles als konservativ, aber wenn solche Werte bröckeln, funktioniert eine Gesellschaft nicht mehr", warnte sie. Nur weil das als konservativ gelte, sei es nicht falsch.

Die in ihrer Partei umstrittene Wagenknecht machte deutlich, dass sie sich selbst weiter als linke Politikerin versteht. Sie setze sich für jene ein, "die nicht aus wohlhabenden Familien kommen, für Menschen mit niedrigen und mittleren Einkommen". Und sie wolle sich für jene einsetzen, die keine "urbanen Besserverdiener" sind: "Aus einer privilegierten Position hat man einen anderen Zugang zum Thema Wärmepumpe, Bioladen oder Elektromobilität. Der E-Zweitwagen ist attraktiv, wenn man genug Geld hat, und für Bewohner eines gut gedämmten Hauses ist auch die Wärmepumpe toll. Wenn aber aus diesem Milieu auf Menschen herabgesehen wird, die sich das alles nicht leisten können und ihr Schnitzel bei Aldi kaufen, hat das mit einer linken Perspektive nichts zu tun."

Anzeige

Neue Partei soll Gegen-Angebot zur AfD sein

Wagenknecht liebäugelt seit geraumer Zeit öffentlich mit der Gründung einer eigenen Partei. "Eine Parteigründung ist eine wahnsinnige Kraftanstrengung", sagte sie. "Viele fühlen sich von keiner Partei mehr vertreten und wählen aus Verzweiflung AfD. Ich fände es gut, wenn diese Menschen wieder eine seriöse Adresse hätten."

Über eine Parteigründung könne nicht eine einzelne Person entscheiden, denn es könne auch kein Einzelner eine Partei aufbauen. Mit Blick auf ihr 2018 gestartetes Projekt "Aufstehen" sagte sie, es sei damals nicht gut vorbereitet gewesen und trotz großer Resonanz nach kurzer Zeit zusammengebrochen.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
Mehr News und Videos
Robert Habeck
News

Habeck verrät bei Miosga: Die wahren Gründe für das Scheitern der Ampel-Koalition

  • 25.11.2024
  • 04:08 Uhr