Anzeige
Kreml-Gegnerin im BBC-Interview

"Unter denselben Bedingungen wie Alexej": Nawalny-Witwe fordert Haft für Putin

  • Aktualisiert: 22.10.2024
  • 12:26 Uhr
  • Lisa Apfel

Sie setzt den politischen Kampf ihres toten Mannes gegen Putin fort. Julia Nawalnaja erläutert, was letztlich der Grund für die Tötung von Alexej Nawalny war.

Anzeige

Das Wichtigste in Kürze

  • Kremlgegner Alexej Nawalny starb im Februar unter ungeklärten Umständen in einem russischen Straflager.

  • Seine Witwe Julia Nawalnaja setzt den Kampf gegen Putin fort und bewirbt aktuell das literarische Vermächtnis ihres toten Mannes.

  • Im BBC-Interview verrät sie, was sie sich für Russlands Machthaber wünscht.

Im Februrar verlor Julia Nawalnaja ihren Ehemann Alexej, den russischen Oppositionsführer. Er starb unter mysteriösen Umständen in einem russischen Straflager. Die Behandlung und den Tod ihres Mannes möchte Nawalnys Witwe Kreml-Chef Wladimir Putin nicht verzeihen - im Gegenteil.

"Ich möchte, dass er in einem russischen Gefängnis sitzt. Und nicht nur das - ich möchte, dass er unter denselben Bedingungen sitzt wie Alexej", sagte sie der BBC in London.

"Mein politischer Gegner ist Wladimir Putin"

Nawalnaja ist zudem fest entschlossen, den Kampf ihres Mannes weiterzuführen und hat nun in dem BBC- Interview angekündigt, nach dem Ende des Putin-Regimes Russlands Präsidentin werden zu wollen. "Ich werde an den Wahlen teilnehmen … als Kandidatin. Mein politischer Gegner ist Wladimir Putin. Und ich werde alles tun, um sein Regime so schnell wie möglich zu Fall zu bringen", so Nawalnaja.

Bis dahin muss sie jedoch im Exil bleiben - bei der Rückkehr nach Russland würde ihr eine Verhaftung drohen. Solange Putin an der Macht ist, könne sie nicht in ihr Heimatland gehen, erklärte Nawalnaja.

Im Video: Das würde passieren, wenn Putin nach Deutschland reist

Am Dienstag (22. Oktober) soll die Autobiografie des verstorbenen Nawalny erscheinen. Seine Frau Julia macht seit Monaten Werbung für "Patriot". "Während ich an dem Buch arbeitete, habe ich hundertmal gelacht und hundertmal geweint", sagte Nawalnaja der Deutschen Presse-Agentur zufolge. Alexej fehle ihr, ständig denke sie an ihn. Sie hoffe, dass jene, die Alexej mochten, ihn unterstützten, die gleichen Gefühle haben. Der Kremlgegner war bekannt für seinen beißenden Humor auch in schwierigsten Lagen. "Möge dieses Buch für jeden von ihnen ein Stück Alexei sein."

Anzeige
Anzeige

Seit Giftanschlag schrieb er an "Patriot"

Nawalny war am 16. Februar unter ungeklärten Umständen in einem sibirischen Straflager gestorben. Mitte August hatte Julia Nawalnaja kritisiert, dass die russischen Behörden keine überzeugende Erklärung für die Todesursache ihres Mannes vorgelegt hätten. Es sei lediglich festgestellt worden, dass sein Tod keine "kriminelle Ursache" habe. Dies war der Grund gewesen sein, warum die Ermittler kein Strafverfahren eröffneten.

US-Präsident Joe Biden hatte Putin für den Tod Nawalnys verantwortlich gemacht. Man wisse zwar nicht genau, was passiert sei, aber es gebe keinen Zweifel daran, dass der Tod Nawalnys eine Folge von Putins Handeln und dem seiner Verbrecher sei, sagte er nach Bekanntwerden der Todesnachricht.

:newstime
urn:newsml:dpa.com:20090101:240618-99-441354
News

Untersuchung zu Tod durch Nervengift

Im "Kreuzfeuer" getötet: Hat Putin eine Britin auf dem Gewissen?

In Großbritannien hat eine Untersuchung zum Tod einer Britin vor sechs Jahren durch das Nervengift Nowitschok begonnen. Auch Ex-Doppelagent Sergej Skripal sagte dabei aus.

  • 15.10.2024
  • 14:17 Uhr

Nawalny wurde in Russland als Blogger bekannt. Er war zuletzt der prominenteste Kritiker von Kremlmachthaber Putin. 2020 überlebte Nawalny nur knapp einen Nervengiftanschlag und ließ sich in Deutschland behandeln. Bei seiner Rückkehr nach Russland Anfang 2021 wurde er verhaftet und später in mehreren Verfahren zu insgesamt 19 Jahren Gefängnis verurteilt, eine Strafe, die als politisch motiviert galt.

Anzeige
Anzeige

Witwe: Warum Putin Nawalny töten ließ

Schließlich kam Nawalny in ein Straflager in der russischen Arktisregion, wo er starb. Sein Buch "Patriot" hatte er nach dem überstandenen Giftanschlag mit Nowitschok begonnen. Er zeichnet darin seinen Weg in die Politik und seine Motive für den Kampf gegen Putin nach. Auch beschreibt er darin Foltermethoden im Strafvollzug und die allgegenwärtige Todesgefahr.

Dass ihr Mann in Haft sterben würde, habe sie dennoch nie geglaubt, erzählt Nawalnaja BBC. "Ich habe nie daran gedacht, dass er getötet werden könnte … wir haben dieses Leben jahrzehntelang gelebt und es geht darum, diese Schwierigkeiten zu teilen, diese Ansichten zu teilen. Ihn zu unterstützen."

Wer für den Tod  Nawlanys verantwortlich ist, daran lässt die Witwe keinen Zweifel. "Wladimir Putin haftet für den Tod und die Ermordung meines Mannes." Und sie glaubt auch den Grund zu wissen, wieso das Putin-Regime ihn letztlich tötete: "Weil ihnen einfach klar wurde, dass er niemals aufgeben wird."

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
Ähnliche Themen
Podiumsdiskussion der Friedrich-Ebert-Stiftung
News

Pistorius: Krieg gegen Ukraine kein "regionaler Krieg" mehr

  • 23.11.2024
  • 13:43 Uhr
Mehr News und Videos