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Ukraine-Krieg

Ukrainischer Oberbefehlshaber: Sieg gegen Russland ist möglich

  • Aktualisiert: 25.07.2024
  • 12:11 Uhr
  • Kira Born

Trotz vermehrter Rückschläge zeigt sich der höchste Militär der Ukraine, General Oleksandr Syrskyj, zuversichtlich, was die Siegeschancen seines Landes im Krieg gegen Angreifer Putin angeht.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Im Interview mit dem britischen "The Guardian" äußert sich der ukrainische Oberbefehlshaber Syrskyj zur aktuellen Lage an der Front.

  • Durch die Waffenlieferungen aus dem Westen hält der General die Ukraine für weiterhin wehrhaft gegen die russische Armee. 

  • Laut des Generals ist ein endgültiger Sieg der Ukraine möglich.

Inhalt

Kein leichtes Erbe trat General Oleksandr Syrskyj im Februar dieses Jahres an. Als neuer Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte sieht er sich mit der großen Aufgabe konfrontiert, die russische Armee zurückzudrängen.

Zahlenmäßig ist die Ukraine den russischen Truppen deutlich unterlegen, doch der General zeigt sich im Interview mit der britischen Zeitung "The Guardian" siegessicher: "Wir werden alles tun, um die international anerkannten Grenzen von 1991 zu erreichen. Wir müssen siegen […] um unsere Bürger zu befreien, die in den besetzten Gebieten leben und leiden", sagte er gegenüber der Zeitung am Mittwoch (24. Juli).

Ich weiß, dass wir gewinnen werden. Ich weiß, wie ich es machen muss. Und ich bin sicher, dass wir es schaffen werden.

Oleksandr Syrskyj, 2024

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Lage an der russisch-ukrainischen Front "sehr schwierig"

Besonders an der ukrainischen Ostfront berichtet der Generalstab der Ukraine von heftigen Angriffen des russischen Militärs. Allein am Frontabschnitt bei der Kleinstadt Torezk, im Gebiet Donezk, habe es 29 Sturmangriffe der Russen gegeben, teilte das Militär in seinem Morgenbericht am 18. Juli mit. Die russische Armee habe auch wieder von Flugzeugen abgeworfene Gleitbomben eingesetzt.

Ebenso hart umkämpft ist der Frontabschnitt bei Pokrowsk. Dort war von 26 Angriffen die Rede. Russische Truppen setzen an dieser Stelle ihren Vormarsch nach der Eroberung der Stadt Awdijiwka im Februar langsam fort. Im exklusiven Interview mit dem "Guardian" gibt der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte zu, dass die Situation "sehr schwierig" sei. "Der russische Aggressor greift unsere Stellungen aus vielen Richtungen an", so Syrskyj.

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Trotzdem gibt sich der General optimistisch. Auf die Frage, ob der Vormarsch Russlands gestoppt werden könne, antwortet er: "Ja, natürlich. Das hängt in erster Linie von unseren tapferen Soldaten, unseren Offizieren ab" und verwies darauf, dass schon oft kleinere ukrainische Einheiten eine größere feindliche Truppe zurückgedrängt hätten. Beispielsweise hätten die Ukraine dies in Charkiw unter Beweis gestellt. Der Versuch Wladimir Putins einen "sogenannten Sicherheitskorridor" an der russischen Grenze zu Region Belgorod zu errichten, sei durch die ukrainischen Streitkräfte unterbunden worden, betonte Syrskyj.

Zwar sei ein langsames Voranschreiten der russischen Streitkräfte zu verzeichnen. Dabei handelt es sich jedoch um "taktische" Siege, wie der 58-Jährige erklärt. An einzelnen Orten können Gebietsgewinne gesichert werden, jedoch blieben "operative" Durchbrüche, wie die Einnahme einer Großstadt durch die russische Armee aus. "Grundsätzlich hat der Feind keine nennenswerten Fortschritte gemacht", fasst der General zusammen.

Ein Faktor, der die Situation zusätzlich erschwere, sei die Länge der Front. Auf 3.700 Kilometern Frontlinie fänden aktiv Kampfhandlungen statt, erläutert Syrskyj. Das entspricht der gesamten Grenzlänge Deutschlands zu seinen Anliegerstaaten Dänemark, Niederlande, Belgien, Luxemburg, Frankreich, Schweiz, Österreich, Tschechische Republik und Polen.

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Anhaltendes Problem der Ukraine: Materialmangel und weniger Soldaten

Eine Problematik, die der General im Gespräch mit der britischen Zeitung eingesteht: Die russischen Streitkräfte hätten auf materieller Ebene nachgelegt. Überlegen seien sie der Ukraine auch in der Quantität. Sie hätten mehr Panzer, Schützenpanzer und Soldat:innen. Laut Syrskyj ist die Invasionstruppe von 100.000 auf 520.000 angestiegen. "Was die Ausrüstung angeht, besteht ein Verhältnis von 1:2 oder 1:3 zu ihren Gunsten". Die Zahl der Panzer habe sich seit 2022 "verdoppelt". Von vormals 1.700 sei sie auf 3.500 angestiegen. Diese materielle Überlegenheit sei auch in der Fortbewegung erkennbar. Zu genauen Zahlen der ukrainischen Soldat:innen wollte er sich aus taktischen Gründen nicht äußern.

Auch der Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer, sieht in der militärischen Aufrüstung Russlands eine wachsende Gefahr. "Die russische Armee stockt Jahr für Jahr um 1.000 bis 1.500 zusätzliche Panzer auf. Die fünf größten europäischen NATO-Mitgliedsstaaten haben gerade mal die Hälfte davon im Bestand", sagte Breuer der "Sächsischen Zeitung" am 23. Juli.

Im Video: Bundeswehr-Generalinspekteur warnt -  Russland richtet Armee Richtung Westen aus

Syrskyj Strategie an der ukrainischen Front: Qualität statt Quantität

Diese quantitative Überlegenheit der Russen sieht auch Syrskyj. "Deshalb steht für uns die Frage der Versorgung, die Frage der Qualität, wirklich im Vordergrund", macht der Chef der ukrainischen Streitkräfte klar. Er verfolge, im Gegensatz zu den russischen Generälen, die Strategie, seine Männer nicht "Ziele um jeden Preis zu erreichen", um "100 bis 200 Meter" zu gewinnen. Für den 58-Jährigen steht fest: "Für uns ist es sehr wichtig, das Leben unserer Soldaten zu retten. Wir verteidigen keine Ruinen bis zum Tod."

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Dies demonstrierte Syrskyi auch in seiner ersten Amtshandlung: Zum Schutz der Truppe ordnete er den Rückzug der Truppen aus der ostukrainischen Stadt Awdijiwka im Februar an, wie "The Guardian" berichtet. Einen weiteren Grund dafür sei auch eine sechsmonatige Lücke in der Waffenversorgung der USA gewesen. Doch die anhaltende Unterstützung des Westens und die Lieferung der F-16-Kampfjets für die ukrainische Luftabwehr stärken die Aussichten der Ukraine auf einen endgültigen Sieg, wie Syrskj meint:  "Ich weiß, dass wir gewinnen werden. Ich weiß, wie ich es machen muss. Und ich bin sicher, dass wir es schaffen werden."

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
  • ZDF: "Syrskyj tritt schweres Erbe an"
  • Tagesschau: "Waffenlieferungen künftig zentral koordiniert?"
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