Klimawandel in den Alpen
Skifahren ohne Schnee? Rückgang der Schneefallmenge alarmiert Forscher
- Veröffentlicht: 06.12.2024
- 16:40 Uhr
- Imke Rauhut
In den vergangenen Jahren schockierten Bilder von grünen Skipisten so manchen Wintersportler. Doch nicht nur diese sind über den Rückgang der Schneemengen in den Alpen bestürzt. Immer mehr Forschende blicken besorgt auf die Situation in den Bergen.
Eine neue Studie des Forschungszentrums Eurac Research zeigt: Mit dem Schneetourismus in den Alpen könnte bald Schluss sein. Von 1920 bis 2020 wurde ein deutlicher Rückgang der Schneefallmengen um 34 Prozent verzeichnet. Dabei reiche der Rückgang von 23 Prozent weniger Schneefall in den Nordalpen bis zu nahezu einer Halbierung im südwestlichen Alpenbereich.
"Die Entwicklung des Neuschneefalls in den Alpen ist stark negativ", berichtet Umweltmeteorologe und Erstautor der Studie Michele Bozzoli. Eine "deutliche Verschlechterung" gab es demnach nach 1980, "die mit einem ebenso deutlichen Temperaturanstieg zusammenfällt".
Höhenlage spielt eine zentrale Rolle
"Der stärkste Rückgang ist in Orten unterhalb einer Höhe von 2.000 Metern und in südlich gelegenen Gebieten zu verzeichnen, also in Italien, Slowenien und Teilen der österreichischen Alpen", so Bozzoli weiter.
Vor allem in den nördlichen Alpen, in der Schweiz und in Nordtirol spiele die Höhenlage eine zentrale Rolle. Obwohl die Niederschläge zunehmen würden, gehe der Schneefall in tieferen Lagen aufgrund der höheren Temperaturen in Regen über. In höheren Lagen könne er sich dank der noch niedrigeren Temperaturen halten.
Anders sieht es in den südwestlichen und südöstlichen Gebieten aus. Dort seien die Temperaturen mittlerweile schon so stark angestiegen, dass es auch in höheren Lagen nicht mehr schneie. Statt Skipisten gibt es hier Wasserrutschen.
Schnee-Rückgang nicht nur für Wintersport schädlich
Ohne Schnee also kein Wintersport. Und ohne Wintersport kein Skitourismus? Trotz der negativen Aussichten halten noch viele Skigebiete an ihrer Haupteinnahmequelle fest. Laut Deutscher Welle liegt das an den weiterhin hohen Winterumsätzen und der künstlichen Beschneiung, mit der der Schneemangel vielerorts noch ausgeglichen werden kann.
Demnach könnten im Jahr 2050 noch 80 Prozent der Skigebiete in den österreichischen Alpen schneesicher sein, meint Robert Steiger vom Institut für Finanzwissenschaft der Universität Innsbruck. Allerdings sehe er dabei einen Anstieg des Wasserbedarfs um bis zu 100 Prozent für die künstliche Beschneiung.
Besonders Klimaschützer:innen sehen letzteres kritisch. Pro Hektar werde bei der künstlichen Beschneiung jährlich etwa eine Million Liter Wasser verbraucht, so der WWF. Für den Betrieb der Schneekanonen müssen in Reichweite der Pisten Speicherseen angelegt werden. Seit ihrer Einführung führen deshalb einige Flüsse schon bis zu 70 Prozent weniger Wasser als zuvor.
Alpaka-Wanderung statt Skiurlaub
Ein gefährlicher Teufelskreis, denn der natürliche Schnee sei essenziell für die Wasserverfügbarkeit, erklärt Umweltmeteorologe Bozzoli: "Ohne das Schmelzwasser im Frühling können die Wasserreserven nicht aufgefüllt werden. Schnee schützt auch Gletscher und Böden vor Schmelze und Verdunstung."
Das belaste natürlich die Ökosysteme. Der Rückgang der Schneefallmengen könne "nicht mehr ignoriert werden". Besonders in der politischen Planung zur Wasserverfügbarkeit müsse das beachtet werden, so Bozzoli.
Mancherorts passt man sich an die neuen Umweltbedingungen an. So zum Beispiel im Salzburger Land. Hier werden für den Skitourismus schon Alternativen angeboten. Statt Schneekanonen setzen manche Skigebiete mittlerweile auf Rodelbahnen und Pferdekutschenfahrten. Oder man unternimmt eine Wanderung – und geht mit Alpakas spazieren.
- Deutsche Welle: "Klimawandel in den Alpen: Was wird aus dem Skitourismus?"
- WWF: "Skifahren: Wintersport mit Folgen"