Nach Hackerangriffen
Regierungswechsel in den USA: Trump-Team nutzt offenbar private E-Mail-Adressen
- Veröffentlicht: 19.12.2024
- 18:40 Uhr
- Oliwia Kowalak
Die Beamten der Biden-Regierung beklagen die mangelnden Schutzmaßnahmen bei der Kommunikation mit dem Team des Republikaners und designierten US-Präsidenten Donald Trump. Das Risiko für Hacker-Angriffe könne sich damit beim Übergang in die neue Regierung erhöhen.
Das Wichtigste in Kürze
Beamte der US-Regierung sind wegen der Kommunikationswege zwischen dem Team des designierten US-Präsidenten Donald Trump und den derzeitigen Behörden unter Joe Biden besorgt.
Das Übergangsteam des Republikaners würde auf wichtige Sicherheitsvorkehrungen verzichten und damit die Gefahr von Hackerangriffen auf sensible Daten erhöhen, so anonyme Regierungsmitglieder.
Im Zuge des Präsidentschafts-Wahlkampfes in den USA wurden bereits laut Geheimdienstinformationen Hacker-Angriffe aus China und dem Iran auf beide Kandidaten versucht.
Kurz vor dem Regierungswechsel in den USA entfacht Besorgnis über die Kommunikationswege des Teams von Donald Trump. Wie das Magazin "Politico" am 18. Dezember berichtet, hätten Regierungsbeamte von Joe Biden ihr Unbehagen über den Austausch von Dokumenten via E-Mail mit dem Team des Republikaners, das für den Übergang der Regierung zuständig ist, geäußert. "Ich kann Ihnen versichern, dass die Übergangsteams Ziel ausländischer Nachrichtendienste sind", teilte Michael Daniel, ein ehemaliger Cyber-Koordinator des Weißen Hauses mit.
Aus dem Bericht geht hervor, dass das Team des republikanischen Präsidenten keine Regierungsgeräte, Sicherheitsadressen oder Cybersicherheitsunterstützung bei der Kommunikation nutze. Daher bestehe man seitens der Regierungsbeamten, die anonym bleiben wollten, auf persönliche Treffen, bei denen entsprechende Dokumente ausgetauscht werden sollen. "Es gibt eine Menge Länder, die wissen wollen: Was sind die politischen Pläne für die neue Regierung?", so Daniel weiter, Leiter der gemeinnützigen Online-Sicherheitsorganisation Cyber Threat Alliance.
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Es würden von Trumps Übergangsteam keine E-Mails genutzt, die auf .gov enden, lautet der Vorwurf der Beamten. Das Team des Republikaners kommuniziere ausschließlich über Konten mit @transition47.com, @trumpvancetransition.com und @djtfp24.com. Der Regierungswechsel werde vor diesem Hintergrund durch die ungeschützten Kommunikationswege erschwert und verlangsamt.
Das Weiße Haus habe dem Bericht zufolge darauf hingewiesen, bei der Kommunikation mit Trumps Team vorsichtig zu sein – falls etwas nicht per E-Mail versendet werden sollte, dann könnten "nur persönliche Briefings und Leseräume in den Räumen der Behörde" angeboten werden. Zudem wies man die Regierungsbeamten bei Bedenken darauf hin, eine "Bescheinigung" darüber verlangen zu können, ob privaten Technologien den Sicherheitsstandards der Regierung entsprechen, wie es weiter hieß.
Trump-Team nutze keine sicheren E-Mail-Adressen
"Weil sie keine offiziellen E-Mails haben, sind die Leute wirklich vorsichtig, Dinge zu teilen", teilte ein anonymer Mitarbeiter des Außenministeriums mit. "Ich werde keine sensiblen Personaldaten an einen Server in Mar-a-Lago schicken, wenn die Angst vor "Doxxing" und "Hacking" so groß ist. Sie müssen also physisch kommen und sich die Dokumente auf dem Campus ansehen, vor allem, wenn es um die nationale Sicherheit geht“, zitierte Politico den Quelle weiter.
Die Aussagen der Regierungsvertreter legten dem Bericht zufolge nah, dass Trump private E-Mails nutze, um hochsensible Regierungsinformationen auszutauschen. Zuvor bestätigte Trump-Sprecher Brian Hughes, dass "alle Geschäfte des Übergangs auf einem vom Übergang verwalteten E-Mail-Server abgewickelt werden". Es seien Pläne implementiert worden, um "Informationen bei Bedarf sicher zu kommunizieren".
Auch Co-Vorsitzende des Übergangsteams, Susie Wiles, verwies bereits im November auf entsprechende Sicherheits- und Informationsschutzmaßnahmen, die allerdings nicht näher erläutert wurden. Sie würden jedoch die Notwendigkeit "zusätzlicher staatlicher und bürokratischer Aufsicht" ersetzen.
Trump unter Beschuss: Hacking-Versuche aus China und dem Iran
Die Besorgnis über die Kommunikationswege des Trump-Teams sind angesichts der zuvor bereits versuchten Hacker-Attacken in Regierungskreisen hoch. Im Oktober sollen auf die Mobiltelefone der amerikanischen Präsidentschaftskampagnen laut AP-Recherchen chinesische Hackerangriffe verübt worden sein. Ziel waren Netze des Telekom-Konzerns Verizon, über die Handys vom damaligen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump und seines Vizes J.D. Vance angezapft werden sollten. Das Federal Bureu of Investigation (FBI) bestätigte den Angriff auf bestimmte Zielpersonen nicht – jedoch wurde mitgeteilt, dass die Akteure Verbindungen zu China hätten. Die Behörde ging aber damals davon aus, dass Trump und sein Vize zu den Zielpersonen gehörten.
Im Zuge des US-Wahlkampfes wurden laut Abgaben von US-Geheimdiensten auch Attacken seitens des Iran versucht. "Wir haben in diesem Wahlzyklus zunehmend aggressive iranische Aktivitäten beobachtet, die insbesondere auf die Beeinflussung der amerikanischen Öffentlichkeit und auf Cyberoperationen gegen Präsidentenwahlen abzielen", hieß es im August in einer gemeinsamen Mitteilung der Geheimdienste.
Die Iraner hätten zum damaligen Zeitpunkt versucht, Zugang zu Personen zu bekommen, die in direkter Verbindung zum Wahlkampfteam der Demokraten und Republikaner standen. Wegen des Einflusses des Ergebnisses der Präsidentschaftswahl auf die nationalen Sicherheitsinteressen des Iran, habe ein erhöhtes Interesse bestanden, "das Ergebnis zu beeinflussen", so die Geheimdienste.
Der Iran habe zudem die Ermordung des designierten US-Präsidenten Donald Trump geplant. FBI-Direktor Christopher Wray teilte im November mit, dass die islamische Republik versuchte, "US-Bürger ins Visier zu nehmen, darunter den designierten Präsidenten Donald Trump".
US-Regierungswechsel in Gefahr?
In der Vergangenheit durchliefen neue Regierungen wiederholt Krisen, die mit der Informationsweitergabe beim Regierungswechsel im Zusammenhang standen. "Sobald jemand Zugang zu einigen ihrer Informationen hat, kann er sich überlegen, wie er später bessere Phishing-E-Mails verschicken kann, weil er mehr über Sie erfährt", mahnte Michael Daniel.
„Und wenn Sie dieses Gerät in einen Regierungsbereich bringen, es an ein Regierungsnetzwerk anschließen und über dieses Konto darauf zugreifen, können sie Ihre Anmeldedaten stehlen und sich damit anmelden und wie Sie aussehen – wie ein rechtmäßiger Benutzer – und es wird vom Sicherheitsstandpunkt aus viel schwieriger zu entdecken". Experten sehen mittlerweile durch moderne Technologien ein erhöhtes Risiko.
- Verwendete Quelle:
- Nachrichtenagentur dpa
- Nachrichtenagentur AP