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Cannabis an Schulen

Kiffende Schüler? Mediziner klären über Cannabis-Risiken auf

  • Veröffentlicht: 04.06.2024
  • 15:51 Uhr
  • dpa

Seit der Teillegalisierung von Cannabis gibt es immer wieder Kritik an der Entscheidung der Ampel. Mehrere Mediziner sehen sie ebenfalls skeptisch und starten in einem Bundesland eine Präventionsmaßnahme.

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Inhalt

  • "Suchtbrille" simuliert Wahrnehmungsstörungen
  • Cannabis in Großstädten weit verbreitet
  • Mitbringen ja, kiffen nein

Hessenweit sollen Medizinerinnen und Mediziner in Schulklassen über die Risiken von Cannabis aufklären. Das Präventionsprojekt "Kiffen bis der Arzt kommt?" richtet sich an die Jahrgangsstufen 8 bis 10. Das Programm wurde von der Landesärztekammer (LÄK) Hessen entwickelt und wurde am Dienstag (4. Juni) in einer 9. Klasse der Frankfurter Wöhlerschule zum ersten Mal angeboten.

Hessens Kultusminister Armin Schwarz (CDU) bezeichnete die Initiative beim Auftakt als "tolles Signal". Die von der Bundesregierung auf den Weg gebrachte Teillegalisierung von Cannabis war aus seiner Sicht hingegen "ein völlig falsches Signal". Auch Ärztekammerpräsident Edgar Pinkowski findet die Teillegalisierung "unverantwortllich und unbegreiflich".

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"Suchtbrille" simuliert Wahrnehmungsstörungen

Vorbild für "Kiffen bis der Arzt kommt?" ist ein Projekt namens "Hackedicht" zum Thema Alkohol, das die Landesärztekammer bereits seit 2007 anbietet. Den Referent:innen stehen für Cannabis-Prävention neben einer Powerpoint-Präsentation zum Beispiel Arbeitsblätter, ein Kurzfilm, ein Quiz und eine "Suchtbrille" zur Verfügung. Sie soll den Schülerinnen und Schülern einen Eindruck von den Wahrnehmungsstörungen unter Drogeneinfluss vermitteln.

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Gerade unter Jugendlichen werde Cannabis oft verharmlost, sagte Pinkowski. "Aber Cannabis ist nicht harmlos - ganz im Gegenteil." Bei Heranwachsenden seien die Gefahren besonders groß, weil das Gehirn erst mit Mitte 20 voll ausgereift sei. "Daher ist es besonders wichtig, frühzeitig über die möglichen Folgen aufzuklären." Das hessische Projekt sei bundesweit Vorreiter für die Präventionsarbeit, die im Bund nicht in Gang komme.

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Cannabis in Großstädten weit verbreitet

Gerade in Ballungszentren wie Frankfurt sei Cannabis weit verbreitet, sagte Psychiater Mathias Luderer vom Suchtausschuss der Landesärztekammer: Fast 30 Prozent der Jugendlichen hätten schon mal gekifft. In seiner Praxis sehe er täglich die Folgen: von Konzentrationsproblemen bis zu schweren psychischen Erkrankungen wie Psychosen. Heranwachsende hätten auch ein deutlich höheres Risiko, abhängig zu werden: Fast jeder dritte jugendliche Cannabis-Konsument werde abhängig.

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Die auf 90 Minuten ausgelegte Unterrichtseinheit soll ohne erhobenen Zeigefinger auskommen. "Es geht darum, mit euch ins Gespräch zu kommen", sagte die Kinder- und Jugendpsychiaterin Jeanette Weber, die in der 9c der Wöhlerschule das Programm zum ersten Mal durchführte. Am Anfang standen die Fragen der Schülerinnen und Schüler. Am Ende sollten sie den Inhalt bewerten, damit das Programm im Laufe der Zeit immer besser werden kann, wie die LÄK ankündigte.

Mitbringen ja, kiffen nein

Aus medizinischer Sicht wäre eine Freigabe von Cannabis erst ab einem späteren Alter besser gewesen, hieß es. Seit der Teillegalisierung dürfen volljährige Schülerinnen und Schüler bis zu 25 Gramm Cannabis in ihren Taschen und Rucksäcken in die Schule mitbringen, ohne dass ihnen Strafen drohen. Der Konsum jedoch bleibt in Schulen und im Umkreis von 100 Metern verboten.

Gesucht werden weitere Ärztinnen und Ärzte, die sich an dem Projekt beteiligen, und Schulen, die diese einladen und sich dann - etwa mit der Hilfe von Fördervereinen - auch an der Finanzierung beteiligen.

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