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Süßwasseralge verbreitet sich wieder

Fischsterben: Polen leitet noch immer salzhaltige Abwässer in die Oder

  • Aktualisiert: 02.06.2023
  • 12:34 Uhr
  • Clarissa Yigit

Im vergangenen Sommer kam es zu einem großen Fischsterben in der Oder auf polnischer als auch deutscher Seite. Nun wächst die Befürchtung einer Wiederholung.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Süßwasseralgenblüte "Prymnesium parvum“ sorgte im vergangenen Jahr für ein großes Fischsterben.

  • Grund für die Ausbreitung der Alge seien salzhaltige Abwässer aus polnischen Tagebauen in die Oder.

  • Solle sich die Katastrophe wiederholen, stehe laut der Europäischen Union (EU) ein Vertragsverletzungsverfahren im Raum.

Das Fischsterben von 2022 in der Oder weckt keine schönen Erinnerungen. Rund 400 Tonnen Fisch und andere Wasserlebewesen verendeten aufgrund einer Süßwasseralgenblüte in dem deutsch-polnischen Grenzfluss im vergangenen Jahr und wurden an die Ufer getrieben.

Der Geruch der Verwesung durch die Hitze war im letzten Sommer daher unerträglich. Zudem lebe die strukturschwache Region teilweise auch vom Tourismus.

Nun wächst die Befürchtung einer Wiederholung, denn ein erneutes Fischsterben bereite zusätzlich auch Existenzängste, berichtet "Spiegel".

Giftige Algenart verbreitete sich wieder in Oder

Bereits im Frühjahr habe sich die giftige Mikroalge mit dem Namen "Prymnesium parvum“ in zwei polnischen Stauseen entlang des Flusses wieder vermehrt.

Eigentlich verbreitet sich die Pflanze nur im salzhaltigen Brackwasser – also Wasser, das typischerweise an Flussmündungen, wo sich Süß- und Salzwasser vermischen, entstehe, schreibt die "Süddeutsche Zeitung" (SZ). Außerdem braucht die Alge hohe pH-Werte, zitiert die SZ den Gewässerökologen Christian Wolter. "Spiegel Politik" ergänzt, dass die Pflanze zudem bei hohen Wassertemperaturen gedeihe. Unter bestimmten Bedingungen würde die Alge dann ein Gift freisetzen, das die Kiemen von Fischen, aber auch Schnecken, Muscheln oder Amphibien angreifen würde.

Im Unterlauf der Oder – nahe der Stadt Stettin – sollen zuletzt mehrere hundert tote Fische gesichtet worden sein, schreibt "Spiegel Politik" unter Berufung auf Anwohner:innen. Dabei sei die Ursache noch unklar. Im vergangenen Sommer seien vor allem die polnische Oderregion als auch Regionen in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern von dem Fischsterben betroffen gewesen.

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Woher kommt der Salzgehalt im Wasser?

Laut "Spiegel Politik" leite die polnische Bergbauindustrie ihre salzhaltigen Abwässer in die Oder, was größtenteils legal sei. Allerdings seien die Kriterien für die Genehmigungen nicht auf Umstände wie Hitzesommer oder niedrige Wasserstände abgestimmt. Alles Folgen der Klimakrise.

Die Europäische Union (EU) warnt bereits, dass es ein Vertragsverletzungsverfahren geben könne, soll sich die Katastrophe wiederholen.

Auch Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) meldet sich zu Wort und fordert Polen auf, weniger salzhaltige Abwässer in die Oder zu leiten.

Lemke betont im Interview mit dem Spiegel: "Aber auch Polen bestreitet nicht, dass das Salz im Fluss aus den Tagebauen kommt. (...) Daher kommt es darauf an, dass in Polen die Einleitungen reduziert werden." Zuversichtlich meint sie weiter, dass sie darauf setzte, dass Warschau Vorsorge treffen werde, um eine Wiederholung des Desasters zu verhindern.

René Wilke (Linke), Oberbürgermeister von Frankfurt (Oder) ergänzt, dass es nicht sein dürfe, "dass wir sehenden Auges wieder in eine Umweltkatastrophe reinlaufen."

Zumindest stellen Polen mittlerweile einige Messdaten zur Verfügung. Jedoch "experimentieren" polnische Behörden mit Chemikalien wie Wasserstoffperoxid, um die Algenblüte zu verhindern, statt die Ursache zu beseitigen.

Der Ausbau der Oder für Schiffe würde zudem das angeschlagene Ökosystem zusätzlich belasten, so "Spiegel Politik". Polnische Behörden würden dies allerdings als "Renaturierungsmaßnahme" bezeichnen.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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