Brodelnde Gefahr
Phlegräische Felder in Italien: Wie gefährlich ist Europas Supervulkan?
- Aktualisiert: 30.10.2023
- 16:16 Uhr
- Stefan Kendzia
Die Ausmaße der Phlegräischen Felder nahe Neapel sind gigantisch: Rund 16 Kilometer im Durchmesser misst die größte Caldera Europas. Jüngste Erschütterungen geben Anlass zur Sorge, der Supervulkan könnte ausbrechen.
Das Wichtigste in Kürze
Rund um Neapel brodelt und wackelt es - und das nicht nur unter der Oberfläche.
Einiges spricht dafür, dass sich Europas Supervulkan - die Phlegräischen Felder - mit ihren Bodenerhebungen auf einen möglichen neuen Ausbruch vorbereiten.
Allein im Jahr 2023 gab es in der Region tausende, deutlich spürbare Erdbeben.
Italien ist seit Monaten in Aufregung: Am Stiefel brodelt und wackelt es - und das nicht nur unter der Oberfläche. Der Vesuv macht sich bemerkbar, weit im Süden der Stromboli und seit einiger Zeit auch die Phlegräischen Felder, der einzige Supervulkan Europas, der teils unter Wasser im Golf von Pozzuoli bei Neapel liegt. Allein im Jahr 2023 gab es in der Region tausende, deutlich spürbare Erdbeben - eine Ankündigung für den großen Ausbruch?
Im Video: Supervulkan in Italien - Simulation sorgt für Unruhe
Supervulkan in Italien: Simulation sorgt für Unruhe
Selbst ein mittlerer Ausbruch würde tausende Menschen betreffen
Im Großraum Neapel leben rund drei Millionen Menschen. In der Bucht von Pozzuoli - also im Zentrum der Caldera - sind es etwa 500.000 Bewohner. Selbst ein mittlerer Ausbruch der gewaltigen Phlegräischen Felder würde Tausende betreffen. Jetzt hat Italien eine Massen-Evakuierung geplant. Und das scheint mehr als notwendig zu sein. Laut "National Geographic" sollen die Bewohner um Pozzuoli bei einem Ausbruch von extrem schnell fließenden, heißen Lawinen aus Asche, Gas und Gesteinspartikeln bedroht sein. Etwas weiter weg wären noch immer 800.000 Menschen zumindest von einer zeitweisen Umsiedelung betroffen.
Die Angst vor einem Ausbruch des Supervulkans scheint nicht unbegründet zu sein. Allein der Küstenort Pozzuoli hat sich laut "Tagesspiegel" in den letzten Jahren um rund vier Meter angehoben - "mit einem Durchschnitt von derzeit etwa 15 Millimetern pro Monat", sagt Francesca Bianco, Direktorin der Abteilung Vulkane des Nationalen Instituts für Geophysik und Vulkanologie (INGV). Wann, wie, wo und wie lange ein zukünftiger Ausbruch stattfinden könnte, kann laut der Abteilung für Katastrophenschutz nicht zuverlässig vorhergesagt werden. Die komplexe Struktur der Phlegräischen Felder könnte sogar zu mehreren Eruptionen gleichzeitig führen. Fest steht, dass ein Ausbruch des Supervulkans verheerende Folgen hätte - und das nicht nur für die Region, sondern auch europa- oder gar weltweit. Giuseppe Mastrolorenzo, führender Vulkanologe am INGV, spricht von einer möglichen zehnmal stärkeren Eruption als bei dem weltberühmten Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 n. Chr. - damals wurde unter anderem Pompeji unter einer meterdicken Asche-Schicht begraben, Tausende verloren dabei ihr Leben.
Auch wenn einiges dafür spreche, dass sich die Phlegräischen Felder mit ihren Bodenerhebungen und ihren jüngsten Erdbebenschwärmen auf einen möglichen neuen Ausbruch vorbereiten könnten, sind viele Forschende eher optimistisch, dass eine gewaltige Eruption nicht stattfinden soll. Wahrscheinlicher könnte ein "kleinerer" Ausbruch sein, der "lediglich" die Region um Neapel betreffen würde. Laut Francesca Bianco soll es aktuell keine Daten geben, die darauf hinweisen, "dass sich Magma nahe der Oberfläche befindet".
- Verwendete Quellen:
- National Geographic: "Europas Supervulkan: Wie gefährlich sind die Phlegräischen Felder?"