Raynaud-Syndrom
Ständig kalte Finger? Diese Krankheit könnte dahinter stecken
- Aktualisiert: 22.04.2024
- 18:28 Uhr
- Galileo
Deine Finger sind ständig kalt und weiß? Das sind Anzeichen für das Raynaud-Syndrom. Was die Krankheit ausmacht und wie die Hände wieder warm werden, erklären wir dir. Im Clip: die kältesten Orte.
Das Wichtigste zum Thema Kalte Finger
Ist es draußen kalt, sind eisige Finger normal: Die Extremitäten sind kühler als der Rest des Körpers, damit Organe wie Herz und Gehirn zuerst mit Blut versorgt werden.
Blutarmut (Anämie), eine Schilddrüsenunterfunktion oder niedriger Blutdruck können diesen Effekt noch verstärken und auch ohne Kälte für kalte Hände und Füße sorgen.
Auch Angst und Stress, Nikotin und einige Medikamente können kalte Finger bedingen.
Grund kann aber auch das Raynaud-Syndrom sein: In Europa sind fünf bis 20 Prozent der Bevölkerung daran erkrankt. Frauen sind viermal häufiger betroffen als Männer.
Leichenfinger: Was ist das Raynaud-Syndrom?
Das Raynaud-Phänomen ist eine Durchblutungs-Störung, bei der meist die Fingerspitzen (oft außer Daumen) anfallartig weiß und blass werden. Später können sie sich auch blau färben. Dazu kommen oft Schmerzen und Taubheitsgefühle. Erst nach Minuten oder Stunden legt sich der Anfall. Nach dem Aufwärmen ist die Haut oft noch etwas gerötet und schmerzhaft. In der Regel regeneriert sie sich aber komplett.
Weil das Phänomen krampfartig auftritt, sprechen Ärzt:innen hier von einem "Vasospasmus" - also einem Gefäßkrampf. In seltenen Fällen betrifft das Raynaud-Syndrom nicht nur die Hände, sondern auch Füße, Ohrläppchen, Kinn oder Nase.
Raynaud-Syndrom: Welche Formen gibt es?
🩺 Die Medizin unterscheiden zwischen zwei Formen der Krankheit: dem primären und sekundären Raynaud-Phänomen.
🩺 Das primäre Raynaud-Syndrom tritt am häufigsten auf. Es entsteht ohne Hinweis auf andere Krankheiten. Auslöser der Attacken sind meist ein plötzlicher Temperaturwechsel oder Stress. Schon wenn die Temperatur unter zehn Grad Celsius fällt, kann ein Anfall auftreten, besonders in Verbindung mit Feuchtigkeit. Auch Händewaschen mit kaltem Wasser kann zu den Leichenfingern führen.
🩺 Das sekundäre Raynaud-Syndrom ist meist die Folge einer anderen Grunderkrankung. Häufig tritt es in Zusammenhang mit Autoimmun- oder Bindegewebserkrankungen auf, wie Rheuma oder Sklerodermie. Hier treten die Attacken meist asymmetrisch auf.
Der Schnell-Check: Bist du vom primären Raynaud-Syndrom betroffen?
Die Beschwerden treten spontan als plötzlicher Anfall auf.
Du hast nicht bloß eine bläuliche und rötliche Verfärbung der Hände und Füße, sondern weiße, taube Finger und Zehen.
Die Beschwerden traten in oder nach der Pubertät auf (15-25 Jahre).
Es gibt eine genetische Veranlagung in der Familie.
Die Anfälle werden meist durch Kälte ausgelöst und eher zu Beginn der kalten Jahreszeit oder im Frühjahr als bei Dauerfrost.
Die weiße Verfärbung tritt an beiden Händen symmetrisch auf, meist ist der Daumen nicht betroffen.
So sehen Reynaud-Finger aus
Erste Hilfe: Das kannst du gegen Eis-Finger tun
❄️ Kälte meiden: Raynaud-Patient:innen sollten Kälte in Verbindung mit Feuchtigkeit meiden, um Symptome nicht zu verschlimmern.
🏋️ Fitness für die Finger: Muskelkräftigendes Fingertraining, zum Beispiel mit einem Grip-Trainer, verbessert die Durchblutung in der Fingermuskulatur.
🤚 Schutz bei der Hausarbeit: Beim Spülen oder Putzen solltest du Gummihandschuhe tragen, denn das verdunstende Wasser auf der Hautoberfläche entzieht den Fingern Wärme.
🥊 Gut verpackt: Schon bei Außentemperaturen um die zehn Grad Celsius brauchen einige Raynaud-Patient:innen Handschuhe. Fäustlinge eignen sich besser als Fingerhandschuhe, darin wärmen sich die Finger gegenseitig. Auch beheizbare Handschuhe und Taschenwärmer haben sich bewährt.
🚬 Kippen-Verzicht: Rauchen verschlechtert die Durchblutung in den Gefäßen und steigert die Häufigkeit und Schwere von Raynaud-Attacken.
💆 Stress-Stopp: Hektik und dauerhafte innere Anspannung beeinflussen die Durchblutung negativ. Nutze Entspannungs-Techniken wie autogenes Training oder Yoga, um zur Ruhe zu kommen. Das taut nämlich auch deine Eis-Finger auf.
‼ Achtung: Der Versuch, die Finger unter heißem Wasser aufzuwärmen, kann schiefgehen - sind sie taub, drohen Verbrühungen.
Raynaud-Syndrom: Die häufigsten Fragen
Das Raynaud-Syndrom ist eine Durchblutungsstörung, bei der meist die Finger spontan und krampfartig blass werden. Dazu kommen oft Schmerzen und Taubheitsgefühl. Die Attacke kann wenige Minuten oder mehrere Stunden anhalten.
Das primäre Raynaud-Syndrom ist zwar sehr unangenehm, aber nicht gefährlich. Die Verfärbung und die Taubheit der Finger bilden sich fast immer vollständig zurück. Hält der Gefäßkrampf aber besonders lange an, könnte das zu dauerhaften Schäden führen.
Die genaue Ursache des primären Raynaud-Syndroms ist derzeit noch nicht geklärt. Das sekundäre Raynaud-Phänomen ist auf andere Grunderkrankungen wie Rheuma, Lupus oder Sklerodermie zurückzuführen.
Die Prognose für das primäre Raynaud-Syndrom sieht sehr gut aus. Nur in seltenen Fällen werden die Symptome schlimmer. Bei den meisten verbessern sie sich spontan oder verschwinden nach mehreren Jahren sogar ganz.