Impfungen bester Schutz
WHO warnt: 10,3 Millionen Masernfälle - Impfquote bleibt zu niedrig
- Aktualisiert: 15.11.2024
- 19:01 Uhr
- dpa
Es ist eine Infektionskrankheit, die bleibende Schäden und den Tod verursachen kann: Masern. Die Zahl der Infektionen wächst weltweit. In Deutschland ist die Lage noch übersichtlich.
Das Wichtigste in Kürze
Weltweit sind die Maserninfektionen um 20 Prozent gestiegen, mit 10,3 Millionen Fällen im Jahr 2023.
Fast 110.000 Menschen, vor allem Kinder unter fünf Jahren, sind an Masern gestorben.
Impfungen sind der wirksamste Schutz gegen Masern, aber 22 Millionen Kinder haben im letzten Jahr ihre erste Impfdosis nicht erhalten.
Ärzte dachten, die gefährliche Krankheit Masern fast im Griff zu haben, aber neue Daten zeigen eine erschreckende Entwicklung: Weltweit ist die Zahl der Infektionen innerhalb eines Jahres um 20 Prozent gestiegen, teilten die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die US-Gesundheitsbehörde CDC mit. 2023 lag die Zahl der Fälle weltweit geschätzt bei 10,3 Millionen.
Masern eine der ansteckendsten Krankheiten
Fast 110.000 Menschen seien gestorben, die meisten davon Kinder unter fünf Jahren. Dies seien rund acht Prozent weniger als im Vorjahr gewesen. Der Grund: größere Ausbrüche passierten 2023 in Ländern, in denen Kinder besser ernährt waren und die Krankheit besser wegstecken konnten und in denen es eine bessere Gesundheitsversorgung gab.
Eine der ansteckendsten Krankheiten der Welt sei mit zwei Dosen Impfstoff zu vermeiden, hieß es. Aber im vergangenen Jahr hätten 22 Millionen Kinder ihre erste Impfdosis nicht erhalten. Weltweit hätten 83 Prozent der Kinder eine erste Dosis erhalten, aber nur 74 Prozent eine zweite. Wenn in jedem Land, in jeder Region und Gruppe 95 Prozent der Kinder geimpft sind, könnten Ausbrüche verhindert werden.
Bei einer Masern-Ansteckung zeigen sich meist erst Fieber, Lichtscheue und Entzündungen der Schleimhaut im Mund, anschließend auch ein Hautausschlag. Die meisten Fälle heilen ohne bleibende Folgen, aber es besteht die Gefahr von Hirn-, Lungen- und Mittelohrentzündung, die bleibende Schäden und den Tod verursachen können.
Im Video: Trotz Impfpflicht - Masern in NRW auf dem Vormarsch
"Masernimpfungen haben mehr Leben gerettet als jeder andere Impfstoff der vergangenen 50 Jahre", sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. Nach WHO-Angaben wurden zwischen den Jahren 2000 und 2020 wegen der Impfungen rund 57 Millionen Todesfälle verhindert. Es müsse mehr dafür getan werden, dass alle Kinder überall auf der Welt geimpft werden, so Tedros.
Masernimpfungen haben mehr Leben gerettet als jeder andere Impfstoff der vergangenen 50 Jahre.
Tedros Adhanom Ghebreyesus, WHO-Generaldirektor
Hälfte der Ausbrüche in Afrika
57 Länder hätten 2023 Ausbrüche gemeldet, fast die Hälfte davon in Afrika, teilten WHO und CDC weiter mit. Kinder verpassen unter anderem ihre Impfungen, wenn die Familien vor Gewalt und Konflikten auf der Flucht sind. Die Zahl der Konflikte und der Vertriebenen weltweit wächst seit Jahren.
In Deutschland hat das Robert Koch-Institut seit 2023 "und insbesondere seit Januar 2024" einen Anstieg der Masernfälle beobachtet. Sie lagen aber noch deutlich unter dem Niveau von vor der Corona-Pandemie. Vom 1. Januar 2023 bis zum 15. März 2024 wurden 94 Fälle gemeldet, 2019 waren es 516. Mit dem weltweiten Anstieg könnten Infektionen auch wieder zunehmend nach Deutschland importiert werden, warnte das RKI im März.