Umstrittene Sprachpolitik
Verbotene Begriffe: Trump ignoriert eigene Regierungsrichtlinien
- Veröffentlicht: 17.03.2025
- 16:28 Uhr
- Benedikt Rammer
US-Präsident Donald Trump setzt sich gerne für Meinungsfreiheit ein, doch seine Regierung hat zahlreiche Begriffe aus offiziellen Dokumenten entfernt. In seiner Rede zur Lage der Nation ignoriert er selbst diese Vorgaben und verwendet die verbotenen Wörter mehrfach.
Das Wichtigste in Kürze
Trumps Regierung hat gezielt Begriffe aus Dokumenten und Webseiten entfernt.
Die "New York Times" berichtet über mehr als 250 abgeänderte Regierungswebseiten.
Trump ignoriert die Sprachvorgaben seiner eigenen Regierung allerdings.
Am 5. März hielt US-Präsident Donald Trump vor dem US-Kongress eine Rede zur Lage der Nation, in der er die Meinungsfreiheit in Amerika als "zurück" erklärte und behauptete, alle staatliche Zensur gestoppt zu haben. Doch ein Bericht der "New York Times" zeigt, dass das Weiße Haus in Hunderte Formulierungen von Behörden eingegriffen hat, indem Begriffe wie "Gleichberechtigung" und "Geschlecht" aus offiziellen Dokumenten und Webseiten entfernt oder deren Verwendung stark eingeschränkt wurden.
Trump ignoriert eigene Sprachvorgaben
Von den 5.000 analysierten Regierungswebseiten wurden mehr als 250 inhaltlich abgeändert, was zwar routinemäßig bei neuen Regierungen vorkommt, diesmal jedoch einschneidender sei. Von knapp 200 verbotenen oder veränderten Wörtern haben viele mit Gleichberechtigung, Minderheiten und Inklusion zu tun. Trotz dieser Restriktionen verwendet Trump einige dieser Wörter selbst in seiner Ansprache, darunter Begriffe wie "Diversität", "Frauen" und "Transgender".
Eine Analyse von "PULS 24" ergab, dass Trump 20 der insgesamt 195 Begriffe verwendete, die Regierungsbehörden vermeiden sollen. Diese beziehen sich vor allem auf Gleichberechtigung und Geschlecht. Der Fokus auf Geschlechter fügt sich nahtlos in Trumps bisherige Politik ein, in der er per Dekret festlegte, dass es nur zwei Geschlechter gebe – männlich und weiblich. Dies führte zur Verordnung, die Transfrauen die Teilnahme an Mädchen- und Frauensport verbietet.
Komplexer Umgang mit Sprache
Trump kritisiert auch die Verwendung von "they/them"-Pronomen und erzählt von einer Familie, deren Tochter vom Lehrpersonal ermutigt wurde, diese Pronomen zu verwenden. Dabei ist die Verwendung von "they" als Einzahlpronomen im Englischen seit Jahrhunderten Praxis.
Trump selbst scheint mit dem Verbot der Formulierung noch zu hadern. In seiner Rede gegen "Terroristen" sagt er: „Jetzt wird jeder einzelne von ihnen zusammengetrieben und gewaltsam aus unserem Land entfernt oder, wenn sie zu gefährlich sind, ins Gefängnis gesteckt.“ Denn "jeder einzelne von ihnen" kann im Deutschen eben nicht - wie Trump es auf Englisch tut - so einfach mit "they" ersetzt werden. Die "Meinungsfreiheit", die Trump vor dem Kongress beschwor, hat jedenfalls offensichtlich Einschränkungen. Von ihnen ausgenommen scheint nur der US-Präsident selbst zu sein.