Krieg gegen Russland
Ukrainischer Ex-Botschafter warnt bei Lanz vor Trump-Deals ohne sein Land
- Veröffentlicht: 20.02.2025
- 12:13 Uhr
- Damian Rausch
Andrij Melnyk warnt vor Friedensverhandlungen ohne die Ukraine – ein Deal hinter dem Rücken seines Landes sei inakzeptabel.
Das Wichtigste in Kürze
Der Ex-Botschafter in Berlin, Andrij Melnyk betont, dass die Ukraine an Friedensgesprächen beteiligt sein muss.
Er warnt vor Spaltungsversuchen durch Putin.
Deutschland müsse sich klar positionieren, insbesondere angesichts eines möglichen US-Truppenabzugs aus Europa.
Der ehemalige ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, hat eine klare Beteiligung seines Landes an möglichen Friedensverhandlungen mit Russland gefordert. "Auch wenn die Lage in den letzten Wochen und Monaten so schwierig ist, ist die große Mehrheit der Ukrainer nicht bereit, einem Deal zuzustimmen, der hinter unserem Rücken abgeschlossen wird, ohne dass wir dabei am Tisch gesessen und unsere Interessen vertreten haben", sagte Melnyk in der ZDF-Talkshow "Markus Lanz" am Mittwochabend (19. Februar).
Trump plant Gespräche ohne die Ukraine
Hintergrund ist die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, mit Russlands Präsident Wladimir Putin über ein Ende des Krieges in der Ukraine verhandeln zu wollen – ohne Vertreter:innen der Ukraine oder der Europäischen Union.
Melnyk warnte eindringlich davor, sich durch Putins Strategie spalten zu lassen: "Wir brauchen die Amerikaner. Die Amerikaner waren für uns Nummer eins seit dem Beginn des Krieges als Verbündete und Unterstützer", so Melnyk.
Scharfe Kritik an Trump
Melnyk äußerte sich auch zu Trumps umstrittenen Äußerungen, in denen dieser den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj als Diktator bezeichnet und behauptet hatte, die Ukraine habe den Krieg begonnen. "Wir sollten diese Beschuldigungen, die wir gehört haben, nicht unbeachtet lassen. Das tun wir auch nicht", betonte Melnyk. Gleichzeitig müsse man Trump davon überzeugen, dass "alles, was er und sein Team in Saudi-Arabien hören, Märchen sind. Man darf Putin nicht trauen."
Appell an Deutschland: Klare Haltung gefragt
Auch an die deutsche Politik richtete Melnyk eine deutliche Forderung. "Jetzt ist die Zeit, auch im Wahlkampf in Deutschland, dass die Parteien und auch der zukünftige Kanzler Friedrich Merz sich klar positionieren." Ein möglicher Abzug amerikanischer Truppen aus Osteuropa und sogar aus Deutschland müsse ernsthaft diskutiert werden. "Es wäre ein wichtiges Signal, wenn sich alle demokratischen Parteien in Deutschland in den letzten Tagen dieses Wahlkampfs konkret positionieren und sagen: Fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts für die Verteidigung klingt astronomisch, gigantisch, aber es gibt wahrscheinlich keinen anderen Weg."
Keine Wahlen während des Krieges
Zu Trumps Forderung nach Wahlen in der Ukraine erklärte Melnyk, dass dies mitten im Krieg nicht umsetzbar sei: "Wir sind ein demokratisches Land. Wir kämpfen nicht nur für unsere Unabhängigkeit und Souveränität, sondern auch für die Demokratie, die wir aufgebaut haben." Die ukrainische Verfassung erlaube keine Wahlen während eines laufenden Krieges. "Vorher muss die Sicherheit gewährleistet, die Kriegshandlungen müssen eingestellt werden, und dann muss man schauen, ob sie nötig wären. Zu behaupten, der Präsident habe kein Mandat, stimmt nicht."
- Verwendete Quellen:
- ZDF: "Markus Lanz" vom 19. Februar