26-Jähriger berichtet von Flucht
Ukraine-Krieg: Wagner-Söldner flieht und will gegen Chef auspacken
- Aktualisiert: 17.01.2023
- 17:40 Uhr
- Lena Glöckner
In Norwegen hat ein Mann Asyl beantragt, der nach eigenen Angaben Mitglied der Söldner-Gruppe Wagner ist. Der 26-Jährige berichtet von seiner dramatischen Flucht - und will gegenüber Verfolgungsbehörden auspacken.
Die russische Söldnertruppe Wagner gilt als besonders brutal und besteht weitestgehend aus ehemaligen Häftlingen. Einer dieser Soldaten soll jetzt nach Norwegen geflohen sein und dort Asyl beantragt haben. Der 26-jährige Andrej Medwedew erreichte wohl Ende der vergangenen Woche in Nordnorwegen die Grenze, ehe er laut eines Polizeisprechers wegen illegalen Grenzübertritts festgenommen wurde.
Im Video: Das ist das enorme Tunnelsystem, auf das es "Putins Koch", Jewgeni Prigoschin, abgesehen hat.
Soledar: Das ist das enorme Tunnelsystem, auf das es "Putins Koch" abgesehen hat
Die Menschenrechtsorganisation Gulagu zitiert den 26-jährigen Deserteur, als der über seine dramatische Flucht berichte. "Als ich auf dem Eis (an der Grenze) war, hörte ich Hunde bellen und drehte mich um. Ich sah Leute mit Taschenlampen, die in meine Richtung rannten, rund 150 Meter von mir entfernt". Er habe Schüsse und dann zwei Kugeln an sich vorbeischießen hören.
Wagner-Deserteur will über seine Erfahrungen sprechen
Dem Bericht nach hatte sich Medwedew im Juli 2022 zunächst für vier Monate für den Kampfeinsatz im Ukraine-Krieg verpflichtet. In Jewgeni Prigoschins Söldnertruppe habe er eine Einheit von fünf bis zehn Soldaten angeführt und sei Zeuge von Hinrichtungen und Bestrafungen von Söldnern geworden, die den Kampf verweigerten oder die Truppe verlassen wollten. Weshalb er, nach Angaben seines Anwalts, keine andere Möglichkeit sah, als zu fliehen. Offenbar sei sein Vertrag mit Wagner auch ohne seine Zustimmung verlängert worden. "Ihm wurde klar, dass es keinen einfachen Weg raus gibt, also hat er beschlossen, davonzulaufen", zitiert die Nachrichtenagentur AFP den Anwalt des Deserteurs.
Beim Überqueren der norwegischen Grenze habe der junge Mann sich laut seinem Anwalt an Anwohner gewandt und sie gebeten, die Polizei zu rufen. Jetzt sei er an einem "sicheren Ort", während sein Fall geprüft werde. Der Mann, der in Putins Krieg kämpfte, wolle jetzt "mit Leuten, die zu Kriegsverbrechen ermitteln, über seine Erfahrungen bei der Gruppe Wagner sprechen".
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