"Machen jede Woche ein Kohlekraftwerk auf"
Trump schwärmt von Kohle-Rückkehr - mit falschem Verweis auf Deutschland
- Aktualisiert: 09.04.2025
- 02:57 Uhr
- Franziska Hursach
Mit einem neuen Dekret will Trump die Kohlebranche in den USA wiederbeleben - und stützt sich dabei auf irreführende Aussagen über Deutschland.
Vor zwei Jahren hatte sich die internationale Staatengemeinschaft auf einem Klimagipfel auf den schrittweisen Abschied von fossilen Energieträgern wie Kohle, Öl und Gas verständigt. Doch US-Präsident Donald Trump geht nun den entgegengesetzten Weg: Er hat nun ein Kohle-Revival für sein Land eingeleitet - und dabei Deutschland fälschlicherweise als positives Beispiel genannt.
Mit der Unterzeichnung eines neuen Dekrets gibt Trump den Startschuss für eine Wiederbelebung der Kohleenergie in seinem Land. Ministerien und Behörden wurden angewiesen, sämtliche Regelungen abzuschaffen, die den Kohleabbau und -export behindern könnten. Trump, der bereits im Wahlkampf für "die schöne saubere Kohle" warb, möchte so insbesondere älteren Kraftwerken einen Weiterbetrieb ermöglichen, auch wenn deren Abschaltung ursprünglich geplant war.
Trump wiederholt falsche Aussagen über Deutschland
Bei einer Zeremonie im Weißen Haus - flankiert von Bergarbeiter:innen mit Schutzhelmen - kündigte Trump an, den Energiesektor von Restriktionen zu befreien. Als Begründung nannte er unter anderem den wachsenden Energiebedarf für Rechenzentren, die für künstliche Intelligenz betrieben werden. Diese benötigten ihm zufolge enorme Mengen Strom.
In seiner Rede kam Trump erneut auf Deutschland zu sprechen - und sorgte dabei für Verwirrung. Seiner Darstellung zufolge nehme Deutschland derzeit massenhaft neue Kohlekraftwerke in Betrieb. Wörtlich sagte er: "Sie sind so grün geworden, dass sie fast pleitegegangen sind", und fügte hinzu: "Deutschland war am Ende."
Trump sagte weiter: "Sie haben es mit Windrädern versucht, und es hat nicht funktioniert." Deutschland habe alle anderen Lösungen vergeblich ausprobiert. "Jetzt machen sie jede Woche ein Kohlekraftwerk auf", erklärte der Präsident, ohne weitere Details zu nennen.
Faktenlage widerspricht Trumps Darstellung
Schon zuvor hatte Trump behauptet, in Deutschland werde jede Woche ein Kohlekraftwerk in Betrieb genommen. Das stimmt aber nicht: Laut Bundesnetzagentur wurde das letzte Kohlekraftwerk 2020 in Datteln fertiggestellt. Zudem ist in Deutschland der Kohleausstieg für 2038 vereinbart. Die Ampel-Koalition hatte sich vorgenommen, das Datum "idealerweise" auf 2030 vorzuziehen.
Kohleverbrennung umweltschädlichste Form der Energieerzeugung
Kohleverbrennung gilt weltweit als die umweltschädlichste Form der Energieerzeugung. Erst auf der UN-Klimakonferenz in Dubai im Jahr 2023 hatte sich die Weltgemeinschaft nach jahrzehntelangen Verhandlungen erstmals geschlossen auf den Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas geeinigt.
Damals äußerte sich der damalige US-Präsident Joe Biden im November 2024 auf dem Klimagipfel in Baku noch voller Optimismus: "Mögen manche auch versuchen, die in den USA und weltweit laufende Revolution sauberer Energien zu leugnen oder zu verzögern: Niemand kann sie rückgängig machen - niemand."
- Verwendete Quelle:
- Nachrichtenagentur dpa