Weltwirtschaftsforum in Davos
Selenskyj: Für Friedensabkommen mit Russland sind 200.000 alliierte Soldaten nötig
- Veröffentlicht: 22.01.2025
- 17:47 Uhr
- Stefan Kendzia
Derzeit findet das Weltwirtschaftsforum in Davos statt, auf dem auch der Präsident der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj, gesprochen hat. Zu einem Friedensabkommen mit Russland scheint er bereit zu sein. Doch dafür seien seiner Meinung nach viele Soldat:innen notwendig.
Wie könnte ein Frieden zwischen Russland und der angegriffen Ukraine aussehen? Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach beim Weltwirtschaftsforum in Davos davon, dass mindestens 200.000 alliierte Soldat:innen notwendig seien, um den Wunsch nach Frieden durchzusetzen.
Selenskyj: Europa muss "auf sich selbst aufpassen"
Auf der einen Seite fordert Selenskyj 200.000 alliierte Soldat:innen als Friedensgaranten. Auf der anderen Seite mahnt der ukrainische Präsident die EU, sie solle sich in der Welt als eigenständiger, starker Akteur etablieren, berichtet "The Guardian". Europa müsse "auf sich selbst aufzupassen" und sich nicht ständig fragen, was Donald Trump wohl als Nächstes vorhabe. "Für uns ist es wichtig, dass Europa laut wird, dass es mehr Stimmen um Trump gibt, damit er die Details und Risiken klar versteht", sagte der ukrainische Staatschef nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
Der Kontinent müsse endlich kollektive Schritte unternehmen, Europa verteidigen zu können. "Wir dürfen nicht vergessen, dass die europäischen Länder nicht durch einen Ozean von Russland getrennt sind." Die europäischen Staats- und Regierungschefs sollten bedenken, dass Kämpfe, an denen nordkoreanische Soldaten beteiligt sind, an Orten stattfänden, "die geografisch näher an Davos als an Pjöngjang liegen", so Selenskyj.
200.000 Soldat:innen und die NATO-Mitgliedschaft
Sollte es tatsächlich zu einem Friedensabkommen kommen, habe Selenskyj bereits eine klare Vorstellung von deren Umsetzung. In einem Interview sagte er laut "The Guardian", dass eine große Gruppe zur Sicherung des Friedens nötig wäre. "Von allen Europäern? 200.000, das ist ein Minimum. Das ist ein Minimum, sonst ist es nichts".
Allerdings sehe er als allerbeste Garantie für sein Land die Mitgliedschaft in der NATO. Eine Mitgliedschaft, die die meisten europäischen Länder unterstützen würden, bis auf Deutschland, Ungarn, die Slowakei – sowie außerhalb der EU die USA.
Wichtiger als ein rasches Ende sei aber ein nachhaltiges Ende. Man wolle den Krieg in diesem Jahr beenden, aber nicht nur schnell, "sondern gerecht, zuallererst auf tragfähige Art, dass Ukrainer nach Hause zurückkehren können, dass sie in Sicherheit leben und arbeiten können".
Europa muss einiger und stärker werden
Noch einmal verwies Selenskyj auf die Dringlichkeit, zusammenzuhalten und dem russischen Machthaber Wladimir Putin die Stirn zu bieten. Würde man Putin nicht kontrollieren, so würde er "mit einer zehnmal größeren Armee als heute" zurückkehren und unabhängige Staaten verschlingen, die früher zur Sowjetunion gehörten.
Selenskyj rief Europa zu einer gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik auf, um sich der – so der ukrainische2 Präsident – russischen Bedrohung zu stellen. Wenn dafür Verteidigungsausgaben von fünf Prozent der Wirtschaftsleistung nötig seien, "dann ist das so", sagte er. Je einiger und stärker Europa sei, desto mehr werde es auch von den USA als wichtiger Partner ernst genommen.
- Verwendete Quellen:
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa