Anzeige
Ukraine-Krieg

Selenskyj: Europa sollte sich in Energiefrage von Russland unabhängig machen

  • Aktualisiert: 10.02.2025
  • 12:19 Uhr
  • dpa
Litauen, Lettland und Estland sich nicht mehr von russischem Strom abhängig. (Symbolbild)
Litauen, Lettland und Estland sich nicht mehr von russischem Strom abhängig. (Symbolbild)© Markku Ulander/Lehtikuva/dpa

Die baltischen Staaten haben sich vom russischen Stromnetz abgekoppelt. Wolodymyr Selenskyj, der Präsident der Ukraine, empfiehlt Europa weitere Schritte in Richtung Energie-Unabhängigkeit. Ein Ende des Ukraine-Kriegs hält Selenskyj noch dieses Jahr für möglich – unter Bedingungen.

Anzeige

Inhalt

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Europa aus Anlass der Abkopplung der baltischen Staaten vom russischen Stromnetz zu noch mehr Energie-Unabhängigkeit von Russland aufgerufen. "Moskau wird nicht mehr in der Lage sein, Energie als Waffe gegen die baltischen Staaten einzusetzen", sagte er in seiner abendlichen Videoansprache zu dem Schritt Estlands, Lettlands und Litauens. Europa sei nunmehr mehr zusammengewachsen.

Anzeige
Anzeige
Donald Trump, Wladimir Putin, Olaf Scholz

Immer frisch, immer aktuell! News aus Deutschland und der Welt

KOSTENLOS auf Joyn: Die neuesten Videos zu News und Hintergründen jetzt streamen!

"Das ist der Weg, den wir alle in Europa gehen müssen - wir alle auf dem Kontinent", sagte Selenskyj weiter. Das gelte vor allem für die Länder Mitteleuropas, die noch Verträge mit Russland haben. "Wir müssen mehr mit Amerika zusammenarbeiten - LNG-Gas, Öl, wir müssen mehr mit unseren Partnern in den Nachbarländern der Europäischen Union, in dieser Region, zusammenarbeiten, um die notwendige Energie zu importieren."

Nach ihrer Abkopplung von Russlands Energiesystem integrierten Estland, Lettland und Litauen ihre Stromnetze in das europäische System. Über die Stromleitung LitPol Link wurden die drei baltischen EU- und NATO-Länder am Sonntagnachmittag (9. Februar) mit Polen und dem kontinentaleuropäischen Netz verbunden. Die drei Staaten hatten bereits vor dem Hintergrund des russischen Angriffs auf die Ukraine ihre Stromimporte aus Russland eingestellt, waren aber noch Teil eines aus Sowjetzeiten stammenden gemeinsamen Netzes mit Russland und Belarus.

Naher Osten und Nordafrika als Alternative?

Als Alternative zu Russland als Energielieferant empfahl Selenskyj die Länder im Kaukasus, im Nahen Osten und Nordafrika. "Je weniger die Europäer von Russland abhängig sind, desto eher können wir verlässliche Sicherheit für alle in Europa garantieren." Die Ukraine hatte zu Jahresbeginn den Erdgas-Transit aus Russland nach Europa abgeschaltet.

Gemeinsam mit der EU müsse auch Druck auf die Versuche Russlands ausgeübt werden, seine Tanker und Flotte "gegen uns, gegen ganz Europa einzusetzen". Die Ukraine habe den Sanktionsdruck auch auf die Kapitäne der Schiffe der russischen Schattenflotte ausgeweitet. "Dies sollte auf europäischer Ebene unterstützt werden - die Europäische Union sollte sich diesen Sanktionen im Energiesektor anschließen", forderte Selenskyj.

Anzeige
Anzeige

Verletzte bei russischen Angriffen

Derweil wehrt sich die Ukraine weiterhin gegen russische Angriffe. Am späten Sonntagabend verletzte eine Drohne des Typs Shahed in Sumy im Nordosten des Landes dem Fernsehsender Suspilne zufolge eine Frau. Sie sei in ein Krankenhaus gekommen. Durch die Attacke seien zudem mehrstöckige Wohnhäuser und Autos beschädigt worden.

Mindestens sechs Verletzte gab es durch Beschuss im Norden der Region Donezk, wie der von Kiew eingesetzte Militärgouverneur der Region, Wadym Filaschkin, auf Telegram mitteilte. In der Stadt Kostjantyniwka seien vier Menschen bei Luftangriffen verwundet worden, in Kramatorsk zwei. In Kiew gab es wegen herabfallender Drohnenteile ein Feuer in einem Gebäude, wie Bürgermeister Vitali Klitschko auf Telegram mitteilte.

Anzeige
Anzeige

Ukraine führt "Drohnen-Linie" ein

Die ukrainischen Streitkräfte starten ein neues Projekt unter der Bezeichnung "Drohnen-Linie" zur Verstärkung der Kampfeinheiten in den vordersten Frontlinien. Verteidigungsminister Rustem Umerow erklärte auf Facebook, dass damit ein neuer Standard der Kriegsführung eingeführt werde, indem unbemannte Systeme zu einem Schlüsselelement von Kampfeinsätzen werden. Sie sollen dem Militär helfen, die schwierigsten Aufgaben zu erfüllen.

"Infanterie und die Drohnen werden zu einem einzigen Angriffssystem kombiniert", schrieb Umerow. Aufgabe werde sein, eine 10 bis 15 Kilometer tiefe "Kill-Zone" zu schaffen, in der sich russische Truppen nicht ohne Verluste bewegen könnten. "Dies wird die Taktik des Kampfes dramatisch verändern und unseren Soldaten einen entscheidenden Vorteil verschaffen", sagte er zu dem angestrebten Drohnen-Schutzschild.

Neben unbemannten Flugzeugen verschiedenster Bauart, die schon seit längerem im Einsatz sind, hat die Ukraine inzwischen auch unbemannte Bodensysteme entwickelt.

Anzeige

Mögliches Kriegsende schon 2025 

Ein Ende des Krieges in der Ukraine noch in diesem Jahr wäre nach Meinung von Präsident Selenskyj "unter gewissen Voraussetzungen" durchaus möglich. Dazu gehörten unter anderem Sicherheitsgarantien für die Ukraine und stärkere Sanktionen gegen Russland, erklärte Selenskyj in einem Interview des britischen Senders ITV News, das in Auszügen von ukrainischen Medien verbreitet wurde. "Wir haben uns eigentlich jedes Jahr gewünscht, dass unsere westlichen Partner die Kraft finden, (Kremlchef Wladimir) Putin zu zwingen, den Krieg zu beenden."

Selenskyj zählt vor allem auf die Hilfe von US-Präsident Donald Trump. "Meiner Meinung nach will Trump ein schnelles Ende des Krieges", sagte Selenskyj. Trump sei zwar mächtig, doch müssten die USA im Bündnis mit den Europäer:inen entschlossen handeln. Selenskyj ging davon aus, eines Tages wieder die ukrainische Flagge über der Krim und dem Donbass zu sehen. Allerdings sollten die zurzeit von Russland besetzten Regionen "mit diplomatischen Mitteln" unter ukrainische Kontrolle zurückkehren.

Mehr News
Angehörige der Geiseln, die von der Hamas im Gazastreifen festgehalten werden, protestieren am Montag, 10. Februar 2025, vor dem israelischen Verteidigungsministerium in Tel Aviv.
News

Hamas stoppt Geisel-Freilassung: Israel versetzt Armee in Gaza in höchste Alarmbereitschaft

  • 10.02.2025
  • 22:06 Uhr
Alle aktuellen :newstime-Sendungen finden Sie kostenlos auf Joyn