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Truppen-Verlagerung

Riskiert Putin-Freund Lukaschenko zu viel? Opposition blickt mit Sorge auf Ukraine-Grenze

  • Aktualisiert: 02.09.2024
  • 09:35 Uhr
  • Lisa Apfel

Mit der Verlagerung weiterer Truppen begibt sich der belarussische Diktator Lukaschenko der Opposition zufolge auf gefährliches Terrain.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Die ukrainische Regierung hat die vom Nachbarland Belarus vor einer Woche angekündigte Truppenverstärkung an der Grenze vor Kurzem bestätigt.

  • Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko spiele damit jedoch ein "gefährliches Spiel", so ein Berater der Oppositionsführerin.

  • Sollte es zu einem Konflikt zwischen der Ukraine und Belarus kommen - was Kiew bisher verneinte - würde weder das eigene Land, noch Moskau "einen Finger" für Lukaschenkos Rettung rühren, so der Berater.

Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko gilt als enger Verbündeter von Kreml-Chef Wladimir Putin. Die Opposition des Landes ist allerdings in Sorge, Lukaschenkos Unterstützung des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine könnte auch für Belarus weitreichende Konsequenzen haben.

So könne die hohe militärische Präsenz an der Grenze "nach hinten losgehen", so Franzischak Wjatschorka, Berater von der im Exil lebenden Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja, gegenüber "Newsweek". Ihm zufolge spiele Lukaschenko ein "gefährliches Spiel", indem er weitere Truppen an die ukrainische Grenze verlege.

Als Lukaschenko sich 2020 zum sechsten Mal als Präsident wiederwählen lassen wollte, gewann nach Überzeugung der Opposition die Herausforderin Tichanowskaja. Lukaschenko ließ sich zum Sieger erklären und anschließende Proteste brutal niederschlagen. Viele Oppositionelle sind ins Exil geflüchtet.

"Verzweifelter" Versuch, Putin zu schmeicheln

"Hier geht es nicht darum, Belarus zu verteidigen - es ist ein verzweifelter Versuch, sich bei Putin einzuschmeicheln und von Russlands Versagen in Kursk abzulenken", so Wjatschorka.

Der belarussische Diktator hatte kürzlich bekanntgegeben, ein Drittel seiner Armee an der Grenze zur Ukraine stationiert zu haben. Als Grund dafür nannte er starke Truppenansammlungen auf ukrainischer Seite. Dort habe die Ukraine bis zu 120.000 Soldaten stationiert, behauptete er. Lukaschenko sah den Truppenaufmarsch der Ukraine als Reaktion Kiews auf zusätzliche russische Truppen, die Moskau für die Parade zum Tag der Unabhängigkeit in Minsk nach Belarus verlegt hatte. Den Tag der Unabhängigkeit feiert Belarus stets am 3. Juli. "Daraufhin musste ich fast ein Drittel der Armee verlegen, um die vorhandenen Kräfte zu verstärken", behauptete Lukaschenko, der als letzter Diktator Europas bezeichnet wird.

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Oppositioneller: Niemand in Belarus würde für Lukaschenko "einen Finger rühren"

Nach einer für die belarussische Opposition erstellten Einschätzung, die "Newsweek" nach Eigenangabe vorliegt, wurden allerdings zwischen dem 10. und dem 23. August rund 1.100 Soldaten in einem Umkreis von 30 Meilen um die Grenze zur Ukraine stationiert. Als "Schall und Rauch" bezeichnete Wjatschorka das gegenüber "Newsweek". Lukaschenko habe gesehen, wie die Ukraine bis tief nach Russland vordringt. "Er glaubt, dass Belarus Ähnliches passieren könnte." Weiter betonte der Oppositionelle: Solle es wirklich so weit kommen "wird niemand in Belarus einen Finger rühren, um ihn zu retten - nicht sein Volk und schon gar nicht Russland".

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Ukraine-Krieg

Belarus: Ukraine bestätigt Truppenverstärkung im Grenzgebiet

Nach der Ankündigung Lukaschenkos, Truppen an der Grenze zur Ukraine zu verstärken, hat die Regierung in Kiew dies nun bestätigt. In der Region Gomel in Belarus wurden demnach neue Einheiten mit Panzern, Artillerie und Flugabwehr gesichtet.

  • 25.08.2024
  • 21:08 Uhr
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Ukraine: Keine "feindlichen Aktionen" gegen belarussisches Volk geplant

Die ukrainische Regierung hatte die vom Nachbarland angekündigte Truppenverstärkung an der Grenze am 25. August bestätigt. Nach Angaben des Außenministeriums in Kiew wurden in der Region Gomel in Belarus neue Einheiten mit Panzern, Artillerie und Flugabwehr beobachtet. Daneben seien auch Söldner der ehemaligen russischen Wagner-Truppe erkannt worden.

Das ukrainische Außenministerium rief die Verantwortlichen in Minsk auf, "unter dem Druck Moskaus keine für das eigene Land tragischen Fehler zu begehen" und die Truppen auf eine angemessene Entfernung von der gemeinsamen Grenze zurückzuziehen. Kiew betonte zugleich, "keine wie auch immer gearteten feindlichen Aktionen" gegen das belarussische Volk zu planen.

Ukraine: Lukaschenko lässt Situation regelmäßig "eskalieren"

Nach Ansicht der ukrainischen Grenztruppen greift Lukaschenko "zu aggressiven Aussagen, die nicht der Realität entsprechen". Von Verstärkungen auf belarussischer Seite sei zudem nichts erkennbar, sagte Andrij Demtschenko, Sprecher der Grenztruppen. Die Lage an der Grenze sei unverändert, "wie auch die Rhetorik Lukaschenkos, der die Situation in regelmäßigen Abständen eskalieren lässt, um dem Terroristenland (Russland) zu gefallen". Von Verstärkungen auf belarussischer Seite gebe es keine Spur.

Das mit Moskau verbündete Minsk ist nicht aktiv am Krieg gegen die Ukraine beteiligt. Allerdings hat Lukaschenko im Februar 2022 den Vorstoß russischer Truppen aus Belarus heraus in die Ukraine erlaubt. Nach schweren Rückschlägen und Verlusten beim versuchten Vorstoß nach Kiew mussten sich diese russischen Einheiten zurückziehen.

Im Video: Geschmackloser Appell - Lukaschenko schockiert mit Aussage zu Olympia

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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