Vorwurf der Manipulation
Nach umstrittener Wahl: Maduro erneut als Präsident Venezuelas vereidigt
- Veröffentlicht: 11.01.2025
- 13:24 Uhr
- dpa
Ungeachtet internationaler Proteste ist Venezuelas umstrittener Präsident Maduro für eine weitere Amtszeit vereidigt worden. Die Opposition spricht von einem Staatsstreich.
Trotz einer von Betrugsvorwürfen überschatteten Wahl, landesweiten Protesten und internationaler Kritik hat sich Venezuelas autoritärer Präsident Nicolás Maduro für eine dritte Amtszeit bis 2031 vereidigen lassen. Der Präsident der Nationalversammlung, Jorge Rodríguez, legte ihm am Freitag (10. Januar, Ortszeit) die Präsidentenschärpe um.
Von der EU kam Kritik. Maduro fehle die Legitimität eines demokratisch gewählten Präsidenten, sagte die Vizepräsidentin der Kommission, Kaja Kallas. Auch die US-Regierung rügte die Vereidigung und reagierte mit Sanktionen gegen hochrangige Beamte des südamerikanischen Landes - ebenso wie die EU, Kanada und Großbritannien.
Im Video: Festnahmen und Tote - Blutige Proteste gegen Maduros angeblichen Wahlsieg
Opposition: "Sie treten unsere Verfassung mit Füßen"
Eigentlich hatte auch Maduros Kontrahent und Oppositionskandidat Edmundo González angekündigt, in seine Heimat zurückzukehren und sich als der eigentliche Wahlsieger ebenfalls vereidigen zu lassen. Dies soll nun später geschehen, "wenn die Bedingungen stimmen", teilte Oppositionsführerin María Corina Machado mit.
Der Maduro-Regierung warf sie einen Staatsstreich vor. "Sie treten unsere Verfassung mit Füßen." In Venezuela liegt ein Haftbefehl gegen González vor. Anfang September war er nach Spanien ausgereist und hatte dort politisches Asyl beantragt. Vom Militär hatte der 75-Jährige dennoch schon Gehorsam gefordert. "Als Oberbefehlshaber befehle ich dem militärischen Oberkommando, illegale Befehle derjenigen zu missachten, die die Macht an sich gerissen haben, und meine Sicherheitsbedingungen für die Übernahme des Präsidentenamtes vorzubereiten", teilte González in einem Video mit, in dem er sich selbst als Präsident bezeichnete.
Wahlsieg Maduros von USA und EU nicht anerkannt
Nach der Präsidentenwahl im Juli hatte González den Sieg für sich reklamiert. Die USA, Kanada und mehrere Länder Lateinamerikas erkennen ihn auch als Wahlsieger an. Auch der designierte US-Präsident Donald Trump bezeichnete González als den "gewählten Präsidenten".
Die linientreue Wahlbehörde erklärte allerdings den seit 2013 regierenden Maduro zum Wahlsieger. Die Europäische Union, darunter Deutschland, hatte seinen Wahlsieg nicht anerkannt. Sie fordert die Veröffentlichung der Wahlunterlagen, die die Wahlbehörde bis heute nicht erfüllt hat.
Zu den acht von den USA sanktionierten Personen gehören unter anderem der Präsident der staatlichen Ölgesellschaft PDVSA, Héctor Obregón Pérez, und der Präsident der staatlichen Fluggesellschaft Conviasa, Ramón Celestino Velasquez Araguayan, wie das US-Finanzministerium mitteilte. Außerdem seien Sanktionen gegen leitende Beamte des Militärs und der Polizei verhängt worden.
Im Video: Maduro unter Druck - USA erkennen Oppositionellen als Venezuelas Wahlsieger an
"Seit der Wahl im vergangenen Jahr haben Maduro und seine Verbündeten ihre repressiven Maßnahmen in Venezuela fortgesetzt", sagte der amtierende Unterstaatssekretär des Finanzministeriums für Terrorismus und Finanzkriminalität, Bradley T. Smith, zur Begründung. Das US-Außenministerium erhöhte zudem die Belohnungen auf jeweils bis zu 25 Millionen Dollar für Informationen, die zur Festnahme oder Verurteilung Maduros und seines Innenministers Diosdado Cabello führen.
Das Vereinigte Königreich sanktionierte 15 Personen, die mit Maduro in Verbindung stehen, darunter Militärbeamte und Richter. Die Mitgliedstaaten der Europäischen Union weiten die Maßnahmen auf 15 weitere Mitglieder der Wahlbehörde Venezuelas, der Justiz sowie der Sicherheitskräfte aus.
Nur wenige hochrangige Staatsgäste anwesend
Für die Vereidigung Maduros wurde ein großes Sicherheitsaufgebot zusammengestellt. Die Grenzübergänge zwischen Venezuela und Kolumbien waren wegen einer angeblichen "internationalen Verschwörung" zum Boykott der Amtseinführung geschlossen.
Hochrangige Staatsgäste waren nur wenige da: so etwa Nicaraguas Präsident Daniel Ortega und Kubas Präsident Miguel Díaz Canel. China und Russland, wichtige Verbündete Venezuelas, entsandten Sonderdelegierte. Selbst links regierte lateinamerikanische Staaten wie Brasilien, Kolumbien oder Mexiko waren nur mit Diplomat:innen vertreten.
Einen Tag vor der Vereidigung waren Tausende Menschen aus Protest auf die Straße gegangen. Auch Oppositionsführerin Machado trat zum ersten Mal seit Monaten öffentlich auf - und wurde in Caracas begeistert gefeiert. Im Anschluss an die Kundgebung wurde sie eigenen Angaben zufolge kurzzeitig entführt und später wieder freigelassen. Innenminister Diosdado Cabello dementierte den Vorfall.