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Medizin

Laut Studie: Kein erhöhtes Krebsrisiko durch Stammzelltransplantation

  • Aktualisiert: 28.10.2024
  • 17:51 Uhr
  • Oliwia Kowalak
Stammzellentherapie kann Leben retten - und bringt offenbar laut Studie kein erhöhtes Risiko mit sich.
Stammzellentherapie kann Leben retten - und bringt offenbar laut Studie kein erhöhtes Risiko mit sich.© IMAGO/VectorFusionArt

Die Stammzellentherapie ist eine vielversprechende medizinische Methode, um schwere Erkrankungen zu heilen. Jetzt zeigt eine Untersuchung, dass die Transplantation womöglich kein erhöhtes Krebsrisiko mit sich bringt.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Stammzellentherapie kann die Lebenserwartung von Patient:innen mit Krebserkrankungen oder gar HIV verlängern.

  • Doch Wissenschaftler:innen hatten bisher Sorgen, dass die Transplantationsbelastung ein höheres Krebsrisiko bedeutet.

  • Eine neue Studie entfacht jetzt Hoffnung, dass es durch die Therapie nicht zu einer erhöhten Gefahr durch Mutationen kommt.

Mit der Stammzellentransplantation lassen sich schwere Erkrankungen wie Krebs oder HIV erfolgreich therapieren. Doch Wissenschaftler:innen hatten bisher Bedenken, dass die Methode auch ein erhöhtes Krebsrisiko birgt.

Wie eine im "Science Translational Medicine" veröffentlichte Studie nun zeigt, sei das Risiko bei Empfänger:innen von blutbildenden Stammzellen für krebsverursachende Mutationen offenbar nicht erhöht. Dies schreibt das Wissenschaftsmagazin "Nature" am Freitag (25. Oktober).

"Das ist eine fantastische Nachricht für Menschen, die sich diesen Therapien unterziehen", kommentierte Alejo Rodriguez-Fraticelli, Stammzellbiologe am Institut für Forschung in der Biomedizin in Barcelona, die Studien-Ergebnisse.

Im Video: Überraschende Entdeckung: Bierhefe als möglicher Schlüssel in der Krebsforschung

Studie: Wenig neue Mutationen nach Transplantation

In der Studie wurden die am längsten lebenden Transplantatempfänger:innen und ihre Spender:innen untersucht. Ihre Transplantate erhielten die Empfänger:innen vor sieben bis 46 Jahren. Einige dieser Transplantationen wurden in den 1960er Jahren am Fred Hutchinson Cancer Center durchgeführt. 2017 beschloss Masumi Ueda Oshima, eine klinische Forscherin des Fred Hutchinson Cancer Center in Seattle, Empfänger:innen und Spender:innen aufzusuchen und Blutproben zur Untersuchung der Alterung zu entnehmen. "Es war wirklich ein großer Angelausflug", sagte Oshima.

Anhand dieser Blutproben von 32 Personen (16 Spender-Empfänger-Paaren) untersuchte das Forscher-Team Mutationen in bestimmten Genen, die mit Krebs in Verbindung gebracht wurden. Die Annahme war, dass diese Mutationen in den blutbildenden Zellen der Transplantatempfänger:innen sich aufgrund eins Wachstumsvorteils im zunehmenden Alter in Leukämie entwickeln könnten.

Mithilfe hochempfindlicher Technik für die Gensequenzierung konnte ermittelt werden, dass Mutationen bei allen gesunden Spender:innen – einschließlich bei denen im Alter von zwölf Jahren – gefunden wurden. Je älter die Person war, desto höher auch die Anzahl der Mutationen im Blut. Im Anschluss wurden Mutationsmuster von elf Spender-Empfänger-Paaren mit den zugänglichen Spenderblutproben verglichen. Beide Gruppen wiesen dabei ähnliche Mutationsmuster auf: Die Untersuchung zeigte, dass die Mutationen bei Spender:innen mit einer jährlichen Rate von zwei Prozent auftraten – bei Empfänger:innen mit 2,6 Prozent.

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Cancer cell divide or spread out
News

Universitätsklinikum Düsseldorf

Stammzelltransplantation: "Düsseldorfer Patient" von HIV und Krebs geheilt

Mediziner des Universitätsklinikums Düsseldorf haben weltweit zum dritten Mal einen krebskranken HIV-Patienten durch eine Stammzellentransplantation geheilt.

  • 22.02.2023
  • 07:00 Uhr

"Überraschenderweise gibt es tatsächlich nur sehr wenige neue Mutationen in den Stammzellen, die durch den Transplantationsprozess entstehen", erklärte Michael Spencer Chapman, Hämatologe am Barts Cancer Institute in London. Daraus schließt der Forscher einen ähnlichen schnellen Alterungsprozess bei Spender:innen und Empfänger:innen – und somit kein erhöhtes Risiko für Mutationsentwicklungen für Blutkrebs.

Dass die Mutation so lange nach einer Transplantation stabil bleibt, deutet darauf hin, dass "die Regenerationsfähigkeit des blutbildenden Systems wirklich tiefgreifend ist", so Ueda Oshima. Die Ergebnisse seien zwar ermutigend, jedoch basierten sie nur auf einer kleineren Anzahl an Personen. Allgemeine Schlussfolgerungen seien demnach schwierig, so Rodriguez-Fraticelli. Jedoch zeigte eine Studie aus dem Jahr 2023 ähnliche Ergebnisse.

Spender meist schwierig zu finden

Etwa 3.000 Menschen in Deutschland erhalten jährlich eine Transplantation fremder Stammzellen. Diese sind allgemein für die Bildung von Zellen, jedoch auch Krebsstammzellen verantwortlich. Sie können Tumore verlassen, mit dem Durchdringen der Blutgefäßwand ins Körpergewebe gelangen – und Metastasen bilden. Krebsstammzellen gelten als resistent gegenüber Bestrahlungen und Chemotherapien.

Im Video: Hoffnung für den Kampf gegen Aids: So lässt sich das Virus global bekämpfen

Die Stammzellentransplantation wird häufig bei Erkrankungen des blutbildenden Systems, z. B. Leukämie, myelodysplastisches Syndrom, angeborene Anämien, als Behandlungsmethode eingesetzt. Dabei werden zunächst Tumorzellen im Knochenmark durch Chemotherapeutika oder Ganzkörperbestrahlung zerstört – dies wird als sogenannte Konditionierungsphase bezeichnet. In dieser wird das Knochenmark auf die neuen Blutstammzellen vorbereitet, welche aus dem peripheren Blut, aus dem Knochenmark oder auch aus Nabelschnurblut gewonnen werden. Danach folgt die Übertragung entweder der eigenen Stammzellen (autologe Stammzelltransplantation), oder von Spender:innen (allogene Stammzelltransplantation).

Weil die fremden Zellen oft abgestoßen werden können, müssen die Zellen von Empfänger:innen und Spender:innen ähnlich sein. Beim Vergleich werden 7.000 Merkmale herangezogen. Oftmals ist es daher schwierig, passende Spender:innen zu finden. Direkte Geschwister haben meist eine größere Chance für erfolgreiche Transplantationen. "Eine Typisierung ist einfach und geht schnell. Ein Abstrich der Mundschleimhaut reicht bereits, um jemandem vielleicht das größte Geschenk zu machen, das es gibt – ein gesundes Leben", sagte Gesundheitsministerin von Mecklenburg-Vorpommern, Stefanie Drese (SPD).

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Die Stammzellentherapie erzielte in der Vergangenheit medizinische Durchbrüche. Die Überlebensraten im Falle einer Stammzellentransplantation unterscheiden sich je nach Erkrankung. Bei einer akuten Leukämie lag die 5-Jahres-Überlebensrate bei rund 70 Prozent. Mit der Stammzellentherapie konnte erstmalig auch eine HIV-Infektion geheilt werden. So haben Ärzte der Charité Berlin es im Jahr 2008 geschafft, einen Patienten von Krebs und HI-Virus zu heilen. Auch in diesem Jahr berichtete die Charité über den Heilungserfolg eines weiteren Mannes, der an Leukämie und HIV erkrankt war.

  • Verwendete Quellen:
  • charite.de: "Einem Charité-Team gelingt abermals eine offenbar vollständige Entfernung des HI-Virus aus dem Körper eines Patienten"
  • Nachrichtenagentur dpa
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