Universitätsklinikum Düsseldorf
Stammzelltransplantation: "Düsseldorfer Patient" von HIV und Krebs geheilt
- Aktualisiert: 22.02.2023
- 07:00 Uhr
- Tanja Hofmann
Mediziner des Universitätsklinikums Düsseldorf haben weltweit zum dritten Mal einen krebskranken HIV-Patienten durch eine Stammzellentransplantation geheilt. Wie kam es zu dieser Erfolgsmeldung und was bedeutet das für die weitere Forschung?
Im Jahr 2011 wurde beim "Düsseldorfer Patienten" drei Jahre nach seiner HIV-Diagnose eine Form von Blutkrebs, die sogenannte akute myeloische Leukämie (AML), diagnostiziert. Zwei Jahre später - im Jahr 2013 - unterzog er sich einer Stammzelltransplantation, die von Guido Kobbe, Oberarzt und Leiter der allogenen Stammzelltransplantation an der Uniklinik Düsseldorf, durchgeführt wurde. Das Ziel der Transplantation war von Anfang an, sowohl die Leukämie als auch das HI-Virus zu kontrollieren.
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Genmutation: HI-Virus den Zugang versperrt
Die Stammzellen des "Düsseldorfer Patienten" sowie die von zwei ähnlichen Fällen aus Berlin und London besaßen eine besondere Genmutation mit dem Namen CCR5Δ32 (CCR5-Delta32). Diese Mutation bewirkt, dass es auf den Immunzellen keine Angriffsstelle für das HI-Virus gibt. Aufgrund dessen kann das Virus nicht in die Zellen eindringen und sie infizieren. Menschen mit dieser Mutation sind dem Virus daher nahezu resistent.
Die Stammzelltransplantation führte tatsächlich zu einer Linderung der Symptome von HIV, so dass das medizinische Team im Jahr 2018 beschloss, die antivirale Therapie abzubrechen. Der Patient wurde mehrere Jahre lang überwacht, was den anhaltenden Erfolg bestätigte. Heute sagen die Wissenschaftler:innen, dass der jetzt 53-jährige Patient vollständig geheilt sei.
Das Forschungsteam hofft, dass es in Zukunft durch die Transplantation von genetisch veränderten Stammzellen auch HIV-infizierte Menschen ohne Krebs behandeln kann. Dafür könnte die Mutation mit Hilfe von Genscheren wie Crispr/Cas in die Zellen eingefügt werden. Gleichzeitig könnten Strategien eingesetzt werden, um die HIV-Reservoirs im Körper zu reduzieren. Expert:innen sind jedoch der Meinung, dass bis dahin noch ein langer Weg zu gehen ist - unter anderem wegen der möglichen Nebenwirkungen.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa