Mysteriöse Schallwaffen
Havanna-Syndrom: Griffen Putins Agenten schon zuvor in Deutschland an?
- Veröffentlicht: 03.04.2024
- 16:44 Uhr
- Stefan Kendzia
Die ersten Schallwaffen-Angriffe Russlands auf Menschen soll es 2016 in Havanna gegeben haben. Deutschland soll allerdings schon Jahre zuvor Zielscheibe gewesen sein.
Das Wichtigste in Kürze
Die ersten Schallwaffen-Angriffe Russlands auf Menschen soll es 2016 in Havanna gegeben haben.
Opfer leiden unter dem sogenannten Havanna-Syndrom, das Schwindel, Kopf- und Ohrenschmerzen sowie Müdigkeit und Schlaflosigkeit auslösen soll.
Jetzt soll eine gemeinsame Recherche mehrerer Medien zeigen, dass die ersten Anschläge nicht in Havanna, sondern bereits zwei Jahre zuvor in Frankfurt stattgefunden haben sollen.
Lange glaubte man, dass die Schallwaffen-Angriffe, die dem russischen Geheimdienst zugeschrieben werden und das sogenannte Havanna-Syndrom beim Menschen auslösen, auf Kuba stattgefunden haben sollen. Eine aktuelle Recherche legt aber nahe: Deutschland könnte 2014 das erste Angriffsziel gewesen sein - zwei Jahre vor Kuba.
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War Havanna gar nicht der Anfang?
Journalist:innen aus Deutschland, den USA und Russland haben Hinweise darauf gefunden, dass hinter dem sogenannten Havanna-Syndrom womöglich Angriffe des russischen Geheimdienstes stecken könnten, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet. Das Syndrom entsteht bei Menschen, die Opfer eines heftigen Schall-Impulses in Verbindung mit einem hohen Ton geworden sind. Betroffene leiden dann oft unter Schwindel, Kopf- und Ohrenschmerzen sowie Müdigkeit, Schlaflosigkeit und Trägheit.
Bisher ging man davon aus, dass die ersten Angriffe mit solchen Waffen 2016 in Havanna stattgefunden hätten - daher auch der Name des Syndroms. 2021 sollen dann die ersten Menschen in Deutschland getroffen worden sein. Es handelte sich damals um zwei US-Botschaftsmitarbeiter:innen in Berlin.
Eine gemeinsame Recherche von Medien wie "Spiegel" und "The Insider" zeichnet nun ein ganz anderes Bild von Putins Waffen. Bereits zwei Jahre vor Kuba, also 2014, sollen in Frankfurt mehrere US-Regierungsleute angegriffen worden sein.
Betroffene sollen bewusstlos geworden sein
Die Angriffe seien so durchdringend gewesen, dass die Betroffenen bewusstlos zusammengebrochen seien. "Aber anstatt die Fälle 2014 zu untersuchen, entschied die US-Regierung sich, wegzuschauen und so zu tun, als wäre nichts passiert", soll Mark Lenzi, US-Außenministeriumsmitarbeiter und Opfer einer Schallwaffen-Attacke, gesagt haben. Erst danach wurde der Havanna-Fall bekannt sowie weitere Angriffe weltweit.
Hinter den Angriffen soll laut der Recherche eine russische Einheit des Kreml-Militärgeheimdienstes stecken: die GRU-29155. Angeblich seien Mitglieder des betreffenden Sabotagekommandos bewusst am jeweiligen Tatort mutmaßlicher Angriffe auf US-Regierungspersonal und deren Familienangehörige stationiert worden. Oft sollen die russischen Agenten mit Touristenvisa unter falscher Identität eingereist sein und weltweit Diplomat:innen und deren Angehörige mit Schallwaffen angegriffen haben.
Einheit experimentierte mit Waffentechnologie
Dass vieles auf die Einheit 29155 hinweist, ist nicht verwunderlich. Denn die Einheit, die auf Mordanschläge im Ausland und Destabilisierung von Staaten spezialisiert sein soll, soll exakt mit der Waffentechnologie experimentiert haben, die für diese Anschläge erforderlich war. Viele der Opfer sollen demnach erfahrene Russland-Expert:innen sein, die die russische Sprache fließend beherrschten und auf Befehl der US-Regierung russische Aggressionen und Geheimdienstoperationen in ganz Europa und Nordamerika bekämpfen sollten.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa
- The Insider: "Unraveling Havana Syndrome: New evidence links the GRU's assassination Unit 29155 to mysterious attacks on U.S. officials and their families"