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Produktionsstopp nach Anschlag

Grünheide: Tesla bis Ende nächster Woche ohne Strom

  • Veröffentlicht: 06.03.2024
  • 23:41 Uhr
  • Michael Reimers
06.03.2024, Brandenburg, Grünheide: Nur wenige Autos von Mitarbeitern der Tesla-Gigafactory Berlin-Brandenburg stehen vor dem Werk.
06.03.2024, Brandenburg, Grünheide: Nur wenige Autos von Mitarbeitern der Tesla-Gigafactory Berlin-Brandenburg stehen vor dem Werk. © Patrick Pleul/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Produktionsstopp bei Tesla in Grünheide dauert deutlich länger, als anfangs vom Unternehmen eingeschätzt wurde.

  • Am Dienstag (5. März) hatten Unbekannte in der Nähe des Werksgeländes einen Anschlag auf die Stromversorgung verübt.

  • Tesla bezifferte den Schaden bereits auf mehrere hundert Millionen Euro.

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Bis voraussichtlich Ende nächster Woche stoppt die Produktion beim US-Elektroautobauer Tesla in Grünheide. Das teilte das Unternehmen am Mittwochabend (6. März) auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Zuvor hatte die "Bild" darüber geschrieben. Nachdem unbekannte Täter:innen am Dienstag auf einem Feld Feuer an einem Strommast gelegt hatten, der auch für die Versorgung der Tesla-Fabrik zuständig ist, wurde die Produktion in Grünheide bei Berlin unterbrochen. Auch Zehntausende Anwohner:innen in der Region waren von dem Stromausfall betroffen.

Der erzwungene längere Produktionsstopp in Teslas einzigem Autowerk in Europa bedeutet auch größeren Schaden für das Unternehmen. Bisher ging Tesla von einem Wiederanlauf der Fertigung am nächsten Montag aus und bezifferte den Verlust bis dahin auf mehrere hundert Millionen Euro. Jetzt kommt eine weitere Woche Stillstand hinzu. Wie der Energienetzbetreiber Edis mitteilte, arbeiten die Einsatzkräfte unter Hochdruck daran, das Tesla-Werk und ein Logistikzentrum wieder mit Strom zu versorgen.

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Deutsche Industrie alarmiert

Die Wirtschaft in Deutschland dringt nach dem Anschlag auf die Stromversorgung auf mehr Sicherheit. "Politik und Wirtschaft sind gemeinsam gefordert, die Sicherheit der Netze und kritischer Anlagen zu gewährleisten", sagte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Martin Wansleben. Die Bundesregierung wolle zwar mit einem Gesetz den Schutz wichtiger Netze und Anlagen verstärken und die Sicherheitsbemühungen der Betreiber unterstützen, verschleppe aber die Verabschiedung des zugehörigen Gesetzes seit Monaten. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft schlug vor, Bund und Länder bei der Gefahrenabwehr stärker in die Pflicht zu nehmen. Der öffentliche Zugang zu Daten kritischer Infrastruktur müsse beschränkt werden.

Regierungssprecher Steffen Hebestreit erklärte am Mittwoch, die Bundesregierung verurteile solche Anschläge auf das Schärfste. Das Bundesinnenministerium plane, dass sich das Kabinett zeitnah in der ersten Jahreshälfte mit dem sogenannten KRITIS-Dachgesetz befasse. Damit soll die kritische Infrastruktur besser gegen Gefahren geschützt werden. Darüber hinaus sei es erst einmal die Pflicht der Netzbetreiber, ihre Infrastruktur zu schützen, sagte der Sprecher des Bundesinnenministeriums, Maximilian Kall. Dies sei natürlich bei einem Umspannwerk leichter als bei einem Strommast, der auf einem Feld steht.

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Tesla in Grünheide bereits 2021 Ziel eines Anschlags

Die linksextreme "Vulkangruppe" wirft Tesla "extreme Ausbeutungsbedingungen" vor. Die Gruppierung schrieb von Sabotage gegen Tesla. "Wir schätzen das Schreiben als echt ein", sagte eine Sprecherin der Brandenburger Polizei. Auch wenn die Folgen diesmal deutlich gravierender sind, folgt der Anschlag dem gleichen Muster wie der Brandanschlag vom Mai 2021, bei dem ein Stromkabel beschädigt wurde, das unter anderem die Tesla-Baustelle versorgte. Auch damals tauchte ein von den Sicherheitsbehörden als authentisch eingestuftes Schreiben der Selbstbezichtigung im Namen der "Vulkangruppe" auf.

Da die Täter:innen von 2021 bisher nicht ermittelt werden konnten, behelfen sich die Sicherheitsbehörden mit der Arbeitshypothese, dass es sich hier um eher lose vernetzte linksextremistische Kleingruppen mit Schwerpunkt in Berlin und Brandenburg handelt.

Im Video: Brandanschlag sorgt für Ausfälle im Tesla-Werk in Grünheide

Brandanschlag sorgt für Ausfälle im Tesla-Werk in Grünheide

Region Berlin-Brandenburg teilweise ablehnend gegenüber US-Firmen

Auch jenseits von Anschlägen und Sabotage waren in den vergangenen Jahren vor allem US-Unternehmen, die sich in der Region Berlin-Brandenburg ansiedeln wollten, nicht immer willkommen. In Brandenburg machten unter anderem Umweltschützer:innen sowie Anwohner:innen, die sich gestört fühlten, und die AfD gegen die Gigafactory von Tesla mobil.

Der US-Internetkonzern Google hatte ein ehemaliges Umspannwerk im Berliner Stadtteil Kreuzberg erworben und Ende 2016 angekündigt, dort einen Campus für junge Firmen und andere Organisationen zu etablieren. Kritiker:innen protestierten dagegen, weil der Campus nach ihrer Ansicht die Gegend stark verändert und teurer gemacht hätte. Schließlich verzichtete Google auf den Start-up-Campus. Auf die Frage eines Journalisten, ob die Bundesregierung negative Konsequenzen für den Wirtschaftsstandort Deutschland fürchte, antwortete der Regierungssprecher: "Ich würde da jetzt vor Alarmismus warnen."

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:newstime

Musk wirbt um Solidarität mit seinem Unternehmen

Tesla-Chef Elon Musk soll sich den Angaben zufolge gelassen gezeigt haben, obwohl das Werk in Deutschland vorerst lahmgelegt ist. Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) telefonierte am Dienstag mit ihm. "Elon Musk war sehr sachlich und souverän in der Reaktion", sagte Steinbach dem "Tagesspiegel" (online am Mittwoch, 6. März). "Es bestand sofort Einigkeit, dass als Reaktion nichts passieren darf, was den Attentätern einen Erfolg gegönnt hätte." Musk forderte jedoch Solidarität und vertrauensbildende Maßnahmen zur Unterstützung des Unternehmens und seiner Beschäftigten ein.

Der Widerstand gegen den US-Autobauer nimmt zu. Bei einer Bürger:innenbefragung in Grünheide lehnten rund zwei Drittel die von Tesla geplante Erweiterung um einen Güterbahnhof und ein Lager auf einem angrenzenden Gelände ab. Dort sollen mehr als 100 Hektar Wald gerodet werden. Am Donnerstag schlugen dann Umweltschützer:innen und Tesla-Kritiker:innen in der Nähe des Werks im Wald ein Protestcamp mit Baumhäusern auf.

Werksleiter André Thierig äußerte sich besorgt über die Entwicklungen. Mit Blick auf den Anschlag sehe er eine "sehr kritische Grundstimmung, die vielleicht auch solches Verhalten ein Stück weit schüren". Bei dem bisher genannten Schaden von mehreren hundert Millionen Euro bezieht sich Thierig nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur auf den Umsatzverlust der Autos, die nicht verkauft werden. Er rechnet mit einem Ausfall von mehr als 1.000 Autos pro Tag.

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Imageschaden für Wirtschaftsstandort Deutschland befürchtet

Rund 12.500 Menschen arbeiten bereits bei Tesla in Grünheide. Der Autobauer plant einen Ausbau des bestehenden Werks. Die geplante Produktion von 500.000 Autos pro Jahr soll auf eine Million steigen. Thierig ließ offen, ob die Pläne weiterhin Bestand haben. "Ob das jetzt einen Einfluss hat auf den weiteren Ausbau der Fabrik, kann ich an der Stelle nicht sagen."

Der Leiter des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach, Stefan Bratzel, sieht nach dem Anschlag eine gewisse Gefahr für die deutsche Automobilindustrie. Neben der Stromversorgung gebe es weitere Möglichkeiten, um die Produktion zu stören, so der Branchenexperte.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Nachrichtenagentur Reuters
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