30 Meter unter der Oberfläche
Geheime "Stadt unter dem Eis" entdeckt: NASA von Zufallsfund in Grönland überrascht
- Aktualisiert: 02.12.2024
- 09:33 Uhr
- Stefan Kendzia
Die NASA sorgt nicht nur im Weltall für sensationelle Entdeckungen. Bei einem Überwachungsflug über Grönland haben Wissenschaftler:innen per Radargerät 30 Meter unter dem Eis einen längst verlassenen Militärstützpunkt wiedergefunden.
Schon im April 2024 soll ein NASA-Team den Grönländischen Eisschild anhand eines Radargeräts abgetastet haben. Die eigentliche Aufgabe: Es sollten sowohl die Oberfläche als auch tiefere Schichten der Eislandschaft kartiert werden. Völlig unvermittelt tauchte tief unten im ewigen Eis ein Relikt des Kalten Krieges auf: der Militärstützpunkt Camp Century aus dem Jahr 1959.
Unter der eiskalten Oberfläche offenbarte sich eine verlassene Militärbasis
"Wir suchten nach der Eisschicht und Camp Century tauchte auf", sagte Alex Gardner, ein Kryosphärenforscher am Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA. "Wir wussten zunächst nicht, was es war." Was den Wissenschaftler:innen tatsächlich vor das Radar gekommen ist, war die 1959 erbaute und 1967 verlassene "Stadt unter dem Eis", wie das Netzwerk aus 21 Tunneln mit einer Gesamtlänge von 3.000 Metern genannt wurde.
Dabei hatten die Forscher:innen großes Glück. Aus dem Flugzeug heraus ist das Geheimnis, das unter 30 Metern Eis verborgen ist, nicht zu erkennen. Aber dank eines Radargeräts am Bauch des Flugzeugs namens UAVSAR (Uninhabited Aerial Vehicle Synthetic Aperture Radar), das wie ein Ultraschallgerät auch die inneren und damit die darunterliegenden Schichten des Eises "durchleuchtet", trat die geheime Militärbasis plötzlich in Erscheinung, die zu einer von mehreren Abschussbasen von Atomraketen in Grönland werden sollte.
Entdeckung von Camp Century war reiner Zufall
"In den neuen Daten sind einzelne Strukturen der geheimen Stadt auf eine Weise sichtbar, wie sie noch nie zuvor gesehen wurden", sagte Greene, ebenfalls Kryosphärenforscher am JPL, laut "NASA Earth Observatory". Dabei war Camp Century definitiv nicht auf der Liste.
"Unser Ziel war es, die Fähigkeiten und Grenzen von UAVSAR zur Kartierung der inneren Schichten der Eisdecke und der Eisbett-Grenzfläche zu kalibrieren, zu validieren und zu verstehen", sagte Greene. UAVSAR und ähnliche Geräte ermöglichen es Wissenschaftler:innen, die Dicke von Eisdecken zu messen und Prognosen zum zukünftigen Meeresspiegelanstieg abgeben zu können.
"Ohne detaillierte Kenntnis der Eisdicke ist es unmöglich zu wissen, wie die Eisschichten auf die rasche Erwärmung der Ozeane und der Atmosphäre reagieren werden. Das schränkt unsere Möglichkeiten, den Anstieg des Meeresspiegels vorherzusagen, stark ein", sagte Gardner.
Camp Century - eine Gefahr für die Umwelt
Nachdem Camp Century wie auch andere Stützpunkte aufgegeben wurden, blieben laut "Spiegel" rund 9.200 Tonnen Material, 200.000 Liter Diesel, 24 Millionen Liter Abwasser als auch PCB (Polychlorierte Biphenyle) zurück. Dabei handelt es sich um eine hochgiftige und krebsauslösende organische Chlorverbindung. "PCB zählen inzwischen zu den zwölf als 'dreckiges Dutzend' bekannten organischen Giftstoffen, welche durch die Stockholmer Konvention vom 22. Mai 2001 weltweit verboten wurden", so "Chemie.de". All diese Materialien und Stoffe stellen nun infolge der Eisschmelze durch die globale Erwärmung eine Gefahr für die Umwelt dar - obwohl sich alles in einer Tiefe von 30 bis 70 Metern unter der Eisoberfläche befinden soll.
Befürchtet werde, dass die "Souvenirs" von Camp Century irgendwann vom Eis befreit sein werden und dadurch die umweltschädlichen Stoffe ins Nordpolarmeer gelangen könnten, wovor der kanadische Klimawissenschaftler William Colgan und der Glaziologe Horst Machguth im Fachmagazin "Geophysical Research Letters" bereits 2016 warnten.
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- Verwendete Quellen:
- NASA Earth Observatory: "New View of the "City Under the Ice""
- Spiegel: "Auf den Spuren von Operation 'Iceworm'"
- Geophysical Research Letters: "The abandoned ice sheet base at Camp Century, Greenland, in a warming climate"
- Chemie.de: "Polychlorierte Biphenyle"