Möglicherweise auch für Menschen bedenklich
Forscher besorgt: Erste Krankheit durch Mikroplastik nachgewiesen
- Aktualisiert: 07.03.2023
- 16:43 Uhr
- Clarissa Yigit
Wissenschaftler:innen untersuchten Vögel auf der zu Australien gehörenden Lord-Howe-Insel. In einer Studie veröffentlichten nun die Forscher:innen, dass Plastikfragmente einige Seevögel buchstäblich von innen heraus zerreißen können. Der am stärksten betroffene Vogel ist der Blassfuß-Sturmtaucher.
Das Wichtigste in Kürze
Eine neue Krankheit wurde von Wissenschaftler:innen entdeckt – die Plastikose.
Hierbei verzehren Tiere Plastikteile, die zu Entzündungen im Verdauungstrakt führen.
Die Auswirkungen der aufgenommenen oder eingeatmeten synthetischen Fasern und Fragmente auf die Gesundheit der anderer Tiere und des Menschen sind noch ungewiss.
Eine neue Krankheit, hervorgerufen durch Plastikteile, haben Forscher:innen bei bestimmten Seevögeln entdeckt – die sogenannte "Plastikose" (englisches Original: „plasticosis“). Hierbei ernähren sich die Vögel von Plastikteilen. Untersucht wurden Blassfuß-Sturmtaucher von der australischen Lord-Howe-Insel.
Dies könne möglicherweise allerdings nur "die Spitze des Eisbergs" sein, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) unter Berufung auf das Londoner Natural History Museum mitteilte.
Im Video: Forschung: Dieses Bakterium ernährt sich vom Plastik im Meer
Forschung: Dieses Bakterium ernährt sich vom Plastik im Meer
Auslöser der Krankheit
Statt durch Viren oder Bakterien werde die neuartige Krankheit durch kleine Plastikteile hervorgerufen, die die Tiere zu sich nehmen. Diese führen zu Entzündungen im Verdauungstrakt, so das Museum. Solche anhaltenden und wiederholten Entzündungen würde dann im Laufe der Zeit zu Vernarbungen und Verformungen im Gewebe führen, schreiben die Forscher:innen. Dies wiederum würde Folgen für Wachstum, Verdauung und das Überleben der Tiere nach sich ziehen. So könne im schlimmsten Fall bei einigen Küken die Krankheit dazu führen, dass die Vögel verhungern, weil ihr Magen sich mit unverdaulichem Plastik fülle.
Krankheit könne auch bei anderen Tieren vorkommen
In einer Mitteilung des Museums schreibt Kurator und Vogel-Experte Alex Bond: "Es ist das erste Mal, dass Magengewebe auf diese Weise untersucht wurde, und gezeigt werden kann, dass der Verzehr von Plastik das Verdauungssystem dieser Vögel schwer schädigen kann." Bond hat gemeinsam mit Kolleg:innen seine Erkenntnisse im "Journal of Hazardous Materials" veröffentlicht.
Auch könne die Erkrankung mutmaßlich bei anderen Arten vorkommen. Wie "sciencalert.com" ergänzt, vermuten die Wissenschaftler:innen, dass "die Plastikverschmutzung mehr als 1.200 Meeresarten auf nahezu jeder Ebene des Nahrungsnetzes beeinträchtigt". Welche Auswirkungen die aufgenommenen oder eingeatmeten synthetischen Fasern und Fragmente auf die Gesundheit der Tiere haben, sei aber immer noch unklar. Zudem lässt sich nicht ausschließen, dass die Auswirkungen auch die menschliche Gesundheit betreffen könnten.
Blassfuß-Sturmtaucher am stärksten betroffen
Bond und seien Kolleg:innen haben in den vergangen Jahren auf der zu Australien gehörenden Lord-Howe-Insel Seevögel untersucht. Die am stärksten mit Plastik kontaminierten Vögeln der Welt seien die Blassfuß-Sturmtaucher. Diese leben auf der rund 600 Kilometer von der Küste des Kontinents entfernten Insel. Die Tiere hielten Plastikteile fälschlicherweise für Nahrung und verzehrten diese bewusst. Diese Beobachtung veranlasste das Forscherteam, auch die Auswirkungen auf den Verdauungstrakt genauer zu untersuchen.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa
- Journal of Hazardous Materials: "'Plasticosis': Characterising macro- and microplastic-associated fibrosis in seabird tissues"