Sieg oder Niederlage?
Drei mögliche Szenarien: So könnte der Ukraine-Krieg enden
- Aktualisiert: 25.02.2023
- 21:40 Uhr
- Max Strumberger, Ildiko Bognar
Ein Jahr lang schon tobt der Krieg in der Ukraine. Ein Ende der Kampfhandlungen ist aktuell nicht in Sicht. Zu festgefahren sind sowohl die Positionen militärisch als auch politisch. Diese drei Szenarien eines weiteren Kriegsausgangs sind jetzt wahrscheinlich.
Das Wichtigste in Kürze
Vor fast genau einem Jahr hat Russland die Ukraine überfallen.
Obwohl ukrainische Truppen eine erfolgreiche Gegenoffensive starten konnten, hält Russland weiterhin große Teile des Landes besetzt.
So könnte der Ukraine-Krieg enden.
Nach 12 Monaten Krieg in der Ukraine ist immer noch kein Ende in Sicht. Führt das zweite Jahr des russischen Angriffskrieges zu einer Entscheidung? Und wenn ja, wie könnte diese aussehen? Hierfür gibt es drei Szenarien.
Szenario 1: Russland gewinnt den Krieg
Da Wladimir Putin die Eroberung des gesamten Territoriums der Ukraine nie offiziell als Kriegsziel benannt hat, stellt sich die Frage, was der russische Präsident als Sieg bezeichnen würde. Die Kontrolle über Luhansk, Donezk, Cherson und Saporischschja könnte für Putin zumindest reichen, um eine gewisse Form der internationalen Anerkennung zu erhalten und das Gesicht innenpolitisch zu wahren. Russland verfügt über 25 Millionen Männer im wehrfähigen Alter, die im Krieg eingesetzt werden können, sodass die ukrainische Armee durch eine schiere Übermacht erdrückt werden könnte.
Szenario 2: Die Ukraine gewinnt den Krieg
Wolodymyr Selenskyj fordert den vollständigen Rückzug Russlands aus der Ukraine und setzt auf die massiven Waffenlieferungen aus dem Westen. Über 500 Panzer und Schützenpanzer werden in der Ukraine bis zum Sommer erwartet. Sie sollen dabei helfen, Russland im Osten und Süden des Landes zurückzudrängen. Je mehr Gebiete die Ukraine zurückerobert, desto höher stehen nicht nur die Siegeschancen des Landes, sondern auch die langfristigen politischen und wirtschaftlichen Perspektiven. Bei diesem Szenario könnte zudem infolge von ukrainischen Geländegewinnen der innenpolitische Druck auf Putin steigen, sodass ein Machtwechsel im Kreml denkbar wäre.
Szenario 3: Es gibt keine Entscheidung
Wenn keine der beiden Seiten gewinnt, würde es zu einem blutigen Patt, einem eingefrorenen Konflikt kommen, der sowohl für die Ukraine als auch für ganz Europa unerfreulich wäre. Es würde ein Zustand herrschen, wie der Osten der Ukraine ihn seit 2014 kennt, nur auf einem deutlich größeren Territorium. Es könnten sich zwei hochgerüstete Armeen sozusagen "sitzend" bekämpfen, ohne nennenswerte Geländegewinne oder –verluste – und das für eine nicht absehbare Zeit.
Krieg endet am Verhandlungstisch
Der Politikwissenschaftler Carlo Masala rechnet damit, dass der Ukraine-Krieg letztlich am Verhandlungstisch beendet werden wird. "Auf dem Schlachtfeld werden die Voraussetzungen für Verhandlungen geschaffen. Das ist mein Punkt", sagte der Militärexperte von der Universität der Bundeswehr in München in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur.
"Militärisch lässt sich der Konflikt nicht in dem Sinne lösen, dass die ukrainische Armee den letzten russischen Soldaten von ukrainischem Territorium vertreibt", sagte Masala. "Das wird nicht funktionieren. Also von daher: Wenn es die Möglichkeit für Verhandlungen ohne russische Vorbedingungen gibt, ist Selenskyj derjenige, der auch am Verhandlungstisch sitzen wird." Putin werde seinerseits Verhandlungen beginnen, wenn er zu der Überzeugung gelange, dass es ihm mehr schaden als nützen würde, den Krieg fortzusetzen.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa