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Neue Regelung für Verbraucher

EU-Dosenverbot: Müssen wir uns in Deutschland von der Konservendose wirklich verabschieden?

  • Aktualisiert: 16.09.2024
  • 11:09 Uhr
  • Kira Born

Das kontroverse Dosenverbot der EU verunsichert Verbraucher:innen. Verschwinden Konserven und Verpackungen, die den Stoff Bisphenol A enthalten, jetzt vollkommen aus den Regalen?

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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Europäische Kommission einigte sich im Juni 2024 auf eine Senkung des Grenzwerts des Stoffs Bisphenol A in Konserven und anderen beschichten Lebensmittelverpackungen.

  • Ende 2024 sollen Verpackungen und Dosen mit Bisphenol A, Stück für Stück vom Markt verschwinden.

  • Hersteller müssen nun in einer Übergangsphase neue Verpackungslösungen entwickeln.

Inhalt

Lebensmittel und Getränke in Dosen und Konserven sind praktisch, um sich einen Vorrat an lang haltbaren Lebensmitteln anzulegen. Doch damit könnte nun stellenweise Schluss sein. Im Juni entschied die Europäische Kommission, dass Behältnisse, die den bedenklichen Stoff Bisphenol A (BPA) enthalten, nicht mehr verkauft werden dürfen. Darunter fallen nicht nur Essenskonserven, sondern auch beschichtete Metalldosen, wiederverwendbare Trinkflaschen aus Kunststoff oder Küchenartikel, die mit BPA beschichtet sind.

Angst müssen Verbraucher:innen jedoch nicht haben, dass Getränke in der beliebten Dose aus den Regalen völlig verschwinden – denn es gibt eine Übergangszeit und Alternativen, die schon im Einsatz sind. Trotzdem werden sich die Lebensmittelregale und ihre Verpackungen nun ändern.

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Dosen-Aus in Deutschland: Warum verbietet die EU Dosen und andere Verpackungen?

Grund für die neue EU-Richtlinie sind die Bewertungen der "Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit" (EFSA). Laut der Pressemitteilung der Kommission vom 12. Juni zu dem Verbot des Weichmachers Bisphenol A kam die Behörde "zu dem Schluss, dass BPA potenziell schädliche Auswirkungen auf das Immunsystem hat."

Die Umstellung bezieht sich dabei auf den Einsatz von BPA in Verpackungen wie beispielsweise: 

  • Beschichtung von Metalldosen
  • wiederverwendbaren Getränkeflaschen aus Kunststoff
  • Kühlern für die Wasserverteilung
  • in mikrowellenfesten Küchenartikeln.

Grundlage des Verbots ist eine Metaanalyse der EFSA von 800 Studien zu den potenziellen Folgen von BPA-Beschichtungen in Lebensmittelbehältnissen. Das Ergebnis: "In den Studien wurde ein Anstieg des Anteils einer Art von weißen Blutkörperchen, der sogenannten T-Helfer, in der Milz beobachtet. Diese spielen eine Schlüsselrolle in unseren zellulären Immunmechanismen, und ein Anstieg dieser Art könnte zur Entwicklung von allergischen Lungenentzündungen und Autoimmunerkrankungen führen", wie der Vorsitzende des EFSA-Gremiums für Materialien, Dr. Claude Lambré, angab. Die Untersuchungen beziehen sich jedoch auf den konstant hohen Konsum von Flüssigkeiten und Lebensmitteln aus besagten Materialien über einen längeren Zeitraum.

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Ab wann gilt der BPA-Konserven-Bann für Verbraucher?

In Kraft treten, soll das Verbot ab Ende 2024. Jedoch verschwinden damit nicht alle Produkte mit BPA-haltigen Verpackungen sofort aus den Regalen. Laut der Kommission haben Hersteller eine Übergangsfrist von 18 bis 36 Monaten. In der Zeit wird Produzierenden die Möglichkeit gegeben, Alternative ohne den Stoff BPA zu entwickeln und auf den Markt zu bringen, wie das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft in einer Mitteilung zu dem BPA-Verbot angibt.

Betroffen davon sind insbesondere die Innenbeschichtungen von Dosen, da sie in einem Test des "Bundes Umwelt und Naturschutz Deutschland" am schlechtesten abschnitten. In den getesteten Konserven konnte sich größere Mengen und des bedenklichen Stoffs nachweisen, wie die Umwelt-Organisation feststellte.

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Sind BPA-Beschichtungen in Verpackungen und Dosen gesundheitsschädlich?

Grundsätzlich gilt, dass BPA in geringem Mengen nicht bedenklich ist. Doch legen die Untersuchungen des EFSA nahe, dass durch einen Langzeitkonsum in hohen Mengen von belasteter Nahrung der Hormonhaushalt gestört werden kann. Dabei wirkt BPA ähnlich wie das weiblichen Hormon Östrogen. In Versuchen an Tieren wurde nachgewiesen, dass es bei einer erhöhten Konzentration zu Beeinträchtigungen der Gehirnentwicklung und der Fruchtbarkeit kommen kann. "Beim Menschen gilt BPA u.a. als Mitverursacher von Kreislauferkrankungen, Diabetes, Übergewicht, Störungen des Immunsystems sowie Brust- und Hodenkrebs", wie Untersuchungen von BUND ergaben.

Deshalb wurde der Grenzwert für den täglichen Konsum nun stark gesenktt. Die Forschenden des EFSA legen die tägliche Aufnahmemenge bei "0,2 Nanogramm (0,2 Milliardstel Gramm) pro Kilogramm Körpergewicht und Tag fest und ersetzten damit den bisherigen vorläufigen Wert von 4 Mikrogramm (4 Millionstel Gramm) pro Kilogramm Körpergewicht und Tag", wie es in der Stellungnahme des Instituts heißt. Damit wurde die tägliche Menge um das 20.000-fache herabgesetzt.

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Was ist nach der neuen EU-Regelung bei Verpackungen noch erlaubt?

Doch es gibt Entwarnung für diejenigen, die Angst haben, dass ihre Lieblingsprodukte nicht mehr erhältlich sind. Aktuell gibt es schon zahlreiche BPA-freie Verpackungslösungen, die den Richtlinien der Kommission entsprechen und nun verstärkt eingesetzt werden. Als weiterhin sicher gelten die Stoffe Polyethylen (HDPE, LDPE) sowie Polypropylen (PP) in der Beschichtung von Dosen, und anderen Lebensmittelverpackungen.

  • Verwendete Quellen:
  • Europäische Kommission: "EU-Staaten für Verbot von Weichmacher Bisphenol A in Lebensmittelkontaktmaterialien"
  • Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: "Bisphenol A"
  • BUND: "Hormongift aus der Konserve – Lebensmittel mit Bisphenol A belastet"
  • Stuttgarter Nachrichten: "Kommt ein Dosenverbot für Deutschland?
  • "
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