Globaler Handelsstreit
Die nächsten US-Zölle treten in Kraft: Trump wartete vergebens auf Anruf aus China
- Veröffentlicht: 09.04.2025
- 08:32 Uhr
- Michael Reimers
Die zweite Stufe von Trumps Zollpaket mit länderspezifischen Zusatz-Aufschlägen gilt seit 9. April. Auf Waren aus China erheben die USA jetzt 104 Prozent Sonderzölle. Auch Deutschland ist von zusätzlichen Zöllen in Höhe von 20 Prozent betroffen.
Am Mittwoch (9. April) sind neue US-Sonderzölle gegen zahlreiche Handelspartner in Kraft getreten. Für die EU betragen sie 20 Prozent, in einige Branchen gelten Aufschläge von 25 Prozent.
Die von US-Präsident Donald Trump verkündeten länderspezifischen Sonderzölle gelten seit Mitternacht amerikanischer Zeit (9. April, 6:01 Uhr MESZ). Seitdem erheben die USA auf Einfuhren aus zahlreichen Länder deutlich höhere Abgaben, insbesondere für jene Staaten, mit denen die USA nach Regierungsangaben ein besonders hohes Handelsdefizit haben.
Deutschland ebenfalls von US-Zusatzzöllen betroffen
Für jedes betroffene Land wurde ein individueller Zollsatz festgelegt, der neben klassischen Einfuhrabgaben auch andere Handelshemmnisse abbilden soll. Daraus leitet sich der entsprechende US-Zoll auf Importe aus diesen Ländern ab.
Deutschland wird dabei nicht einzeln aufgeführt, sondern fällt unter den Satz von 20 Prozent für die gesamte Europäische Union. Ökonom:innen zweifeln jedoch an der Berechnungsgrundlage für die Länderliste und kritisieren, dass sie auf teils fehlerhaften Annahmen beruhe.
Trump wartete auf Anruf aus Peking: China lenkt bisher nicht ein
Besonders hohe US-Sonderzölle gelten für China: insgesamt 104 Prozent Sonderzölle. Trump hatte zuletzt die ursprünglichen geplanten Zölle von 34 auf 84 Prozent erhöht. Er hatte damit auf die von Peking verkündeten Gegenzölle in Höhe von 34 Prozent reagiert. Die USA hatten seit Januar Waren aus China zunächst mit zusätzlichen Zöllen von 20 Prozent belegt. Bis zuletzt hatte Trump nach eigenen Angaben auf einen Anruf mit einem Verhandlungsangebot aus Peking gewartet.
Neben den besonders hohen generellen Sonderzöllen für China hat US-Präsident Donald Trump zusätzlich Zölle von 90 Prozent auf geringwertige Waren aus dem Land angeordnet - eine Verdreifachung der bisher vorgesehenen Abgaben für diese Artikel. Das geht aus einem Dekret hervor, das der Republikaner am Dienstagabend (8. April, Ortszeit) unterzeichnete. Ursprünglich wollte Trump Waren mit einem Wert von unter 800 Dollar (rund 724 Euro) ab dem 2. Mai mit einem Zoll von 30 Prozent belegen. Bisher waren solche Güter von Zöllen ausgenommen. Dank dieser Regel lieferten chinesische Online-Händler wie Temu und Shein in großem Stil ihre Produkte in die USA.
EU befürchtet Schwemme chinesischer Billig-Exporte
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen forderte China auf, eine Verhandlungslösung mit den USA zu finden. In einem Telefonat mit dem chinesischen Ministerpräsidenten Li Qiang betonte sie nach Angaben ihres Büros die Verantwortung Europas und Chinas für das internationale Handelssystem. Beide Seiten sprachen demnach auch darüber, wie von den Zöllen verursachte Handelsumlenkungen überwacht werden könnten. Die EU befürchtet, dass China Billig-Exporte nach Europa umleiten könnte.
Ein Sprecher des Außenministeriums in Peking sagte, China werde in einem Handelskrieg "bis zum Ende kämpfen". Die Regierung werde weiter energische Maßnahmen ergreifen. Das Handelsministerium sprach von einer Erpressung aus Washington und einem Fehler, der auf einen Fehler folge. Die Führung in Peking hatte zuletzt angekündigt, die verhängten Zölle von 34 Prozent in gleicher Höhe auf US-Produkte kontern zu wollen. Dies hatte an den internationalen Finanzmärkten zu massiver Verunsicherung geführt. Zuvor hatte China vergleichsweise moderat auf den von Trump ausgelösten Handelsstreit reagiert.
Meloni kündigt Trump-Besuch an
Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni will am 17. April in die USA reisen und Trump treffen. Das Verhältnis zwischen Meloni und Trump gilt als gut, die verhängten Zölle hatte sie aber als Fehler bezeichnet. Zugleich hatte sie die EU vor Gegenzöllen gewarnt und zu Gesprächen aufgerufen.
Die EU hat zwar erklärt, sie sei dafür offen, dennoch will sie noch diese Woche Gegenmaßnahmen beschließen. Für Gespräche über den Zollkonflikt wäre eigentlich der EU-Handelskommissar zuständig. Italien hat derzeit auch nicht die EU-Ratspräsidentschaft inne. Nach Deutschland und Irland hat Italien in der EU den drittgrößten Handelsüberschuss mit den USA.
Südkorea und Thailand lenkten bereits ein
Während China hart blieb, haben fast 70 Staaten laut den USA Verhandlungen angeboten. Nach Trumps Drohungen hatte etwa Südkorea eine Delegation in die Vereinigten Staaten entsandt. Die Dinge sähen gut aus, teilte Trump mit. Ein großartiges Abkommen sei möglich. Zuvor hatte er mit Südkoreas Präsident Han Duck Soo telefoniert.
Thailands Regierung kündigte bereits an, mehr Waren aus den USA zu importieren und selbst einige Zölle auf US-Produkte zu senken. Innerhalb von zehn Jahren soll die Handelsbilanz ausgeglichen werden. Indonesien machte ebenfalls Zugeständnisse, unter anderem weniger Abgaben auf Elektronikprodukte und Stahl.
Bereits am Samstag war der erste Schritt des US-Maßnahmenpakets in Kraft getreten: pauschale Importzölle von zehn Prozent auf Waren aus allen Ländern. Trump hatte die Pläne davor bei einer Veranstaltung im Rosengarten des Weißen Hauses präsentiert: unter dem Titel "Tag der Befreiung". Nach dem US-Vorstoß kündigten mehrere Länder Gegenmaßnahmen an. Andere setzen auf Verhandlungen.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa
- Nachrichtenagentur Reuters