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Lage im Überblick

Deutsch-israelische Geisel tot aus dem Gazastreifen geborgen

  • Aktualisiert: 05.12.2024
  • 10:51 Uhr
  • dpa
Angehörige und Familien der Geiseln fordern die Freilassung der Verschleppten.
Angehörige und Familien der Geiseln fordern die Freilassung der Verschleppten.© IMAGO/Agencia EFE

Noch immer werden Dutzende Entführte in Gaza festgehalten. Während die Bemühungen um ihre Freilassung weitergehen, ist ein Ende des Krieges nicht in Sicht. Amnesty wirft Israel Völkermord vor.

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Inhalt

Israelische Einsatzkräfte haben die Leiche einer deutsch-israelischen Geisel im umkämpften Gazastreifen geborgen. Die sterblichen Überreste Itay Svirskys seien zurück nach Israel gebracht worden, teilte die Armee mit. Bereits Anfang des Jahres hatte Israels Militär bekanntgegeben, dass der 38-Jährige in Gefangenschaft von seinen islamistischen Entführern ermordet worden sei. Er war demnach am 7. Oktober vergangenen Jahres beim Überfall der Hamas und anderer Terroristen aus dem Kibbuz Beeri in der Nähe des Gazastreifens entführt worden. Svirskys Eltern seien damals ermordet worden.

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Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sprach am Abend von einem "schweren Verlust der Familie". Svirsky hatte laut der deutschen Botschaft in Israel neben der israelischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft. Die Rückführung seiner Leiche zur Bestattung in Israel sei ein "wichtiger Abschluss für seine Familie", erklärte das Forum der Geisel-Angehörigen. Rund 100 Entführte seien aber noch immer nicht aus dem Gazastreifen herausgeholt worden, und viele von ihnen noch am Leben. Alle Verschleppten müssten "unverzüglich freigelassen" werden, forderte das Forum.

Israel hält Geisel-Deal jetzt für möglich 

Israels Verteidigungsminister Israel Katz sieht die Möglichkeit für ein Abkommen mit der Hamas. "Es besteht eine Chance, dass wir dieses Mal tatsächlich einen Geisel-Deal voranbringen können", sagte Katz nach Angaben seines Büros beim Besuch eines Luftwaffenstützpunktes im Zentrum des Landes. Grund sei, dass der Druck auf die Hamas unter anderem wegen der Schwächung der mit ihr verbündeten Hisbollah im Libanon zugenommen habe. 

Der designierte US-Präsident Donald Trump hatte der Hamas kürzlich gedroht: Sollten die Geiseln nicht vor seinem Amtsantritt am 20. Januar freikommen, werde für jene, die für die Gräueltaten in Nahost verantwortlich seien, die "Hölle los sein". Was genau er in dem Fall unternehmen würde, ließ Trump offen.

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Neue Bemühungen um Waffenruhe

Nach US-Angaben laufen derzeit erneut Bemühungen um eine Waffenruhe und die Freilassung der Geiseln. Eine Hamas-Delegation weilte Medienberichten zufolge kürzlich in Kairo, um neue ägyptische Ideen für einen Deal zu diskutieren. Ägypten war neben Katar und den USA in den vergangenen Monaten als Vermittler in die Verhandlungen involviert gewesen, da Israel und die Hamas aus Prinzip keine direkten Verhandlungen miteinander führen. 

Im Video: Israel bombardiert trotz Waffenruhe Ziele im Libanon

Terroristen der Hamas und anderer Gruppen hatten am 7. Oktober vergangenen Jahres insgesamt mehr als 250 Menschen aus Israel in das abgeriegelte Küstengebiet verschleppt. Rund 1.200 Menschen wurden bei dem beispiellosen Terrorüberfall getötet. Es war der Auslöser des Gaza-Krieges.

Im Zuge einer Waffenruhe Ende November 2023 ließ die Hamas 105 Geiseln frei. Im Gegenzug entließ Israel 240 palästinensische Häftlinge aus Gefängnissen. Einzelne Geiseln wurden seither vom Militär befreit, mehrere tot geborgen.

Die Verhandlungen über eine neue Waffenruhe und die Freilassung weiterer Geiseln blieben seither erfolglos. Israel geht weiterhin massiv mit Bodentruppen und Luftangriffen gegen die Hamas in Gaza vor. Laut der von der Terrororganisation kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden seit Beginn des Krieges vor fast 14 Monaten mehr als 44.500 Menschen in Gaza getötet. Die nicht unabhängig überprüfbaren Angaben unterscheiden nicht zwischen Zivilisten und Kämpfern.

Amnesty International wirft Israel Völkermord vor

Amnesty International wirft Israel Völkermord an den Palästinensern im Gazastreifen vor. Die israelische Armee habe im Zuge ihrer Militäroffensive Kriegsverbrechen begangen und absichtlich Leid und Zerstörung über die Menschen in dem dicht besiedelten Küstengebiet gebracht, teilte die Menschenrechtsorganisation mit. Sie legte einen fast 300 Seiten langen Bericht dazu vor. Israel "hatte und hat die klare Absicht, Palästinenser im Gazastreifen auszulöschen", sagte Amnestys internationale Generalsekretärin Agnès Callamard in Den Haag. Israels Regierung weist solche Vorwürfe stets zurück und betont das Recht des jüdischen Staates auf Selbstverteidigung. 

Bei einem israelischen Luftangriff im Norden des Gazastreifens gab es am Abend palästinensischen Angaben zufolge erneut mehrere Todesopfer. Mindestens zehn Menschen seien bei der Attacke auf Häuser in der Stadt Gaza getötet und 15 verletzt worden, hieß es aus medizinischen Kreisen. Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa meldete unter Berufung auf Augenzeugen 25 Tote. Auch diese Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Israels Militär teilte auf Anfrage mit, es gehe den Berichten nach.

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Palästinenser berichten von Dutzenden Toten 

Auch im südlichen Abschnitt des abgeriegelten Küstenstreifens wurden am Abend laut Mitarbeitern eines Krankenhauses mindestens 20 Menschen getötet und weitere verletzt. Israels Armee habe in Al-Mawasi bei Chan Junis Zelte Vertriebener getroffen, teilten Beschäftigte der nahegelegenen Nasser-Klinik mit. Darunter seien fünf Minderjährige.

Israels Armee teilte auf Anfrage mit, ranghohe Hamas-Mitglieder in dem Gebiet angegriffen zu haben. Die Hamas verstecke sich in der humanitären Zone und missbrauche Zivilisten als Schutzschild. Laut dem Wafa-Bericht sollen im Laufe des Tages insgesamt 76 Palästinenser bei Angriffen und Kämpfen ums Leben gekommen sein. Auch diese Angaben beider Seiten ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Zehntausende fliehen vor Kämpfen in Syrien

Derweil dauern auch die Kämpfe zwischen islamistischen Rebellen und Regierungstruppen im nahegelegenen Bürgerkriegsland Syrien an. Rund 150.000 Menschen sind nach UN-Angaben bereits auf der Flucht.

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Mitte vergangener Woche hatte eine Allianz Aufständischer unter Führung der Islamistengruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) eine Offensive im Nordwesten Syriens begonnen und am Wochenende die Kontrolle über Aleppo übernommen, die zweitgrößte Stadt des Landes. Da die Regierung von Präsident Baschar al-Assad durch den Vormarsch der Rebellen überraschend in die Defensive geraten ist, befürchtet Israel ein verstärktes Engagement des Erzfeindes Iran in der Region. Die Führung der Islamischen Republik unterstützt auch die Hamas und die Hisbollah-Miliz im Libanon.

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