SPD-Politikerin und Juristin
Christine Lambrecht: Die ehemalige Verteidigungsministerin im Porträt
- Aktualisiert: 13.02.2024
- 11:55 Uhr
- Michael Reimers
Nur etwas länger als 13 Monate arbeitete die SPD-Politikerin Christine Lambrecht als Bundesministerin der Verteidigung. Bis zu ihrem Rücktritt am 16. Januar 2023 war sie viel Kritik ausgesetzt. Alle Informationen zu der Sozialdemokratin.
Steckbrief
- Name: Christine Lambrecht
- Beruf: Politikerin, Rechtsanwältin
- Geburtstag: 19. Juni 1965
- Geburtsort: Mannheim
- Wohnort: Berlin
Christine Lambrecht wurde am 19. Juni 1965 in Mannheim geboren. Die Politikerin wuchs als Einzelkind in Viernheim auf und schloss 1984 ihr Abitur an der Albertus-Magnus-Schule ab. Anschließend studierte sie Jura an der Universität Mannheim sowie an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. 1992 legte Lambrecht ihr erstes juristisches Staatsexamen ab.
Während ihres Referendariats am Landgericht Darmstadt absolvierte sie 1995 auch noch einen Aufbaustudiengang zur Magistra der Verwaltungswissenschaften an der Deutschen Verwaltungshochschule in Speyer. Ihr zweites juristisches Staatsexamen legte sie ebenfalls 1995 ab. Von 1992 bis 1998 war Christine Lambrecht außerdem Dozentin für Handels- und Gesellschaftsrecht an der Berufsakademie Mannheim. Als selbstständige Rechtsanwältin arbeitete Lambrecht ab 1995 in ihrer Heimatstadt Viernheim.
Schon seit dem 17. Lebensjahr Mitglied der SPD
Bereits während ihrer Jugendzeit engagierte sich Christine Lambrecht politisch. Im Alter von 17 Jahren trat sie in die SPD ein. 1985 wurde sie Mitglied der Stadtverordnetenversammlung Viernheim und war von 1987 bis 2001 Vorsitzende. Als Abgeordnete zog sie 1998 in den Bundestag ein und war Mitglied des Arbeitskreises zur Umsetzung des Atomausstiegs. 1998 und 2002 errang sie ein Direktmandat im Wahlkreis Bergstraße.
Lambrecht wurde in der 15. Wahlperiode des Deutschen Bundestages (2002 bis 2005) ordentliches Mitglied des Rechtsausschusses sowie Sprecherin für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung. Zudem war sie stellvertretende rechtspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion.
Von 2005 bis 2009 war sie Mitglied im Ältestenrat des Deutschen Bundestages, im Anschluss bis 2011 nahm Lambrecht die Position der rechtspolitischen Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion ein, deren stellvertretende Vorsitzende sie wurde und bis 2013 blieb. Seit Mai 2011 war Christine Lambrecht im Vermittlungsausschuss vertreten. Mit der Bundestagswahl 2013 wurde sie bis September 2017 erste Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion.
Christine Lambrecht wurde im September 2017 erneut in den Deutschen Bundestag gewählt und übte von Dezember 2017 bis März 2018 das Amt der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden für die Bereiche Finanzen, Haushalt und Euro aus.
Von März 2018 bis Juni 2019 war die Politikerin parlamentarische Staatssekretärin für Finanzen. Im Juni 2019 beerbte Christine Lambrecht Katarina Barley und war bis Dezember 2021 Bundesministerin der Justiz und für Verbraucherschutz.
Von Mai bis Dezember 2021 übernahm sie das Amt der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Auf Vorschlag von Bundeskanzler Olaf Scholz wurde sie von Frank-Walter Steinmeier am 8. Dezember 2021 zur Bundesministerin der Verteidigung ernannt. Ein gutes Jahr später (16. Januar 2023) trat Lambrecht nach zahlreicher Kritik zurück.
Die monatelange mediale Fokussierung auf meine Person lässt eine sachliche Berichterstattung und Diskussion über die Soldatinnen und Soldaten, die Bundeswehr und sicherheitspolitische Weichenstellungen im Interesse der Bürgerinnen und Bürger Deutschlands kaum zu.
Christine Lambrecht, 2023
Lambrecht gibt gerne Einblicke in ihr Privatleben
Christine Lambrecht lässt die Welt gerne via Facebook und Instagram an ihrem Leben teilhaben und teilt über die Plattformen auch private Schnappschüsse. Die Anwältin ist Mutter eines Sohnes, Alexander kam im Jahr 2000 zur Welt. Die Erziehung übernahm die studierte Juristin trotz ihrer Politkarriere selbst. "Mein Sohn ist im Bundestag groß geworden", erzählte sie einst in einem Interview mit der "Zeit". In ihrem Privatleben musste Lambrecht auch schon einige Rückschläge erleben. Ihre Ehe mit dem SPD-Politiker und ehemaligen Bundestagsabgeordneten Hans-Joachim Hacker hielt nur vier Jahre. Das Paar war von 2015 bis 2019 verheiratet.
Das sind ihre politischen Ziele und Ansichten
Die SPD werde immer ihre "politische Heimat" sein, sagte Christine Lambrecht gegenüber der sozialdemokratischen Zeitung "Vorwärts''. Im selben Interview äußerte sie auch ihre wichtigsten politischen Ziele. Besonders wichtig seien ihr der Ausstieg aus der Atomkraft sowie der Kampf gegen Hasskriminalität und Rechtsextremismus. Am Herzen liegen Lambrecht vor allem auch die Rechte von Kindern. So sei sie enttäuscht gewesen, dass es nicht gelungen sei, die Kinderrechte im Grundgesetz zu verankern. Denn "Kinder haben eigene Bedürfnisse, sie sind keine kleinen Erwachsenen", ist sie überzeugt. Im Amt als Verteidigungsministerin wollte sie zudem die Bundeswehr modernisieren und Auslandseinsätze nach ihrer Notwendigkeit regelmäßig evaluieren lassen.
Des Weiteren setzte sich Lambrecht auch für die Mietpreisbremse ein. So äußerte sie zu Beginn ihrer Amtszeit als Bundesjustizministerin, dass Enteignungen privater Wohnungsunternehmen als "letztes Mittel" möglich sein sollten. Die Mietpreisbremse für Neuvermietungen werde um fünf Jahre verlängert und verschärft. 2019 sagte sie gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe: "Die Enteignung ist eine Möglichkeit, die im Grundgesetz verankert ist. Ich glaube, dass sie immer die Ultima Ratio – das letzte Mittel – sein muss. Deswegen loten wir alle Möglichkeiten aus, um die angespannte Situation auf dem Wohnungsmarkt zu verbessern."
Schon kurz nachdem sie im Jahr 2021 zur Verteidigungsministerin der Bundesrepublik Deutschlands ernannt wurde, kam die große Herausforderung des Ukraine-Krieges auf Lambrecht zu. Was die Lieferung von Waffen betrifft, vertritt sie eine klare Meinung: Deutschland hilft in Absprache mit den Alliierten zwar der Ukraine, sollte aber keine Alleingänge bestreiten. "Für die Bundesregierung ist klar, dass Deutschland nicht selbst Kriegspartei werden darf."
Die SPD-Politikerin reiste im Oktober 2022 das erste Mal seit Kriegsbeginn selbst in die Ukraine. Bei dem Besuch musste sie wegen eines Luftalarms zeitweise in einem Bunker Schutz suchen. Die ehemalige Ministerin zeigte Verständnis dafür, dass die Ukraine rasch in die NATO aufgenommen werden wolle. Sie sagte aber auch, dass für ein solches Verfahren bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden müssen. "Die NATO hat sich klar positioniert, wir werden keine Kriegspartei. Das haben wir schon zu Beginn dieses Konfliktes deutlich gemacht, und daran werden wir auch festhalten."
Die frühere Verteidigungsministerin musste sich schon viel Kritik stellen
Vor Kritik ist auch die frühere Verteidigungsministerin nicht gefeit. Für ihre Aussage, die Lieferung von 5.000 Helmen sei ein starkes Zeichen der Solidarität für die Ukraine, hagelte es Spott und Hohn. Allem voran von der Ukraine selbst. Bundeskanzler Olaf Scholz und die Außenpolitik versuchten Monate den Eindruck aus der Welt zu schaffen, Deutschland nehme Kiew und den Krieg nicht ernst. Ihr wurde außerdem vorgeworfen, bei der Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine auf der Bremse zu stehen.
In die Schlagzeilen kam Lambrecht im April 2022 durch eine Dienstreise nach Schleswig-Holstein. Die Politikerin hatte ihren Sohn Alexander im Helikopter mitgenommen. Lambrecht besuchte das Bataillon Elektronische Kampfführung 911 und ging im Anschluss mit ihrem Sohn in den Urlaub auf Sylt. Die Ex-Ministerin hatte nach Angaben ihres Ministeriums den Mitflug ihres Sohnes ordnungsgemäß beantragt und die Kosten voll übernommen. "Der Flug war in völliger Übereinstimmung mit allen Regeln und Vorschriften, und ich habe die Kosten für meinen Sohn voll übernommen – heute würde ich das anders entscheiden". Ihren Sohn habe sie gebeten, sich künftig sehr genau zu überlegen, was er veröffentliche. Der Sohn der SPD-Politikerin hatte Fotos von sich in dem Helikopter auf Instagram gepostet.
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So wurde ihre Arbeit als Ministerin scharf kritisiert. Bemängelt wurde, dass Lambrecht sich nicht eingearbeitet habe, keine konkreten Pläne entwickle und keine Leitungsklausuren, Generalstagungen oder Treffen mit NATO-Partnern durchführe.
Im Mai 2022 kam es zu Spekulationen über einen Wechsel auf einen anderen Kabinettsposten. Doch Lambrecht wehrte sich und sagte dem Nachrichtenportal "T-Online": "Ich habe die Aufgabe der Verteidigungsministerin übernommen. Und wer mich kennt, der weiß, dass ich übernommene Aufgaben auch erfülle."
Für Furore sorgte die Politiker auch, weil sie SPD-interne Informationen verraten haben soll - nämlich dass Bundesinnenministerin Nancy Faeser 2023 bei der hessischen Landtagswahl antreten wolle. So sagte sie in einem Interview mit "T-Online": "Ich setze darauf, dass Nancy Faeser im nächsten Jahr nicht nur Spitzenkandidatin der SPD in Hessen wird, sondern auch erste Ministerpräsidentin in Hessen."
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Fragen und Antworten zu Christine Lambrecht
- Verwendete Quellen:
- Deutscher Bundestag
- Vorwärts: "Christine Lambrecht: "SPD wird immer meine politische Heimat sein."
- Tagesspiegel: "Heute würde ich das anders entscheiden"
- T-Online: "Also habe ich gesagt: Stopp!"