UNESCO-Bericht
Bildungs-Verbot: 1,4 Millionen Mädchen in Afghanistan dürfen nicht mehr zur Schule
- Veröffentlicht: 15.08.2024
- 14:56 Uhr
- Kira Born
Zugang zu Bildung für alle ist seit der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan Geschichte. Nach Auswertungen der UNESCO haben Frauen und Mädchen ab der 7. Klasse keinen Zugang zu Schulen und Universitäten mehr.
Das Wichtigste in Kürze
Seit drei Jahren regiert wieder die Taliban in Afghanistan.
Seit der Machtübernahme der Terror-Miliz ist der Zugang zu Bildung für Mädchen stark eingeschränkt und dürfen nach der 7. Klasse nicht mehr zur Schule.
Nach eines Berichts der UN seien 1,4 Millionen Mädchen und Frauen von dem Verbot betroffen.
Seit der erneuten Machtübernahme der Taliban vor drei Jahren dürfen Mädchen und Frauen über 12 Jahren keine weitere Bildungseinrichtung mehr besuchen. Im März 2022 entschied die de-facto Regierung der Taliban ein temporäres Schulverbot für Mädchen einzuführen. Eines UNESCO-Bericht zufolge sind mindestens 1,4 Millionen Mädchen in Afghanistan von diesem Schulverbot ab der siebten Klasse betroffen. Dies seien rund 300.000 mehr Mädchen als bei der Zählung im April 2023, teilte die UN-Organisation mit.
"Afghanistan ist heute das einzige Land der Welt, das Frauen und Mädchen über 12 Jahren den Zugang zur Bildung verwehrt", sagt UNESCO-Generaldirektorin Audrey Azoulay. "Die internationale Gemeinschaft muss sich weiterhin mit aller Kraft für die bedingungslose Wiedereröffnung von Schulen und Universitäten für afghanische Mädchen und Frauen einsetzen."
Keine Rückkehr zu Universitäten und Schulen für afghanische Mädchen in Sicht
Schon vor dem Rückzug des Westens und der Machtübernahme der Taliban waren der Zugang zu Bildung problematisch. Drei von fünf Kindern, die in Afghanistan nicht zur Schule gingen, waren Mädchen, wie "UNICEF" 2023 angibt. Durch das Regime der islamischen Miliz verschärft sich die Bildungsituation weiter.
In der Vergangenheit hatten die Taliban angekündigt, Bildung für ältere Mädchen lediglich aussetzen zu wollen, bis nicht näher genannte Bedingungen dafür geschaffen seien. Die öffentlichen Aussagen vereinzelter hochrangiger Taliban für die Bildung von Frauen machten vor einiger Zeit Hoffnung.
Doch bislang wurde nichts in diese Richtung unternommen. "In nur drei Jahren haben die De-facto-Behörden zwei Jahrzehnte stetiger Fortschritte im Bildungsbereich in Afghanistan fast zunichte gemacht und die Zukunft einer ganzen Generation ist nun gefährdet", hieß es in dem Bericht.
Im Video: Enquete-Kommission stellt vorläufige Ergebnisse vor
Seit 2021: 53 Prozent weniger Studenten in Afghanistan
Ein weiteres Problem sei das von den Taliban auferlegte Unterrichtsverbot für Lehrerinnen an Jungenschulen. Dieses verschärfe den ohnehin bestehenden Lehrermangel. Seit 2021 sei außerdem die Anzahl der an Universitäten eingeschriebenen Studenten um 53 Prozent zurückgegangen, schreibt UNESCO. Der Mangel an Hochschulabsolventen werde die Entwicklungsprobleme in dem Land mit rund 40 Millionen Einwohner:innen weiter verschärfen.
"Alle Kinder haben es verdient, zur Schule zu gehen. Dies ist der sicherste Weg, um das Land auf einen sichereren Weg in Richtung Frieden und Wohlstand zu bringen, den die Menschen in Afghanistan verdienen", sagte die Exekutivdirektorin des UN-Kinderhilfswerks, Catherine Russell.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa
- UNGEI: "UN Girls’ Education Initiative calls to action on Afghanistan"